Patina vs. Hochglanz NEU

  • Ich habe mein Schanier an der Kofferklappe mit einem ganz normalen Klarlack aus der Spraydose lackiert.

    Hat bis jetzt 3 Winter gehalten.

  • Diese Technik ist geeignet für Schüttgut. Der "Lack" befindet sich in einem Tank, der nach oben hin geöffnet ist, im weitesten Sinne wie ein Topf. Er ist Teil einer Zentrifuge, die Teile werden in Körben in den Lack getaucht und mit definierten Parametern, je nach Teilegeometrie, abgeschleudert und im Ofen eingebrannt. Es gibt eine Vielzahl an Produkten, abgestimmt auf die Anforderungen. Diese gehen von Chemikalienbeständigkeit bis hin zu Reibwerteinhaltung, was z.B. für Radmuttern besonders wichtig ist. Von Silikatbasis über organisches Material in Lösemittel- oder Wasserbasiert für galvanische Zink- und Zink-Nickelschichten. Mit sowas rostet dir so schnell keine Schraube mehr.

    Ich wüsste auch nicht, wie man das sonst realisieren sollte: Schraubenköpfe in eingebautem Zustand übernebeln?

  • Und der punktuell hohen Flächenpressung z.B. an den Flanken der Schraubenköpfe hält die Schicht stand?

    Wie dick ist die denn, kommt es in Gewinden zu Problemen wenn beide Teile damit behandelt wurden?

  • Ja, die Schicht hält stand. Die Schichten sind zwischen 0,5 und 1,5 µm dick und können, wenn die Anforderungen besonders hoch sind, auch mehrmals aufgebracht werden. Probleme in Gewinden gibt es keine, du hast die positive Eigenschaft, Kontaktkorrosion zu vermeiden bzw. zu reduzieren.

  • Man kann es hochwissenschaftlich angehen oder einfach ganz pragmatisch das tun, was aus der Erfahrung heraus hält.


    Und da nehm ich mir lieber meine paar Teile, entfette nochmal, lackiere über und fertig bin ich. Ob diese zusätzliche Schutzschicht dann in der Theorie länger oder kürzer hält, ist mir solange weitgehend egal, wie sie in der Praxis das tut, was sie soll.


    Ich habe z.B. auch einen mit Klarlack versehenen Heizungsgeräuschdämpfer. Noch nichtmal 2K - nur 1K hitzefest. Und Ruhe ist - kein Gammel mehr. Ob das unter Laborbedingunen etwas taugt? Mir egal - ich sehe, daß es in der Praxis deutlich länger hält als ohne.


    :zwinkerer:

  • Probleme in Gewinden gibt es keine, du hast die positive Eigenschaft, Kontaktkorrosion zu vermeiden bzw. zu reduzieren.

    Ich denke was Steffen meint, habe ich manchmal auch schon ohne das da nochwas zusätzlich raufkommt. Wenn ich neu verzinkte Schrauben und Muttern verwende, so kommt es ab und an vor das ich mal ein Gewinde in einer Muter nachschneiden muß, um die Schraube überhaupt schadfrei ohne fressen rein zu bekommen. Wenn dann noch zusätzlich eine Beschichtung drauf ist, wie soll das gehen?

  • Die Beschichtungen auf Gewindeteile haben auch meist einen Gleiteffekt, somit soll gerade dort das Fressen und die Zerstörung der schützenden Zinkschicht verhindert werden, gerade bei Feuerverzinkung ist es ein Muss ab einen bestimmten Durchmesser.

  • Hallo,


    wenn verzinkte Schrauben fressen, ist die Schichtdicke (punktuell) viel zu groß und der Prozess zu optimieren.


    Ich denke mal, wenn Passteile anschließend noch weitere Behandlungen bekommen, achtet man sehr auf die Einhaltung von Schichtdicken, um die Funktion nicht zu beeinträchtigen. Ich als Konstrukteur, der Passungen und Oberflächenbehandlungen inkl. Schichtdicken auf der technischen Zeichnung vorgibt, erwarte das jedenfalls von denjenigem Fertigungsbetrieb, welcher vom Einkauf als der Preiswerteste auserkoren wurde und den Zuschlag erhalten hat.

    Ansonsten müssen die Teile zurück zur Nacharbeit oder Neufertigung.


    Wir arbeiten allerdings bei Verzinkungen fast ausschließlich mit galvanischen Beschichtungen. Und da hat uns das Chrom(IV) - Verbot mittlerweile auch eingeholt, weshalb nicht mehr "gelb" verzinkt wird.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

    Einmal editiert, zuletzt von bepone ()

  • das ich mal ein Gewinde in einer Muter nachschneiden muß, um die Schraube überhaupt schadfrei ohne fressen rein zu bekommen.

    DAS wäre dann z.B. ein richtiger Aufhänger für das Thema "was habt ihr denn für Galvanikbetriebe..."

    ?( und nicht, dass es oft schon schnell blüht. Denn die Schichtdicke hat zunächst mal keinen Einfluss auf Weißrostbildung. Klar hängt viel von der Art und Qualität der Passivierungs- und Chromatierungsbädern ab, aber eine galvnische Zinkschicht kann nunmal nur soviel wie sie kann. Und das ist i.d.r. nicht besonders viel. Stichwort NSST.

    Und einen Heizungsgeräuschdämpfer mit Schrauben zu vergleichen (am besten noch am Fahrwerk) - naja.


    Aber klar, sobald jemand mit was kommt, was ein anderer nicht kennt, wird es natürlich gleich als "Hochwissenschaftlich" abgetan. Es ist einfach Fakt, dass du so die besten Ergebnisse erziehlen könntest, wenn du wolltest ;) Darum frag ich nochmal: Legst du dann deine verzinkten Schrauben auf Halterungen, sprühst drüber, wartest, drehst sie und dann die andere Seite oder wie soll man sich das vorstellen? :/

  • wenn verzinkte Schrauben fressen, ist die Schichtdicke (punktuell) viel zu groß und der Prozess zu optimieren.

    Nein nein, dass kommt ja nur selten vor und liegt dann auch eher am Vorherzustand der Schraube ;) Sowas tritt auch eher bei Teilen auf, die vorher nie verzinkt waren. Da wäre z.B. Ausrückgabel und der Umlenkhebel. Die sind normal blank und wenn sie in der Galvanik waren, dann gibts da aufgrund der Zinkschicht schon mal Schwierigkeiten sie wieder zu vereinen.


    Und was ich mich noch frage, wenn ich eine zusätzliche Schutzschicht drauf hab, ist die auch unanfällig für meinen Schraubenschlüssel? Wenn das eine Form von Lack ist, geht der bei der Montage nicht kaputt, oder ist das was anderes?

    Könnte man auch nur diesen "Nachgalvanikschutz" auftragen, um einen vorhandenen Zustand zu konservieren? Quasi um eine vorhandene Patina einzufangen und so zu erhalten wie sie ist, ohne das sie weiter "patiniert"?


    Ich denke das Deli nach dem alles montiert ist, dann erst etwas Lack als zusätzlichen Schutz aufträgt, also bei Schrauben und Muttern, nicht beim Dämpfer?

  • Könnte man auch nur diesen "Nachgalvanikschutz" auftragen, um einen vorhandenen Zustand zu konservieren? Quasi um eine vorhandene Patina einzufangen und so zu erhalten wie sie ist, ohne das sie weiter "patiniert"?

    Das ist eine interessante Frage, die ich leider nicht beantworten kann.

  • Ich habe nie behauptet, daß ich Schrauben überlackiere...

    Wenn ich das wollte, würde ich nach der Montage den Pinsel nehmen. Bisher aber nie gemacht.


    Aber so Zeugs wie Halterung Waschwasserbehälte usw. - das kann man problemlos nochmal an den Drahthaken hängen, überpusten und gut is. Wenn man will - man muß ja nicht. Aber bei Winterbetrieb hilft's.
    Schrauben mit dem Heizungsgeräuschdämpfer vergleichen? Tut bitte wer? Ich nicht...
    Aber ich weiß, daß er überlackiert einfach länger gammelfrei bleibt - gerade im Winter.


    Das hat nichts damit zu tun, ob ich irgendwas kenne oder nicht und es muß deswegen auch keiner beleidigt sein...


    Ich weiß einfach, daß es funktioniert. Und mir genügt das eben.

    Ob das ein Ingenieurspublilkum gut findet oder wissenschaftlichen Prüfbedingungen standhält, spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle.

    Nicht mehr und nicht weniger.

  • Klar kann man - aber die meisten verzinkten Bauteile, die der salzigen Atmosphäre direkt ausgeliefert sind, dind halt Schrauben und nicht solche Komplexeren Blechteile.


    Ja dann frag ich mich, warum du den Heizungsgeräuschdämpfer hier als Beispiel nimmst: Der ist weder galv. verzinkt, noch Schüttgut, noch besonders gefährdet. Ja, warum soll das mit deinem 2K-Lack nicht klappen? Keine Einwände. Ist aber nicht für Schrauben anwendbar und hat nichts mit dem Verfahren zutun, dass ich hier erklärt habe.


    Ich bin auch nicht beleidigt, aber deine Aussagen à la ist mir alles egal was ihr macht, können schnell als "Was der Bauer nicht kennt..." interpretiert werden.


    Und von was sprichst du, von was du weißt, dass es funktioniert? Dein Klarlack aufm Schalldämpfer?

    Ich schreibe hier jedenfalls von was anderem X/

    Labortests sind dafür da, dass es in real auch klappt ;)

  • Bei allem Respekt, Deluxe, dass du bei deinen Schutzschichten auch Schrauben nicht ausschließt, hat sich aus dem Kontext heraus ganz automatisch ergeben. Das Ergebnis sind dann die vielen Fragen, die Aufgetaucht sind.


    Schrauben sind das, was als erstes "gammelt" und "festkeimt", unschön aussieht und Ärger bei der Demontage macht. Wen interessiert denn, dass der Heizungsgeräuschdämpfer angegriffen wird? Den kann man auch ganz einfach mit einem beliebigen Korrosionsschutzöl versehen und / oder nach der Winterperiode kurz drüber putzen. Da braucht es nicht mal eine Lackierung - er ist schließlich auch nicht so direkt der Bestrahlung mit korrosiven Medien ausgesetzt wie etliche Teile in Unterboden-Nähe.



    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Edelstahl z.b. an Fahrwerk und Bremsen? Das sind ja die Bereiche, wo der meiste Gammel auftritt. Kenne genug Leute, die am Moped alles Schrauben aus Edelstahl verbaut haben und sich nach einen Halben Jahr auf die Fresse gepackt haben, weil eine Wichtige hoch belastete Schraubverbindung gebrochen ist.

  • Edelstahlschrauben. Bisschen Fett ans Gewinde damit sie nicht fressen und gut ist.

    Eben. Ich montiere sogar ohne Fett und mir ist noch nie eine fest gegangen. Habe nicht so gerne Fett am Gewinde zwecks Lösen durch Vibrationen/veränderter Reibzahl usw.



    Und an die hochfesten Fahrwerksstahlschrauben kann man immer noch n bisschen Fett oder Mike Sanders machen (von außen). Dann rosten die auch nicht mehr so schnell.


    Diesen Metallschutzlack teste ich. Warum? Weil ich bei einigen Teilen gerne die verzinkte Optik beibehalten würde anstatt Lack drüber zu blasen.


    Edelstahl z.b. an Fahrwerk und Bremsen? Das sind ja die Bereiche, wo der meiste Gammel auftritt. Kenne genug Leute, die am Moped alles Schrauben aus Edelstahl verbaut haben und sich nach einen Halben Jahr auf die Fresse gepackt haben, weil eine Wichtige hoch belastete Schraubverbindung gebrochen ist.

    Man muss eben auch die richtige Qualität der Edelstahlschraube nehmen. Ich habe sowas noch nie gehört in meinem Umkreis. Und eine 80er Edelstahlschraube ist nahezu so belastbar wie eine 8.8er. Da passiert gar nichts.


    Hoch belastete Schraubverbindungen sollte man natürlich aus Stahl nehmen. Gibt zwar auch Edelstahlschrauben mit der Festigkeit, aber die will ich nicht bezahlen müssen.

  • Wo hast du z.b. an der S51 Hochfeste Schrauben. Auch Edelstahlschrauben gibt es in verschiedenen Härtegraden.