Patina vs. Hochglanz NEU

  • Beitrag von Tim ()

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  • Da bin ich ja froh das ich von Anfang an bei meinen baligelben von "Aufarbeitung" geschrieben hab und das Wort Restauration nie benutzt hab :)

    Dann darf ich also ab jetzt Konservieren auch benutzen? Nö, eher abdichten damit das ganze Fett nicht rausläuft :)

  • Ich hab mich der Disskussion damals durch die Verwendung des Begriffes "Generalreparatur" entzogen, wobei bei Sam der Originalzustand ja nie zur Debatte stand.


    Zum eigentlichen Thema: Saubere sprachliche Unterscheidung vermeidet so manche sinnlose Diskussion, die nur auf definitorischen Problemen beruht. Bei der eigentlichen Entscheidung kommt es eben doch immer auf den Zustand an.


    Ich persönlich finde ja, das eine werterhaltende (oder sogar "wertsteigernde Konservierung") wie z. B: Heckis blaue Murmel wesentlich aufwändiger und auch teurer ist (wenn man mal die Arbeitsstunden mitrechnet) als ein gescheiter Neuaufbau. Findet von mir deshalb auch mehr Beifall.


    Wobei, Begrifflichkeiten: nach Definition kann eine Konservierung ja schon mal keine Reparaturen enthalten, die dann nämlich den Fund-Zustand ändern. Wir sollten dann doch davon ausgehen, dass jedes Arbeiten an "Scheunenfunden" eine Mixtur aus Konservierung und Restaurierung ist. Je nach Vorlieben so im Verhältnis 10/90 oder 90/10 ;)


    PS: Klugscheißermodus: Restaurierung. Nicht Restauration. Restauration ist ein politischer Vorgang. :D

  • So einfach ist es halt auch wieder nicht. Wie das Beispiel der zerbrochenen Skulptur oder des Korbes aus Wikipedia anschaulich macht, ist Restaurieren nach dortiger Definition eben nicht die Wiederherstellung eines Neuzustandes. Eine zerbrochene Skulptur, die man wieder zusammenfügt, trägt die Spuren ihrer Zerstörung und ihrer Zusammenfügung sichtbar. Das ist es gerade, was als "Respekt für das Original" gemeint ist, Stichwort Reversibilität. Das vollständige Sandstrahlen und Neulackieren eines historischen Fahrzeugs mag ein schönes Ergebnis erzeugen, eine Restaurierung ist es aber nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht, denn es wird einfach ein scheinbar werksneuer Zustand hergestellt, der weder reversibel ist noch die Geschichte des Gegenstandes erkennen läßt. Toni hingegen konserviert das Moped ja nicht bloß im Fundzustand, er versetzt es aus einem geschichtlich bedingt unbrauchbaren Zustand reversibel in einen brauchbaren Zustand, der, wie es bei Wikipedia so schön heißt "Wahrnehmung, Wertschätzung und das Verständnis für das Objekt fördert", denn ein fahrendes Moped ist besser als ein Haufen festgerosteter Teile. Und dennoch erzeugt das Objekt nicht den -falschen- Eindruck, es habe unmittelbar nachdem es 1938 das Werk verlassen hat, bis heute in einer Klimakammer ohne Benutzung gestanden.

  • Das vollständige Sandstrahlen und Neulackieren eines historischen Fahrzeugs mag ein schönes Ergebnis erzeugen, eine Restaurierung ist es aber nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht, denn es wird einfach ein scheinbar werksneuer Zustand hergestellt, der weder reversibel ist noch die Geschichte des Gegenstandes erkennen läßt.

    Das ist deine Ansicht, die ich aber nicht vollumfänglich teile. Für den Moment mag das stimmen, aber das Fahrzeug wird ja weiter "leben". Und wenn ich es heute strahle und mit originalem DDR Lack bearbeite, wie sieht das dann in weiteren 50 Jahren aus?

    Und gehen wir ferner mal von einer sehr detailverliebten Arbeit aus, bei der versucht wurde so dicht wie es geht am Original zu bleiben, wirst du bei diesem Auto, das 1964 vom Band gelaufen ist und 2010 restauriert wurde, im Jahre 2065 noch erkennen, dass er mal lackiert wurde?


    Und wenn wir bei unserem Trabant bleiben, wer kann heute schon sagen wie es 1964 beim ersten 601 wirklich war? Wieviele Referenzfahrzeuge gibt es? Wer kann wirklich behaupten, seiner ist am originalsten bzw. am "unberührtesten"? Und damit meine ich nicht nur den Lack ;)

  • Fackt ist ja, das die heutigen sehr gut Restaurierten Fahrzeuge so in Zwickau nicht vom Band gelaufen sind . Wir achten heute viel mehr auf details die damals einfach im Werk nicht beachtet wurden.

  • Aktuell geht ja der Trend deutlich zur Konservierung, aber auch nur weil viele eben der Ansicht sind, dass dies die günstigere Alternative zum Restaurieren ist.

    Ist das so?

    Ich denke eher, dass es als ästhetisch und wahrhaftig empfunden wird.


    Und ich behaupte auch, dass nicht jede Patina gleich lieb gewonnen ist.

    Schäden, wie Kratzer von Garageneinfahrten, dürften z.b. nicht so viel Gegenliebe erfahren, wie Strukturänderungen durch Witterung.

    Das gefühlte Maß aller Dinge scheint ein Lack, der unter viel Sonneneinstrahlung litt und ausgeblichen ist, oder unter dem bereits wieder Grundierung zu sehen ist. Wie ist das Ansehen von sich abhebenden Klarlackschichten?


    Zum Thema Restaurierung: Den Werkszustand herzustellen ist nicht so einfach. Gerade, wenn man alles neu macht.
    Weil man nicht mehr mit den Mitteln von anno... arbeitet. Lackqualität, Phosphatierung, Antidröhn, Haubenmatte, Niete, Schweißverfahren, Gummidichtungen(->Fenster, grau), Fahrwerksbuchsen, Bremsbeläge, etc. p.p.
    Für einiges kann man auf alte Lagerware zurückgreifen, andere Dinge muss man als Prototyp oder in Kleinserie fertigen lassen, am besten auf die gleiche Art und Weise, wie anno... . Wieder andere Dinge kann man nicht wiederherstellen.

    Und dann ist die Frage, wie viele Details unwiderruflich abhanden kommen - bewusst wie unbewusst - Klebezettel aus dem Karo-Bau, Wachsmarkierungen (ist ein Nachbilden schon Urkundenfälschung?), ...


    So gesehen ist es authentischer, soviel beizubehalten, wie möglich. Und vielleicht ist es auch doch "günstiger", aber mit mehr Eigenarbeit verbunden.


    Vor allem aber, und das nehme ich als weitläufige Meinung wahr, ist ein sichtlich (in gewissem Rahmen) gealtertes Fahrzeug, ein authentischer Zeitzeuge.


    Wenn man einem Auto jeden demontierten Kotflugel, jeden nachgebesserten Steinschlag etc. ansieht, ist es, wie einem Menschen ins Gesicht zu sehen. Die Jahre zeichnen sich ab und es wirkt natürlich, lebendig.


    Nächster Aspekt: Aus beinahe jeder Basis kannst du ein Objekt "besser als Werksneu" zaubern. Aber eine Basis, die "konserviert" wird, ist schwerer zu finden und deutlich seltener, also ein "Glücksgriff".


    Natürlich wird auch ein jetzt restauriertes Objekt in 20 Jahren seine Patina bekommen und ein Zeitzeuge sein. Die Frage ist doch, welche Zeit du bezeugen möchtest: 1967 oder 2017?

  • Damals, als ich meinen Trabant, ich weiß jetzt nicht mehr wie ich das nennen darf, gedingsbumst habe, wollte ich einen quasi Neuwagen haben an dem ich lange Freude habe. Hat bislang ganz gut funktioniert.

    An ein Museumsexponat dachte ich zu keiner Zeit.

    Eher an ein im Alltag nutzbares und trotzdem noch vorzeigbares Auto.

    Warum bekommt die werksneue E-Karosse jetzt die fast gleiche Kur? Weil damals im Werk beim Karosseriebau nur gepfuscht wurde. Die Autos fuhren doch rostfrei keine 2 Jahre herum, dann begann das Debakel mit der braunen Pest. Und das will ich nicht.

    Diese Diskussion hier ist müßig wenn ich einen Trabant über einen längeren Zeitraum im Alltag bewegen will. Dann komme ich mit dem Werkszustand nicht weit.

  • Du hast deinen ja auch nicht restauriert. Fährst ja auch nur so eine Bastellkarre, Scheibenbremse, Mikuni...

    :P


    Je nach Basis, Verwendungszweck und Belieben macht doch eh jeder was er will.

    Darum geht es doch auch gar nicht.

  • Restauration ist evtl. auch eine kulinarische Auslegung.


    Und seit längerer Zeit wird eine Dampflok an Wasserkran und Kohlebansen restauriert....



    Nutzung - Originalität - Erhaltung bilden das gleiche Dreieck der unvereinbaren Dinge wie Rentabilität - Sicherheit - Liquidität.


    Es muss jeder seinen Schwerpunkt setzen, wie er mag.


    Naturgemäß scheitert die Erhaltung und Konservierung an der verfügbaren Menge an erhaltenswerten und konservierbaren Ausgangsmaterial.


    Und dies ist bei Zweirädern mit deutlich weniger Aufwand verbunden als bei komplexeren Konstruktionen....


    Schlussendlich: ich finde es sehr sexy, wenn Gundula Tutt ein halbes Jahr lang mit einem Skalpell einem Alvis den Originallack zurück gibt, aber hier handelt es sich dann um Einzelschicksale....

  • Technisch sollte ein Oldie immer Tiptop sein.

    Genau so ist es, egal ob Vollrestauration oder Erhaltung von Original Optik und Zustand, wenn ein Fahrzeug in der Öffentlichkeit bewegt werden soll, muss die Technik einfach passen und zuverlässig Funktionieren. Natürlich gibt es Fahrzeuge, dort möchte (kann) man den Original Optisch gealterten Zustand nicht Konservieren, da einfach zu viele gravierende Schäden vorhanden sind. Es ist aber schade um die Fahrzeuge, die Optisch Original schon sehr schön da stehen und dann muß man sie Überlacken, weil es ja noch "schöner" aussieht.

  • Sehr müßiges Thema...

    Ich hab beides gemacht, weil a sich die Gelegenheit bot und dann b ich beides einfach haben wollte. Bei dem komplett gemachten 500er ging's nicht anders, 3 Schichten Farbe waren mir einfach zuviel ;)

    Der andere sollte optisch so bleiben, anderes wäre aus meiner Sicht frevel gewesen.

    Tja und nun zerpflück ich meinen 1.1 gerade und mache so richtig Blingbling von, mit Galvanik, verbessertem Steuerriemensatz etc. Weil ich damit auch fahren will. Da muss dann auch der O-Lack beim Strahler weichen. ;)

  • Sehr müßiges Thema...

    Finde ich nicht, eher ein spannendes Thema und es zeigt auch ein wenig wer wie tickt. Aber ich bin ganz bei dir Thomas. :)


    Dabei stelle ich mir vor, ich würde versuchen meinen 1.1 wieder ans Original zu bringen, der schon als ich ihn bekam optisch Lichtjahre vom Original entfernt war.

    Ich denke für den Originalerhalt, ist wie Mossi so schön sagt, die Verfügbarkeit einfach schon zu gering. Und gerade beim Trabant ist es ja eher die Ausnahme, als die Regel, ein frühes Fahrzeug zu bekommen, das sowohl technisch als auch optisch nicht verändert wurde.


    Unabhängig der Definition, entscheidet am Ende des Tages der Besitzer was er macht, egal ob die anderen das dann gut finden oder nicht.

  • Wie tick ich denn :)

    Wenn sich jeder an bestehende Begrifflichkeiten hielte, gäbe es weit weniger Stoff zum diskutieren.

    Btw meine 601 bezeichne ich als weitgehend original, zumindest mein pastellgrüner ist da sehr weit dran.

    Und beide sind unrestauriert und es gibt keinen Grund da irgendwie dran zu gehen.

    Ich pflege überdurchschnittlich viel, das erhält ebenfalls. :)

  • Im Uhrzeigersinn:thumbup:


    Würdest du deinen Pastellgrünen im Alltag bei jedem Wetter fahren, dann würde das anders aussehen ;) Da kannst du dann soviel überdurchschnittlich pflegen wie du willst er wäre dann irgendwann doch für eine GR dran.


    Daher kommt es ja auch darauf an, mit welchem Nutzungsprofil man sein Fahrzeug bewegt.


    Meinen Kübel bin ich seit dem Abschluß der Restauration vor 3,5 Jahren gut 2000 km gefahren. Tendenziell wird das noch weniger. Wird auch überdurchschnittlich gepflegt und wird daher in den Jahren die er noch bei mir ist (geplant bis zum Lebensende) nie wieder eine GR brauchen.

    Bei der vorletzten Fahrt dieses Jahr, auf dem Rückweg vom Treffen (etwa 25km) kam ich doch unerwartet in einen Regen. Hat danach gut 8 Stunden gebraucht alles wieder trocken und sauber zu machen8)

  • Nicht hinnehmbar - für mich.

  • Also mir gefällt ein frisch lackiertes Auto besser wie eins wo der Lack schon 26 Jahre und älter ist.

    Die Leute die ich kenne die "originalen" Lack fahren, bei dehnen sind andere Teile min. genau so alt. Die trauen sich dann aber auch nicht weiter weg wie 50km vom Wohnort zu fahren. Sind aber stolz drauf das alles Original ist.

    Dann lieber alles neu.