Verschleissteile für später einlagern

  • Hallo zusammen


    Ich möchte hier mal ein Thema aufgreifen, welches mich schon länger beschäftigt und durch das aktuell diskutierte Auspuffanlagen-Thema genährt wurde.


    Ich denke, dass es den meisten Trabantfahrern klar ist, dass die aktuelle Ersatzteilversorgung (vor allem diejenige von Verschleissteilen) zur Zeit noch sehr luxuriös ist. Doch wie sieht das in ein paar Jahren (oder Jahrzehnten) aus? Ich denke, dass es illusorisch ist zu glauben, dass man dann mal schnell bei eBay eine regenerierte Kurbelwelle kaufen kann.. Also liegt der Entschluss nicht fern, dass es solche Teile für die Zukunft einzulagern gilt. Aber gerade im Bereich der Kurbelwellen wissen wir ja, dass diejenigen, die aus DDR Lagerbeständen stammen, Schäden an den Lagern haben und deshalb besser nicht mehr verbaut sondern regeneriert werden sollten.


    Wenn ich Trabi fahren möchte bis ich 80 Jahre alt bin und mit einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 10'000 km rechne, so brauche ich bis dann noch sieben Kurbelwellen (bei einer Lebensdauer des Motors von 80'000 km). Wenn ich die Jahresfahrleistung z.B. auf 3'000 km/Jahr reduziere, brauche ich immer noch mindestens 2 Kurbelwellen.


    Wie lagert man z.B. eine Kurbelwelle, sodass sie im Jahre 2050 schadenfrei eingebaut und dann auch gefahren werden kann?


    Wie verhält es sich mit anderen Teilen? Gibt es weitere heikle Teile, die man nicht einfach so in der trockenen Garage einlagern kann? Wie habt ihr vorgesorgt?


    Ich freue mich auf eine angeregte und lehrreiche Diskussion. :)


    Gruss
    Matthias

  • Zum Glück haben wir ein Grossserienfahrzeug. Aktuell sind allein noch in Deutschland ca. 30'000 Fahrzeugen zugelassen (in letzter Zeit steigen sie sogar). Wenn jetzt nochmals ein Drittel wegfällt, sind es immer noch 20'000. Weltweit gesehen kommen vielleicht nochmals 10'000 dazu. Da wird es wohl jederzeit genug Potential für eine Teilefertigung da sein. Eine Kurbelwelle kostet dann halt nicht 300 EUR, sondern 1200-1500. Die Teile wurden damals von Mensch und Maschine gefertigt und diese Möglichkeit wird es weiterhin geben, wohl einfach zu teureren Kosten. Die Frage ist einfach, WER sich das antun will. Dass der Staat bei jedem Teil 19% MwSt verdient, man aber dem Verkäufer/Produzent gefühlsmässig keine 10% gönnt, ist in unserer Szene nunmal leider recht verbreitet.


    Und jetzt geht es um die Kurbelwelle. Hast du genug Kurbelgehäuse, die 7 Kurbelwellen überleben?


    Deine Karosse wird auf die 560'000 km auch das eine oder andere Ersatzteil brauchen ;)


    Wahrscheinlich wird es in 15-20 Jahren wegen Ersatzteilpreise nicht mehr interessant sein, 10'000 km im Jahr abzureissen. Dann wirst du wohl oder übel auch den Trabant nur noch als "Genussfahrzeug" nehmen und auf die 3000 km pro Jahr kommen.


    Uns haben sie vor 15 Jahren in der Schule gepredigt, dass es ab 2030 kein Benzin mehr geben wird oder der Liter 5 CHF kosten wird. Aktuell sieht es nicht danach aus. Was wohl eher kommen wird, sind Einschränkungen in der Nutzung von Verbrennungsmotoren (siehe Umweltzone D, die ganze Sache geht jetzt auch in Frankreich los...). Dann fahren wir halt ab 2035 mit Elektroumbauten...

  • Alles was rosten und dadurch Schäden erleiden kann, sprühe ich mit FluidFilm voll und tüte es nach Möglichkeit ein. Wenn die Tüten zusätzlich vakuumiert werden würden, wäre das mMn noch besser.
    Vorsicht bei Gummiteilen, diese wiederrum vertragen Fett evtl. nicht auf Dauer. Müsste man mal testen. Besser wäre hierfür wahrscheinlich Silikonspray sowie eine dunkle und kühle Lagerung.

  • Was wir vor allem aus DDR-Zeiten lernen können, ist, daß es vor allem das Horten von Unmengen an Ersatzteilen war, was zur Verknappung führte.
    Alles, was an regenerierfähigem Material vorhanden ist, muß also im Wertstoffkreislauf bleiben. Heißt, daß man sich für den unmittelbaren Notfall zur Soforthilfe eben 1-2 Stück der sehr spezifischen Ersatzteile hinlegt (wenn überhaupt, zur Not muß das Auto eben auch mal vorübergehend stehen bleiben) und ansonsten muß man gucken, was der Handel bietet, was Clubs und Vereine organisieren können und was man selber organisieren/aufbereiten/anfertigen kann. Oldtimer halt.


    Die Fahrverbote werden ohnehin ein großes Problem.
    Solange Regierungen unter dem Deckmäntelchen des sog. Umweltschutzes beinahe jede Maßnahme durchdrücken können, sei sie volkswirtschaftlich noch so unsinnig, und solange jedes Mikrogramm Saharastaub als Industrieabgas umgedeutet und dazu genutzt wird, sinnlosem Aktionismus zu fröhnen und durch Fahrverbote Elektroautohersteller zu subventionieren, anstatt z.B. erstmal in Ballungsgebieten den SUV-Hype zu beenden und Anzeize zum bedarfsgerechten Autokauf zu schaffen, werden wir langfristig tatsächlich erstmal für "freie Fahrt" kämpfen müssen.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • der SUV Hype in Ballungsräumen wird durch die Feinstaubplakette schon eingedämmt. Ich war vor einem Monat auf einem Konzert in München. Mit meinen 14 Jahre alten BMW X5 dürfte ich nicht mehr nach München rein fahren. :(

  • Die Vakuumverpackung ist keine schlechte Idee. Aber ob sie sie einfach zu realisieren ist?
    Eine Kurbelwelle aus dem Jahr 198x muss keine Korrosionsspuren haben. Es kann sie geben, weil damals niemand mit einer Lagerung über Jahrzehnte gerechnet hat und zwischenzeitlich wahrscheinlich niemand die Lagerbedingungen kontrollierte. Ich habe genügend Beispiele, dass eine Kurbelwelle nach der langen Zeit perfekt funktioniert. Ebenso aber auch Beispiele für Korrosionsschäden. Die verdächtigen habe ich in einen Regenerierungsbetrieb gegeben. Bis auf zwei, waren alle in Ordnung. Eine (der neuerer Bauart) war nur ziemlich verharzt. Eine aus den 70er Jahren war wirklich etwas angerostet, aber zu retten.
    Von Vorteil ist auf jeden Fall eine Lagerung bei möglichst konstanten Temperaturen, um Kondensat zu reduzieren oder besser: zu verhindern. Außerdem sollte man harz- und säurefreies Feinmechaniköl verwenden.
    Ich lagere solche Teile nicht in der Garage, sondern im Haus. So sind die Temperaturunterschiede minimal.

  • Dann kaufen sich die Leute halt nen Neuen ... ist ja auch so gewollt, um die Hersteller zu subventionieren. Der Hype wird dadurch aber nicht beendet.


    Wenn ich sehe, was die Dinger allein an Parkraum verschlingen ... man müßte einfach ein Bonus- oder Strafsystem einführen, keine Fahrverbote oder sinnlose Plaketten. Personen pro Haushalt, berufsbedingt notwendig oder nicht usw, das könnten Kriterien sein. Wer dann trotzdem als Single nen Riesenkombi als Hobby fahren möchte, kann das tun, muß dafür aber einen kleinen Obulus zahlen.


    @V603
    Was zahlt man für einmal Begutachtung einer Altwelle?

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  • kann man eigentlich einen kompletten Motor mit Getriebe auch irgendwie lagern, ohne dass er Schäden davon trägt?

  • kann man eigentlich einen kompletten Motor mit Getriebe auch irgendwie lagern, ohne dass er Schäden davon trägt?

    Das ist etwas schwieriger. Im Getriebe müsste regelmäßig das Öl getauscht werden, und beide Aggregate müssten eigentlich auch ab und an warmlaufen (wie es im Auto auch wäre). Sonst kriegt man das rostverhindernd wirkende Öl nicht überall dorthin, wo es hinmuss.
    Außerdem werden diverse Dichtungen und Simmerringe auch nicht besser vom rumstehen/rumliegen.


    Besser ist es, die Teile vernünftig einzulagern und bei Bedarf mit neuen Dichtungen zusammenzubauen.

  • Eben, die Dichtungen sind das Problem. Sonst könnte man auch "unter Öl" lagern ... großer Bottich Feinmechanik/Rostschutzöl und hinein damit.

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  • Ich sehe das wie Gunnar, das Horten war und ist ein Problem bei der Ersatzteilversorgung, gerade wenn es um die älteren Modelle geht, bei denen eben nicht mehr alles hergestellt wird. Bei den Fahrleistungen heutzutage ist es nicht nötig sich alles doppelt und dreifach wegzulegen. Einen kleinen Vorrat kann man ja trotzdem haben. Von der Einlagerung, da unterscheiden sich bestimmt kaum die Meinungen. :)

  • Oder er hat bei seinem Trabi noch fünfstellige Jahresfahrleistungen.
    Mal die Gegenfrage, wer ist denn bereit, 3.000 Euro für 10 Kurbelwellen, 1.000 Euro für 10 Kolbensätze und ähnlich hohe Beträge für sonstige Teile auf Eis zu legen?

  • Der zählt nicht. :D


    Mal ehrlich, da sind 10.000 Euro schnell erreicht. Getriebeteile, Bremserei, Achsteile, Sitze, Stoßstangen, Elektrikteile...

    Einmal editiert, zuletzt von Hegautrabi ()

  • Oldtimer eben. Ist nunmal ein Luxushobby. Bei dem einen Oldtimer mehr, bei dem anderen weniger. Oldtimer/Trabant fährt man, weil man es will. Und weil man es sich leisten kann/können muß; in Zukunft noch mehr als jetzt.

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  • Da ist ja schon einiges gegangen. :)


    Es ist mir schon klar, dass sich in Zukunft die jährliche Kilometerleistung reduzieren wird. Ich wollte im ersten Post nur mal aufzeigen, wie hoch der Bedarf wäre, wenn sich die Nutzung nicht verändern würde. Auch wenn die Kurbelgehäuse bei mir nicht das Problem wären, so habe ich nicht im Sinn, in den nächsten Jahrzehnten eine halbe Million Kilometer mit meinem Trabi zu fahren. Ihr dürft also beruhigt sein. ;)


    Ich habe nicht im Sinn, Teile im grossen Stil zu horten, geschweige denn um daraus Profit zu schlagen - ist noch spannend, auf was für Ideen man mit der Hilfe des Forums noch kommen könnte. :D


    Es geht mir lediglich darum, realistisch in die Zukunft zu blicken. Bis in 20 Jahren wird sich der Bestand an Trabantfahrern bestimmt reduzieren. Einerseits werden die Alltagspappenfahrer wohl verschwinden, andererseits gibt es auch in unserer Szene Senioren, die irgendwann nicht mehr Autofahren werden. Ob sich für alle diese Trabis ein Liebhaber findet, der sie weiter pflegt wage ich zu bezweifeln. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass sich die Nachfrage nach Ersatzteilen reduzieren und die Produktion deshalb auch nicht mehr interessant sein wird. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob man 2040 wirklich noch Kurbelwellen kaufen kann.


    Stückzahlen: Ich überlege mir, 2 Kurbelwellen aufzuheben. Ich denke von "Horten" kann da noch nicht die Rede sein.


    Deshalb die Frage: Wie lagert man das?
    - In Öl einlegen fällt wg. der Dichtung raus (siehe Gunnar, Post 10)


    - Mit Küchenmaschine Vakuumieren?
    - Fluid-Filmen stelle ich mir bei KW-Lagern schwierig vor. (siehe Jenson, Post 3)

  • Eine einzelne Kurbelwelle solltest du doch problemlos in Öl einlegen können. Da ist ja nun noch keine Dichtung dran. Bis auf die Dichtungen selbst betrifft das so gut wie alle Einzelteile des Motors.


    Ja, ich horte Teile und ja, ich habe fest vor noch 40 Jahre Trabi fahren zu können - aktuell durchaus täglich und mit 5-stelligen Fahrleistungen im Jahr. Mal sehen wie lange es mir dann tatsächlich gelingt noch mit der geliebten Pappe mobil zu bleiben. Dabei muss für mich nicht jede Schraube original sein und meine Autos sind auch keine Museumsstücke. Aber das Lebensgefühl will ich mir so lange es geht erhalten.


    Die Diskussion hier finde ich auf jeden Fall sehr spannend und ich überlege schon länger wie eine sinnvollere Strategie beim Horten aussehen würde. Bisher habe ich eben bei Schnäppchen und Gelegenheiten zugeschlagen - zum Beispiel Hobbyaufgaben. Wenn ich sie benötige, bin ich aber durchaus auch bereit anständige Preise für qualitativ gute Ersatzteile zu zahlen. Leider werden die aber immer seltener. Ich bin gespannt wie das weiter geht.


    Gruß, Felix

  • Eben. Einzelne Wellen kann man problemlos in Öl lagern, wenn man das möchte.


    Dann vielleicht noch eine Erfahrung von vor 9 Jahren. Da hatte ich ja mal eine 500er Welle regenerieren lassen bei Kexel. Die üblichen Regenerierbetriebe machen das ja nicht, nur 601er letzte Bauart.


    Der ursprüngliche Kostenvoranschlag waren 900€+MwSt, am Ende waren es aber "nur" etwas über 700 incl. MwSt.


    Was ich damit sagen will: wenn die üblichen Betriebe nicht mehr regenerieren, weil das "in Serie" nicht mehr geht oder nicht mehr lohnt, gibt es immer noch andere Betriebe, die auch bei solchen Einzelfällen noch helfen können. Es muß also nicht immer gleich ne Neuproduktion für 1000...2000€ sein.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
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  • Es geht mir lediglich darum, realistisch in die Zukunft zu blicken. Bis in 20 Jahren wird sich der Bestand an Trabantfahrern bestimmt reduzieren. Einerseits werden die Alltagspappenfahrer wohl verschwinden, andererseits gibt es auch in unserer Szene Senioren, die irgendwann nicht mehr Autofahren werden. Ob sich für alle diese Trabis ein Liebhaber findet, der sie weiter pflegt wage ich zu bezweifeln. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass sich die Nachfrage nach Ersatzteilen reduzieren und die Produktion deshalb auch nicht mehr interessant sein wird. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob man 2040 wirklich noch Kurbelwellen kaufen kann.

    Solche Sorgen müsste man sich vielleicht eher beim P70 machen oder sowas. Der Trabant ist wie Käfer, Mini und Ente ein symbolisch aufgeladenes Auto, das echt jeder kennt. Ich merke das an den Touristen in Berlin, die wissen alle, was ein Trabant ist. Die winken zu, zeigen auf einen und machen Fotos, wenn man da am brandenburger Tor herumkurvt. Sobald denen irgendwas zur Berliner oder Deutschen Gerschichte erzählt wird, taucht dabei früher oder später der Trabi als Symbol auf. In jedem Souvenirladen stehen die als Spielzeugautos herum. Aber auch aufm Dorf ist mir bisher kein Kind begegnet das nicht wusste, was ein Trabi ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Oldtimern, wird der Trabi auch bei den kommenden Generationen nicht aus dem Kopf verschwinden.


    Andererseits: Wenn ich richtig informiert bin, besteht schon jetzt ein ernster Teilemangel, etwa was Lenkgetriebe und paar Fahrwerkskomponenten betrifft. Die Trabi-Safari-Leute in Berlin haben ja nen ganzen Parkplatz voll mit Trabis stehen, inklusive eigener Werkstatt. Dort brummt das Geschäft ... allein die hätten garantiert Interesse und stetigen Bedarf für die Nachfertigung von Ersatzteilen. Mich wundert es ehrlichgesagt, dass da bisher nix angelaufen ist, angesichts der Anzahl noch fahrender Pappen.
    Hat schonmal jemand versucht, einen Hersteller für bereits jetzt verknappte Ersatzteile zu gewinnen?


    Zu den Umweltzonen etc: Da sehe ich ebenfalls keinen Grund zur Sorge, denn die Olditmer-Lobby ist in Deutschland relativ stark. Es ist maximal unwahrscheinlich, dass es in Zukunft absolute Fahrverbote für historische Fahrzeuge geben wird.

    Einmal editiert, zuletzt von mulchhüpfer ()