Merkwuerdiges Schaltverhalten Getriebe

  • Ich musste vor einiger Zeit ein Getriebegehaeuse tauschen (unfallbedingt), sprich die alten Innereien nebst Schaltstangen kamen in ein werksneues Getriebegehaeuse. Diesem fehlten natuerlich die Abschlussdeckel fuer die Schaltstangen. Die sind aber Normteile und lassen sich leicht beschaffen.


    Nachdem alles wieder soweit zusammen war, ist mir beim Fahren aufgefallen, dass sich der 3. Gang etwas weiter schalten laesst, d.h., dieser rastet normal ein, aber wenn man den Schalthebel weiter nach untern drueckt (oder den Gang schwungvoll einlegt), dann springt der Schakthebel aus seiner Sperrlage heraus und der Schaltstock geht noch etwas nach unten zu drehen. Das Getriebe arbeitet aber sonst vollkommen normal.


    Nun habe ich mir die Sache an einem Austauschgetriebe, welches gerade zerlegt bei mir auf der Werkbank liegt, nochmal naeher angeschaut. Es ist so, das die Schaltstangen beim 1. und 3. Gang am Abschlussdeckel anschlagen, wenn man den Schalthebel versucht, aus der Sperrlage des jeweils eingelegten Ganges weiter nach unten zu druecken.


    Nun mal eine ganz dumme Vermutung: Dem einen oder anderen ist es wahrscheinlich schon aufgefallen, dass der Abschlussdeckel (Nr. 17 in der Ersatzteikzechnung vom Getriebegehaeuse) oftmals eingebeult ist (da sabbert dann gern auch mal etwas Oel raus). Bei meinem Austauschgetriebe bspw. auf der Hoehe der Schaltstange vom 1./2. Gang.


    Kann das wirklich sein, dass die Beulen nicht entstanden sind, weil im Werk die Teile nur "zusammengerotzt" wurden sondern damit die Endlage der Schaltstangen eingestellt wurde? Oder habe ich bei der Montage doch etwas falsch gemacht?

  • Kann es sein Thomas, daß du das Spiel der Abtriebswelle nicht richtig eingestellt hast? Ausgleichscheiben gibt es in verschiedenen Stärken.

  • allo Klaus, schoen von Dir zulesen :winker:


    Den "Tannenbaum" habe ich so gelassen, wie er war. Lediglich die Ausgleichsscheibe am Tachoantrieb habe ich angepasst. Aber ob ich mich dabei vertan habe? Was passiert in dem Fall?


    Ich habe mir die Sache gerade mal am geoeffneten Austauschgetriebe angeschaut: Bei einer zu duennen Ausgleichsscheibe sitzt die Abtriebswelle ("Tannenbaum") etwas naeher am Tachoritzel. In dem Fall entsteht etwas Luft zwischen dem Schaltring des 3./4. Ganges und dem Losrad vom 3. Gang, wenn dieser eingerastet ist. Wenn jetzt die Schaltstange vom 3./4. Gang keinen Anschlag findet, kann es tatsaechlich passieren, das man die Stange etwas ueber die Rastposition herausschieben kann.


    Die Funktion der Beule im Abschlussdeckel kann ich uebrigens bei meinem zerlegten Getriebe schoen nachvollziehen. Ohne "Tannenbaum" laesst sich dort die Schaltstange vom 1./2. Gang beinahe wieder aus der Rastposition herausschieben, die vom 3./4. Gang nicht. In beiden Fallen finden die Stangen ihre Begrenzung am (wersseitig eingebeulten) Abschlussdeckel.


    Mmm, ob das jetzt nur ein "Schoenheitsfehler" ist? Meine Sorge besteht darin, dass die Blockierung der anderen Schaltstangen aufgehoben ist, wenn ich den 3. Gang zu weit schalte...obwohl...wenn ich mir Hegau's Bilder anschaue: eigentlich nicht, denn die sind ja nur freigegeben, wenn sich die Schaltstange in Mittellage befindet. Also doch nur ein Schoenheitsfehler?

  • Den "Tannenbaum" sollte man schon zerlegen, allzuoft finden sich halb gefressene Losräder die nicht mehr lange durchhalten.
    Ja, die gegenseitige Verriegelung ist nur aufgehoben wenn alle Schaltstangen in der Neutralstellung stehen. Nur dann ist eine der anderen Stangen beweglich, ein Schieben darüber hinaus ermöglicht das nicht.
    Manchmal gibt es komische Fertigungstoleranzen, ich musste schon mal eine Schaltgabel für den 3.und 4. Gang stark verbiegen damit der Schaltfinger durch eine gerade Gasse laufen kann, und nicht an der mittleren hängen bleibt. Das habe ich natürlich auch erst nach dem Zusammenbau, beim Durchschalten bemerkt!
    An dem fraglichen Getriebe kannst du, wenn du es noch mal offen hast, gucken ob in der Neutralstellung die Schaltmuffe schon axial leicht weg gedrückt wird. Das würde auf unsauber gesetzte Nuten für die Arretierungskugel hindeuten.

    Einmal editiert, zuletzt von Hegautrabi ()

  • Bezueglich des "Tannenbaumes" gebe ich Dir im Allgemeinen recht. Allerdings hatte das Getriebe in meinem Fall nur 55 Tkm auf der Uhr und weder unter Oelmangel noch altem "Ruebensaft" zu leiden. Deshaklb habe ich mir das gespart.


    Ich werde wohl um eine nochmalige Zerlegung nicht herumkommen...mal sehen, wann ich Zeit dazu finde. Im jetzigen Zustand bin ich im vergangenen September schon einige km gefahren. EIgentlich sollte das Austauschgetrriebe in den Kuebel, der ist total inkontinent. Naja, es muss wohl noch "Zwischenstation" machen.

  • Ich habe mir das gerade an einem letzten noch offenen Gehäuse hier angeguckt.
    Bei dem ist die Verschlussscheibe nur mäßig verstemmt, hat also keine wirkliche Delle nach innen.
    Auch hier ist noch etwas Luft zwischen ihr und den Schaltstangen wenn diese in den äusseren Stellungen einrasten. Sie schlagen erst an, wenn der Gang "überschaltet" wird. Also wie bei deinem Gehäuse.
    Dass mit der Bombierung des Deckels die Schaltwege begrenzt wurden, halte ich für unwahrscheinlich.

  • Naja, sowohl beim Kuzebel wie auch beim "Austauschgetriebe" sind die Deckel schon ordentlich eingebeult. Gegen die These spricht jedoch, dass, sofern der "Tannenbaum" das richtige Einbauspiel hat, sich die Schaltmuffen ja nicht weiter wie bis zum Losrad schieben lassen.


    Das Eigenartige ist wiederum, dass ich das Problem nur beim 3. Gang habe. Wenn der "Tannenbaum" zu weit auf der Tachoseite sitzt, dann muesste ich selbiges Phaenomen auch beim 1. Gang haben, denn dann koennte ich dessen Schaltmuffe ja auch weiter schieben. Oder ich habe beim Zusammenbau einen anderen superdusseligen Fehler gemacht.

  • Zwischen 2. und 3. Gang ist ja auch noch eine Abstimmscheibe. Auch hier muss das Axialspiel passen.
    Wenn nicht, dann lässt sich womöglich die Muffe für 3. und 4. Gang zu weit verschieben, die für 1. und 2. nicht.

  • Das sollte alles passen, die Scheibe zw. den Gruppen habe ich seinerzeit nach Blattfuellehre ausgewaehlt. Der Tannenbaum ist ja in dieser Konstellation mit den anderen "Innereien" gemeinsam schon 55 Tkm gelaufen, ohne dass es ein solches Problem gab.


    Ich hatte sogar mal ein Getriebe, das war die Passcheibe zw. den beiden Schaltgruppen gebrochen (lag in EInzelteilen im Oelsumpf). Auch bei diesem war ein "Ueberschalten" nicht moeglich.


    Alles sehr merkwuerdig...

  • Dann könnte das wohl nur am anderen Gehäuse liegen.
    Sind das die alten Schaltgabeln mit den Stiftschrauben zur Befestigung an der Achse, oder die neueren mit Sechskantschrauben?

  • Dachte ich auch kurz, aber wenn die Gabeln mit Schrauben an den Achsen befestigt sind, ist so viel Spiel vermutlich nicht möglich.
    Die ältere Version, mit der kegeligen Stiftschraube und Kontermutter, die kann bei falscher Motage auch schon mal lose sein obwohl die Mutter fest ist.

  • Das Austauschgetriebe habe ich inzwischen zusammen und mir die Sache dort nochmal gruendlich angeschaut: Die "Beulentheorie" kann ich verwerfen. Weil mir der (eingebeulte) Abschlussdeckel zu haesslich war, habe ich kurzum einen neuen eingesetzt. Auch ohne Deckelbeule schaltet das Getriebe ganz normal.


    Ich kann's mir inzwischen nur so vorstellen, dass ich eine zu duenne Ausgleichsscheibe verwendet habe und der komplette Tannenbaum beim "Ueberschalten" wandert. Oder es ist doch etwas im Tannenbaum defekt. Durch den Unfall hatte sich auch die Kurbelwelle verbogen 8| Schlimm war, das die Hand des Motorradfahrers auch nicht viel besser aussah...

  • Sooo, das Raetsel ist geloest: Der Schaltfinger war falsch herum auf der Welle montiert (vgl. Hegau's Anleitung auf Seite 66 u. 67). Der Finger ist (zumind. bei meinem Getriebe) nicht gerade sondern nach einer Seite in achsiale Richtung geneigt (irgendwie sieht der Finger auf Hegau's Bildern gerade aus...).


    Ich hab den Finger jetzt so herum montiert, dass er in Richtung der Schaltwellen geneigt ist. Damit ist das Problem behoben.


    Zuvor war er in Richtung Gehaeusewand geneigt. Zieht man in dieser falschen Einbaulage die Schaltstange ganz heraus, um in den 3. Gang zu schalten, dann rutscht der Finger ein Stueck weit aus der Schaltgabel heraus und verklemmt sich zw. Gabel und Getriebegehaeuse. Das lustige ist, dass man dennoch ganz normal schalten kann und wenn man die Schaltstange nicht ganz bis zum Anschlag heraus zieht, merkt man auch nichts. Deshalb ist mir bei der Montage auch nichts aufgefallen....


    @Hegau

    Evtl. solltest Du diesen Hinweis noch in Deine Anleitung mit aufnehmen. Ich bin sonst bestimmt nicht der letzte, dem das passiert :schock:

  • Entschuldigung. Der Finger ist in allen Lebenslagen Symmetrisch oder verbogen.

  • Wenn der Schaltfinger eine besondere Einbaurichtung benötigt, hätte das der Steffen sicherlich auch schon bemerkt und erwähnt. Ich habe aber auch aus Neugier noch einmal geschaut und die Finger die ich da habe sind symmetrisch +~ 0,5.

    Hast du von dem Finger mal Bilder gemacht?

    Biete Serienmotoren, Sportmotoren, Rennmotoren, Sport-VSD, Vergaserumbauten, Regenerierung Drehschieberflächen, Gehäusereparaturen, Aluschweißen, Sandstrahlen mit verschied.Material auf Anfrage