Trabant 600 Neuaufbau

  • Hallo an alle hier im Forum, ich bin der André, 26 Jahre alt und besitze seit 2013 einen Trabant 600 Kombi von 1965. Ich wollte euch hier mal die Aufbaugeschichte aufzeigen, die Erfahrungen die ich, wie viele Andere sicher auch, gemacht habe. Mittlerweile befinde ich mich im 4. Jahr mit dem Aufbau, bei mir dauert sowas alles immer etwas länger. :D
    Beim damaligen Kauf hatte ich keinerlei Ahnung vom Trabant und schon gar nicht von den älteren Modellen. Es stand für mich nur fest, ich will einen Trabant, Papa fuhr einen, fand ich toll, also Internet und siehe da, es gibt ja auch runde?! Die sehen viel schöner aus, dazu noch ein Kombi, hat nicht jeder, will ich haben. Also ab nach Zwickau und angeguckt, Wochenende drauf gekauft, auf eigenen Rädern in die neue Heimat nach Bitterfeld gefahren. Motor lief gut und allgemein sah der Zustand erstmal gar nicht so schlecht aus, offensichtliche Schweißarbeiten hinten am Heck und natürlich eine neue Lackierung. Kosmetik dachte ich mir, ein Jahr und ich bin durch. Naja die Zerlegung zeigte mir dann, dass könnte etwas länger dauern und ich wurde ziemlich verschaukelt. Vom Originalzustand war er gut entfernt, was meine ersten Nachforschungen ergaben. Karosseriezustand übel, aber machbar. Papa ist zum Glück Schweißer und hat sehr viel Geduld mit mir. :D Desweiteren haben wir Hilfe von einer kleinen Werkstatt, der Herr dort repariert und restauriert überwiegend Simson und MZ, ist aber gelernter Karosseriebaumeister und somit meine Rettung.


    Damit begann das Abenteuer Trabant. 3 Jahre gingen für die Karosserie drauf, zum einen weil wir Laien sind und alles ordentlich machen wollten und die Zeit nicht immer ein Freund war. :S Aber okay, mehr als genug Text. Hier die ersten Bilder.



    Das ist der Kaufzustand gewesen, der Fachmann erkennt sofort die in der Vergangenheit gemachten Veränderungen von Außen.
    Von Innen habe ich leider keine Fotos, aber glaubt mir, ihr verpasst da nichts. Im Nachgang kann ich sagen, die Sitzgarnitur war noch original. Das Armaturenbrett auch und das wars dann auch. :D



    Die Zerlegung wurde in einer Garage aus DDR Zeiten vorgenommen, ohne Strom, nur mit purer Muskelkraft. Auch hier wird der Fachmann sehen, der Heizungsstutzen ist vergrößert für die Mischkammer. Auch ist der Motor schon ein 26 Ps aus einem 601.




    Ein kleiner Vorgeschmack auf die Blechschäden.





    Nach dem Sandstrahlen sieht man mehr, er wurde auch gleich mit 2K Grundierung behandelt, weil man ja nicht nochmal Strahlen will. :D


    Im Nachgang werde ich natürlich, wenn das Interesse besteht weitere Bilder hinzufügen, wie es mit dem Aufbau weiterging.

  • Sehr gern! In dem ersten Beitrag konnte ich nur keine Bilder mehr einfügen. :D


    Nach dem Sandstrahlen kam dann die Schweißarbeit, das war wohl größte Durststrecke bei der ganzen Sache, oftmals verbringt man Tage damit ein und das selbe Blech anzupassen und sieht keinen Erfolg. Aber wir haben es ja geschafft. ^^



    Also grob mal einen Überschlag: Beide Schweller ausgetauscht, Geweih repariert, das Heck musste auf beiden Seiten geschweißt werden, zwischen den Blechstößen rostet es ja sehr gern, Einstiege mussten ausgebessert werden, diese wurden unprofessionell eingesetzt, Viertelschalen an allen Radkästen und somit die nervige Anpassung des Radius an den hinteren Kotflügeln. Rechts hinten musste sogar der gesamte Radkasten und die Radhausverstärkung getauscht werden, wie auf den Bildern zu sehen ist, musste dafür der Stoßdämpferdom getauscht werden, da der neue Radkasten vom 601er ist und dieser einen größeren Dom hat. Unter dem Heck musste der Holm auch getauscht werden und es mussten neue Halter für die Stoßecken angefertigt und angeschweißt werden. Die Türen waren die langwierigste Baustelle, Türunterkante und Wasserkasten waren komplett durchgerostet, dazu mussten wir die Türen von Limo auf Kombi umbauen, da die originalen Türen nicht mehr zu retten waren. Unter den Heckfenstern musste das Außenblech getauscht werden, also Blech abkanten und neu ansetzen.
    Die Sitzschienen wurden auch getauscht, sind allerdings vom 601er. Desweiteren viele kleinere Ausbesserungen, hier mal ein Riss und hier eine Beule.



    Auch die Blechecken im Motorraum mussten getauscht werden



    Beiseitig das Heck musste ausgebessert werden



    Hier der Radkasten hinten Rechts, Domtausch und auch die Radhausverstärkung ist vom 601er und musste optisch an die andere Seite angeglichen werden.




    Und hier die Beifahrertür mit neu eingesetztem Wasserkasten.



    Hier die Heckansicht und das instandgesetzte Heckblech



    Die neuen Sitzschienen vom 601er Trabant.



    Der neue Holm unterm Heck, auch vom 601er, somit mussten die Halter noch dran.



    Und hier die nachgefertigten Halter, ein Alter war noch vorhanden um den Auspuff zu halten, dieser diente als Vorlage, aber wir haben sie gleich mal etwas dicker ausfallen lassen. :D

  • Weiter gings nach den Schweißarbeiten mit der Anpassung der Kotflügel. Diese haben wir sandgestrahlt und danach aufgearbeitet, muss ich ja nicht näher erklären, ihr wisst ja, was es da zu tun gibt.
    Auch habe ich über die ganze Zeit immer wieder Teile gesucht und angesammelt, zum Beispiel habe ich sehr viel Glück gehabt und habe die Stoßstangen und den Unterfahrschutz aus Blech sehr günstig erstehen können.
    Auch ein Lenkrad aus dem 500er Trabant habe ich bekommen, dieses gehört zwar nicht bei mir rein, aber ich finde es weitaus schöner.
    Die Motorhaube bedarf auch einer Überarbeitung, speziell die sogenannte Spinne, rostet ja nun auch sehr gern.



    Natürlich alles vor dem Lackieren anpassen, da erzähle ich ja auch nichts Neues. :D



    Der Unterfahrschutz war in einem recht guten Zustand, beide Halter mussten neu gemacht werden und ein Paar kleine Schnipsel.



    An der Spinne musste das Blech links und rechts von den Bohrungen für die Scharniere erneuert werden.


    Da mein Papa das Schweißen übernahm, konnte ich nebenher den Antrieb aufarbeiten. Da war eine Komplettüberholung notwendig.
    Buchsen neu, Lager neu, neue Farbe. Der Motor lief gut, ihn und das Getriebe habe ich nur sauber gemacht. Die Zylinderfuß und Kopfdichtung habe ich noch getauscht, aber das wars auch. ^^



    Ich wollte den Trabant auf 12V Elektronik umrüsten, um die Optik zu erhalten wird es eine Gleichstromanlage, die hier abgebildete Drehstrom Lima fliegt wieder raus.
    Weiter habe ich auch ein Motorabdeckblech der alten Bauform bekommen, an dem der Stutzen für die Warmluft an der Seite sitzt und nicht schräg vorn. Das Abschirmblech zwischen Vergaser und Krümmer gibt es ja mittlerweile als Nachbau und wird sich dann auch noch besorgt. :D



    Und hier das Lenkrad, wie alle ist es über die Zeit sehr rissig geworden, mein Versuch ist, Epoxy Harz drauf zu verstreichen und die Risse zu füllen und zu verkleben, danach wird geschliffen, gespachtelt und lackiert. ^^

  • Eine Murmel mit Abschlepphaken.
    Wann und wo kann ich mir den mal auf einem Treffen angucken?

    Der Abschlepphaken ist verschwunden, der blieb nicht lange dort.
    Und dieses Jahr wird er fertig und ich werde versuchen einige Treffen anzufahren, Anklam ist ja dieses Jahr wieder, ansonsten habe ich aber noch nicht so darüber nachgedacht. :D

  • Und hier erstmal die letzte Massenansammlung an Bildern, das ist der jetzige Stand, der Trabant ist lackiert und ich bin am Zusammenbauen. ^^ Die Lackierung ist für einen 600er Kombi natürlich nicht original, da ich mir aber ein paar kreative Freiheiten erlaube, habe ich eine Lackierung von einer 500er Sonderwunsch Limo genommen. Ich finde es aber sehr stimmig und da ja viele Komponenten von vornherein nicht gestimmt haben und die Suche danach, die sowieso schon lange Zeit des Aufbaus noch weiter gestreckt hätte, habe ich denke das Beste rausgeholt. ^^



    Ich find dieses Weißgrün so toll und es kommt dem Lindgrün von damals nahe. ^^



    Bisher ist der Antrieb drin, die Hinterachse und die Bremse, auch der Auspuff hängt und der Kabelbaum liegt und wird nach und nach angeklemmt, die nächsten Schritte werden die Zierleisten sein, welche auch im Original nicht mehr vorhanden waren. Wir hatten dann zum Glück polierte Meterware kaufen können und mussten dort nur noch die Ende abrunden. Auch habe ich den Stoßstangen Zierleisten verpasst, wenn schon Sonderwunsch, dann richtig. :D Ich werde euch also weiterhin auf den Laufenden halten, wenn ich wieder was an dem Wägelchen gemacht habe. ^^

  • Ein schönes Wägelchen, und eine originalgetreue Restaurierung war vermutlich nie angedacht, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von Hegautrabi ()

  • Naja, am Anfang hatte ich gar keine Ahnung was dran und rein muss, aber ich wollte eigentlich bis auf ein Paar Änderungen so werksnah wie möglich arbeiten. Ein Paar Kompromisse wie mit dem Motor oder dem Heizungsstutzen bin ich dann auch eingegangen. Aber ich lege Wert darauf, dass es wenigstens stimmig ist und oder zur damaligen Zeit auch so möglich gewesen wäre. ^^

  • Hallo,


    auch ich finde es ganz großartig, was du da in mühevoller Arbeit auf die Beine bzw. auf die Räder gestellt hast. Besonders gefällt mir deine überwiegend entspannte, besonnene und geduldige Herangehensweise. Genau das führt so ein Projekt zum Erfolg. Auch oder gerade weil du nicht den Anspruch hast, alles auf "150%" Werkszustand zu restaurieren. Du hast ja nichts verbaut, was es nicht tatsächlich auch zwischen 1965 und 1989 gab. Daher wird das Ergebnis ein authentischer Zeitzeuge des tatsächlichen Straßenbildes der DDR sein.


    Darf ich mir ein paar Fragen erlauben?


    Wenn du ohnehin den dicken Heizungsstutzen drin hast (btw: ist das dann eigentlich auch schon mit Mischkammer?) und das "neue" Motorgehäuse bereits aufgearbeitet ist, warum willst du dann letzteres gegen ein älteres ersetzen? Passt das überhaupt? Hintergedanke ist, dass man ja auch die Krümmerheizung beibehalten könnte (die zumindest auf dem obersten Bild noch verbaut war). Von der Optik im Motorraum würde das aus meiner Sicht keinen sooo großen Unterschied machen, da man ja so oder so auf den ersten Blick Modernisierungen erkennen wird. Natürlich ist das deine Sache und wenn alles zusammen passt wird es mir trotzdem gut gefallen :)


    Zur Duplexbremse (mich wundert, dass es noch niemand anderem aufgefallen ist): Ich würde behaupten, dass die untere Feder falsch montiert ist. Gehört die nicht von innen (also hinter den Backen) eingesetzt?


    Ansonsten: Mach genau so weiter! Ich freue mich schon drauf, das Ergebnis einmal live sehen zu können. Ich wohne zwar etwas ab vom Schuss, aber da ich meine Heimatstadt Dessau regelmäßig besuche, ergibt sich bestimmt mal eine Möglichkeit.


    Gruß Steffen

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

  • Hallo Friedl, vielen Dank für die positiven Worte und es freut mich, dass er dir gefällt. Zu den Rückbauten, das was mir leicht fällt und ohne großen Aufwand gelingt, dass bau ich auch auf "original", ich habe auch den VSD mit dem kleinen Stutzen drin. Die Mischkammer kommt rein, zum Zeitpunkt des Aufbaus der Karosse hatte ich keinen Ersatz gefunden um auch das zurückzubauen. Und bei der Bremse, ja die war falsch, ich habe das auch nochmal geändert, weil ich in meinem Verein auch schon drauf hingewiesen wurde. :D und ja vielleicht sieht man sich, in Dessau ist am 1. Mai immer ein kleines Treffen, welches ich dieses Jahr mit dem Trabi aufsuchen werde. ^^ aber das wird ja sicher nicht die einzige Möglichkeit bleiben.

  • Murmeltreffen wäre auch eine Option......




    Ansonsten: Warum nicht mal auch so? Gibts schon mehrere von....

  • Das Murmeltreffen ist doch das in Anklam oder? Und wie kann ich deine zweite Aussage verstehen? Da stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch. :D

  • Ich bin auch begeistert. Besonders bin ich auf das Lenkrad-Reparatur-Ergebnis gespannt. Ich habe in meinem 77er einen Nachbau des dünnen Lenkrads drin. Diesen finde ich allerdings nicht besonders gelungen. Die Größe ist nicht identisch, die Farbe stimmt nicht und von der Habtik rede ich erst gar nicht...
    Weiter so!

  • Nein, das sind zwei voneinander unabhängige Veranstaltungen - örtlich und zeitlich.


    5.Murmeltreffen in Borkheide 04.08.-06.08.2017

  • ralfk, ich bin auch gespannt, ob es was bringt wird man aber erst über eine gewisse Zeitspanne sehen, ein Freund von mir hat seines beim Lackierer machen lassen, welcher es gespachtelt hat und da hat es ein Jahr gedauert, bis die ersten Risse wiederkamen. Ich hatte auch das dünne Lenkrad aus dem 601er drin, habe ich mittlerweile aber verkauft. Und Mossi, danke für die Info, da habe ich wohl irgendwie vermacht, Borkheide will ich aber aufjedenfall versuchen anzupeilen.

  • Ich durfte das gut Stück schon bewundern ^^ und Borkheide werden wir im Auge behalten, stimmts Andre? ;)

  • Aber klar Winni! Da habe ich richtig Lust drauf auf das Treffen! Die Woche werde ich hoffentlich wieder ein sichtbare Fortschritte reinstellen können. ^^

  • Hey Leute! ^^ Heute habe ich mal wieder etwas geschraubt, aber in 3 bis 4 Stunden am Tag passiert leider auch nicht so viel, deswegen habe ich jetzt wieder ein bisschen gesammelt, um ein Paar mehr Fortschritte zu zeigen.



    Im Motorraum ist nun soweit alles angeklemmt. Batterieleitungen habe ich neu gemacht, die waren komplett hinüber.



    Im Innenraum ist es auch fast fertig geklemmt, an die Leitung vom Fußschalter muss ich was anstückeln, die ist mittlerweile zu kurz.
    Bald kann das Armaturenbrett rein und dann kann der Rest geklemmt werden. ^^



    Dann hängt endlich die AHK, das war ein Hin und Her, ist ja eine vom 601er, hat etwas Anpassungsarbeit dazugehört. :D
    Die Stoßecken sind nun komplett dran und natürlich darf das DDR Schild nicht fehlen. :D






    Und worüber ich mich richtig gefreut habe, war das ADMV Wappen! Habe ich geschenkt bekommen von dem KFZ Meister, in dessen Werkstatt das gute Stück komplettiert wird. Musste natürlich sofort ran! ^^