Trabant 1.1 - Batterie kocht, Lima i.O. (?), springt nicht mehr an und andere Rätsel

  • Werte Fachkollegen,


    ich habe ein Problem mit meinem Trabant 1.1.


    Kurzer Abriß der Vorkommnisse:
    - Fahrt von DD nach Z am gestrigen Samstag: Autobahn, Geschwindigkeit 100 bis 120 km/h, Außentemperaturen um die 30°C, Auto läuft ohne Probleme
    - angekommen in Zwickau: Batterie kocht; Säureaustritt an der Batterieentlüftung (vor allem Dampf), Temperatur des Gehäuses ca. 80-90°C, leichte Ausbeulung des Gehäuses an den Seiten (wahrscheinlich noch Glück gehabt)
    - Auf dem Treffen in Z: Auto für einige Stunden in der Sonne abgestellt; leichte Abkühlung der Batterie (Vermutung Regler defekt, aber mangels Multimeter nicht prüfbar)
    - Rückfahrt nach Dresden: Landstraße, max. ca. 70 km/h, Trabi springt an und läuft ohne Probleme
    - Zwischenstopp an einer Landstraße irgendwo bei Chemnitz: wohl wissend das der Batteriezustand sehr kritisch ist, den Versuch gestartet die Batterie bei laufenden Motor abzuklemmen, um so noch nach Hause zu kommen, Ergebnis: Auto läuft im Standgas weiter, stirbt aber beim Anfahren ab (ohne Batterie fahren geht also nicht, womöglich war das ein Fehler)
    - im Weiteren springt der Motor nicht mehr an
    - Ein Trabi als Pirna kommt vor bei und hält an (Vielen Dank Jungs!): Versuch das Auto anzuschieben schlägt fehlt; Spritpumpe funktioniert, Zündkerze trocken; Spritgeruch infolge der Startversuche wahrnehmbar
    - Pannendienst gerufen und gewartet (ca. 1h)
    - zwischendurch mehrmals probiert: anfänglich wollte er gar nicht anspringen, zwischendurch wollte er anspringen/kam aber nicht, am Ende sprang er dann an ging aber wieder aus und/oder nam kein Gas an
    - Pannendienst ist da: Batterie spannung gemessen (zwischen 12 und 13 V), Batterie durch einen Booster unterstütz bzw. ersetzt: Auto springt an, läuft kurz, nimmt kein gas an, geht aus; zwischenzeitlich springt er an, nimmt gas an, allerdings nur kurzzeitig; Mit Starthilfespray konnte er auch nicht zum Laufen gebracht werden; nach dem Einbau einer neuen Batterie läuft er einen Moment und nimmt Gas an (Spannung NICHT über 14,4V!!!), verfällt dann aber wieder in das alte Fehlerbild (springt schlecht an und/oder nimmt kein Gas an und geht aus); weitere Sachen wurden noch geprüft: Zündverteiler, Benzinförderung, ... alles ohne erkennbare Beanstandung
    - während der Versuche ist die Batteriespannung auch mal unter 12V gesunken, aber nicht über 14,4V gestiegen => Batterie ist wahrscheinlich defekt, aber die neue Batterie bringt letztlich nicht die Lösung
    - für mich und den Pannenhelfer keine logischen Zusammenhänge erkennbar
    - Trabi wurde dann aufgeladen und ich bin mit nem Mietwagen nach Hause (Auto wird mir am Montag gebracht, danach gehts an die Fehlersuche).


    Fakten zum ...
    - Fahrzeug: Trabant 1.1, 09/90; Serie, 22000 km, Weber-Vergaser
    - Batterie: Banner PowerBull; 50 Ah; ca. 4 Jahre alt, Laufleistung ca. 6000 km
    - DLM-Lichtmaschine: neu gelagert vor einiger Zeit, aber nicht elektrisch geprüft; neuer, originaler Regler durch Vorbesitzer verbaut (Etikett aus dem ET-Handel klebt noch drauf => Womöglich gab es hier schonmal Probleme!?)


    Zwischenfazit: kochende Batterie, offensichtlich intakter Regler, Motor springt plötzlich nicht mehr an, Vergaser/Zündung in Ordnung, müssen aber geprüft werden (würde ich aber ausschließen, da das Auto ja vorher und zwischendurch gelaufen ist), ein Zusammenhang mit der Temperatur (Motor und Peripherie) liegt nahe


    Aus der Geschichte ergeben sich einige (widersprüchliche) Fragen:
    - Annahme die Lima ist in Ordnung (Ladespannung 14,4V): Warum fängt die Batterie nach einer Autobahnfahrt an extrem zu kochen? Ist das ein bekanntes Trabant 1.1/Wartburg 1.3-Problem?
    - Warum läuft das Auto erst ohne Probleme und dann plötzlich nicht mehr? Was kann es durch den Versuch ohne angeklemmte Batterie zu fahren zerschossen haben? Steuerteil? Vergaser?
    - Kann es irgendwelche mangelhaften elektrischen Verbindungen geben, die trotz intakter Lima/Regler zum Kochen der Batterie führen können?
    - Können kaputte Sensoren an Motor oder Vergaser ein falsches Signal an das EBZA-Steuergerät liefern?
    - Kann der DLR-Regler funktionieren, aber unter bestimmten Bedingungen aussetzen (z.B. durch hohe Belastung infolge der hohen Drehzahlen und/oder hoher Temperaturen)?
    - ...


    Ich werde sobald ich das Auto wieder hier habe, die Lima einschließlich Regler im ausgebauten Zustand prüfen und die Batterie ersetzen (bzw. mit einer anderen probieren). Welche Dinge, insbesondere an der Elektrik, könnte man noch genauer Untersuchen oder Austauschen? Habt ihr sonst noch Ideen oder Erfahrungen!?

  • Das einzige was mir zum nicht Gasannehmenden Motor einfällt, ist ein gerissener Vergaserflanschgummi (Beim 1.3er Wartburg häufig) ... wäre noch der Rest... ?(

  • Danke für die Antworten!


    Den Vergaserflansch möchte ich ausschliessen, da dieser bereits erneuert wurde. Allerdings sind die Dinger derart empfindlich, so dass ich das nochmal prüfe.


    Den Regler muss ich genau prüfen. Wenn der ne Macke hatte, dann muss die schon da gewesen sein. Zumindest konnte ich erst zusammen mit dem Pannendienst die Spannung messen, und das nachdem ich die Batterie abgeklemmt hatte. Nach gestriger Diagnose war der Regler aber in Ordnung (keine Überspannung an der Batterie messbar), allerdings habe ich da Zweifel. Die Theorie mit einer kurzgeschlossenen Batteriezelle wäre denkbar, allerdings spricht dagegen, das die Batterie "erst" 4 Jahre alt war und das sich mit einer nagelneuen Batterie die gleichen Symptome gezeigt haben.

  • Bis auf die Schubabschaltung läuft die Kraftstoffversorgung rein mechanisch, sollte also nicht defekt sein, wenn sie vorher ging.


    Ich vermute, dass es durch das abklemmen der Batterie bei laufendem Motor den Hallgeber oder das Zündmodul zerschossen hat. Die Lima schließe ich auch aus, weil sie mit dem Ganzen nur sekundär zu tun hat.
    Die Batterie dient ja auch als Puffer für Leistungsspitzen und wenn es so eine gab während die Batterie weg war, dann kann schon sein das da was (fast) durchgefeuert ist. Da reichts dann vielleicht noch zum gerade so anspringen, aber oberhalb des Leerlaufs ist dann Schluss.


    Ich würd mal ne kompletten anderen Zündverteiler ranmachen und dannach ein Zündmodul bzw. zum Schluss die Zündspule.

  • So ich habe den 1.1er wieder hier bei mir (über den 6€-Schutzbrief der Versicherung kann ich bis jetzt nicht merkern ...).


    Ich habe heute nicht mehr viel probiert, allerdings gibt es folgende neue Erkenntnisse: Die alte Batterie hat es hinter sich gebracht (neue ist bestellt). Sie bricht beim Startversuch gnadenlos auf ca. 4V zusammen. Also kurz die Batterie vom 601er reingehangen: Motor springt an, läuft und nimmt auch Gas an. Allerdings auch nur eine Weile. Mit dem Multimeter lässt sich feststellen, das die Spannung nur bei etwa 12V liegt und die Batterie nicht geladen wird (Lima offensichtlich ohne Funktion). Ich vermute durch die (zu) niedrige Spannung kann die Zündung nicht mehr richtig arbeiten und der Motor fängt an zu stottern und geht letztlich auch aus. Ich hatte dabei die Batteriekabel nur auf die Batterie gesteckt ohne festzuschrauben. Dabei fiel mir nur auf, dass sich der Pluspol erwärmt hat.


    Zwischenfazit: Batterie tot, Lima ohne Funktion (noch nicht ausgebaut und getestet), Steuerteile u.a. haben scheinbar nichts abbekommen. Als nächstes kommt die Lima raus und wird zerlegt. Werde dann sicher alle Dioden neu machen (müssen).


    Kann jemand die Theorie mit der zu niedrigen Spannung und der Zündung bestätigen oder widerlegen!?

  • Du kannst mal eins probieren, brücke mal den Widerstand für die Startanhebung auf dem linken Radkasten. Der wird, solange man den Schlüssel auf Starten hält, inaktiv und du hast während des Startens erhöhte Zündspannung. Wenn der nun durch die Überspannung einen weg hat (noch weiter erhöhter Widerstand), kannst du durchaus das von dir beschriebene Phänomen haben.
    Ich vermute, dann läuft der auch ohne Lima.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.

  • Den Widerstand schaue ich mir mal an. Gibt es Referenzwerte, die man messen müsste?


    Kann der Motor überhaupt ohne Lima, bzw. die Lima ohne Erregung durch die Batterie funktionieren!?


    Also mit voller Batterie läuft er grundsätzlich (man ist da schon über das starten hinaus), ist dann aber nach mehr oder weniger kurzer Zeit weg. Was ich heute feststellen konnte ist, dass die Lima nicht funktioniert. Habe die Lima dann ausgebaut und zerlegt. Der Regler ist in Ordnung und lierfert mit einer anderen 42A-Lima 14,2V. Allerdings ist die Lima selbst ohne Funktion. Das Merkwürdige daran ist aber nun wieder, dass alle 9 Dioden entsprechende Messwerte liefern und demnach i.O. sein müssten.


    Bleibt immer noch die Frage warum die Batterie durch die Autobahnfahrt überladen wurde?

  • Hallo,


    ich kenne das eigentlich so, dass man Autos ohne Lima noch mindestens eine halbe Stunde fahren kann, wenn man keine zusätzlichen Verbraucher an hat.
    Irgendwo ist bei dir noch der Wurm drin oder zieht beim Kaltstart die Gemischvorwärmung o.ä. viel Strom?


    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Ja, da ist bzw. war wirklich der Wurm drin.


    Ich habe heute nach der Arbeit die Lima zerlegt und alle Dioden getauscht (obwohl die Alten nach der Multimeter-Prüfung in Ordnung waren, funktionierte die Lima trotzdem nicht). Beim anschließenden Testen mit der Bohrmaschine im Schraubstock stellte sich ein Wackelkontakt heraus, der zeitweise eine Überspannung produzierte (16-17 V), aber überwiegend um die 14V brachte. Also nochmal den Bürstenhalter kontrolliert und siehe da, die Lötstelle einer Kohlebürste, die gleichzeitig Kontakt zum Gehäuse herstellen soll, war kaputt!


    Demnach hat wohl die kaputte Lötstelle und die Dauerbelastung auf der Autobahn dazu geführt, dass der inkakte (!) Regler keinen Massekontakt hat, nicht regeln konnte und die Batterie dadurch gekocht hat! Und er Batterie-Abklemm-Versuch hat neben der Lima auch das Steuerteil geerdert. Deswegen ist der Motor nach einigen Momenten abgestorben. Er läuft jetzt erstmal wieder, die Lima muss sich wieder etwas einlaufen (im Standgas kommt noch nicht sofort die Ladespannung).


    Ich weis jetzt auch warum es mir gelegentlich in der Vergangenheit Glühlampen zerschossen hat (z.B. beide Abblendlichter und ein Fernlicht zur gleichen Zeit!). Und der Vorbesitzer hat das Problem mit einem neuen Regler versucht zu lösen ...


    Frage an die 1.1er-Fahrer: War der Kondensator an der Lichtmaschine Serie, oder wurde der bei mir nachgerüstet? Welche Funktion hat der, wenn kein Radio verbaut ist?

  • Da hatte ich gedacht, mit einer neuen Lichtmaschine das Problem zu lösen, aber Irrtum...


    Phänomen:
    Glimmende Ladekontrolle, nur im Dunkeln wahrnehmbar.
    Lichtmaschine getauscht, Ladekontrolle aus - alles gut. Irgendwann plötzlich Ladekontrolle wieder an. Ringkabelschuh des Kabels von der Lichtmaschine zum Anlasser gebrochen. Erneuert, Ladekontrolle aus - fein.


    Aber das Ding lädt nicht. Und wenn sie nicht lädt - warum ist dann die Ladekontrolle aus? Sobald der Motor läuft, geht sie aus als sei alles in Ordnung.


    Die Lichtmaschine selbst schließe ich aus - frisch regeneriert vom Fachbetrieb, der uns mit unzähligen Teilen beliefert. Bei quasi null Reklamationsquote. Zumal das Problem ja mit der alten Lima auch schon da war.


    Die Anzeige-LED für Temperatur und Tankfüllstand bringen ein lustiges Lichtspiel...beim Gasgeben/Beschleunigen viel Geflacker, bei gleichmäßiger Fahrt nicht.


    Ich tippe ja im Moment noch am ehesten auf einen unsichtbaren Kabelbruch...

  • Ich bin mal monatelang mit einer Lima herumgefahren, die nur auf 2 Phasen Spannung lieferte.
    Das fiel mir erst in Polen auf, weil da auch am Tage mit Licht gefahren werden muss. Das hat sie dann nicht geschafft, den Betrieb ohne Licht aber schon.
    Auch bei mir glimmte die LKL ganz leicht.

  • Nach der Aktion oben habe ich die Lichtmaschine stärker im Blick und ich habe auch etwas probiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass meine selbst regenerierte Lima kurz nach dem Starten nur um die 12,5V bringt (also nicht lädt, oder die Spannung zumindest hält), aber irgendwann dann doch 14V kommen, selbst im Standgas. Ein Rückfall auch 12,5V kommt auch vor. Eine Erklärung dafür habe ich nicht, weiß aber auch nicht, ob der Regler ein besonderes Regelverhalten hat.


    Bezüglich der Funktionsfähigkeit teste ich die Lichtmaschinen vor dem Einbau seit Neuestem immer erstmal mit der Bohrmaschine in Schraubstock. So merkt man schon an der Bohrmaschine, wann die Lima lädt und man kann auch schnell verschiedene Regler testen (eine Reihe neuer Regler zeigt bei mir keinerlei Funktion!). Bau dir mal nen kleinen Teststand, so kannst du einer möglichen Fehler an Lima oder Auto ausschließen.

  • Das mache ich auch, allerdings mit Elektromotor und Riemen.
    Beim Anlegen der Erregerspannung merkt man sofort ob die Lima "bremst" oder nicht.

  • Dabei ist mir aufgefallen, dass meine selbst regenerierte Lima kurz nach dem Starten nur um die 12,5V bringt (also nicht lädt, oder die Spannung zumindest hält), aber irgendwann dann doch 14V kommen, selbst im Standgas. Ein Rückfall auch 12,5V kommt auch vor. Eine Erklärung dafür habe ich nicht, weiß aber auch nicht, ob der Regler ein besonderes Regelverhalten hat.


    Ich zitiere mich mal selbst. Die Erklärung dafür ist die Gemischvorwärmung. Solange der Heizigel zugeschaltet wird zieht der ca. 300W und zieht damit die Batteriespannung in den Keller. Deaktiviert man den Heizigel und andere nicht notwendige Verbraucher, kann man die Ladespannung relativ unverfälscht messen. Zumindest unter diesen Umständen liegen sofort 14V an und die Lima funktioniert wie sie soll.

  • Das mache ich auch, allerdings mit Elektromotor und Riemen.

    So einen kleinen Prüfstand wollte ich mir auch schon immer mal bauen, war aber irgendwie immer zu unkreativ und träge dazu... ^^

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")