Ersatzkarosse mit seltsamer Fin

  • Hallo.
    Hab hier mal ein Neues Thema eröffnet...
    Ich erzähl mal ausführlich: Ich bin vor einigen Tagen auf folgendes gestoßen: Trabant Kübel mit Fin einer Limousine und Baujahr 63. Ich erinnere mich an einen Ähnlichen Fall, wo eine Trabant Limousine (einer der Letzten) eine E-Nummer vom Kombi (1972) drin hatte. Kann sowas sein? Finde es sehr skuril, was natürlich meine Neugier erhöht, da ja irgendwie nichts zusammenpasst.
    Meines Wissens gab es ja die Offiziellen E-Karossen, und die, die man einfach durch eine Gebrauchte getauscht hat.
    Gibt's damit nicht Probleme beim TÜV oder der Zulassungsstelle? Heutzutage ist es ja schwierig bei den DDR-Fahrzeugen etwas im Nachhinein dokumentieren zu können, weil die Unterlagen ja meist fehlen.
    Man kann ja auch nicht einfach so mal eben sagen, dass man aus zweien einen zusammengebastelt hat.

  • Gebraucht? Wo gab es denn gebrauchte Karossen zu DDR-Zeiten? Es wurden auch E-Karossen aus Einzelteilen zusammengeschweisst, die hatten auch keine E-Nummer in der Spritzwand. Ich habe so ein Fahrzeug - die Karosse ist neu gekommen und die alten Pappen wurden wiederverwendet. Bin drauf gekommen, da er ziemlich skurile Schweißnähte an den unmöglichsten Stellen aufweisst.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris79 ()

  • Das heißt also, dass es durchaus alles seine Richtigkeit haben kann, wenn ein Kübel FIN und Papiere von einer Limousine hat,
    und eine Limousine FIN und Papiere vom Kombi?!


    Aber irgendwie muss man sowas doch beim Amt / Tüv belegen, dass DAS SO ok ist, wenn man so ein Auto kauft / anmeldet.
    Spätestens dann, wenn der Typ sich das Auto und dann die Papiere ansieht.
    Und wenn es ne E-Karosse ist, und das Original vorher ein Kombi oder ein Kübel war, und jetzt ne Limo, wurde der Brief doch sicher geändert oder?
    Selbst wenn es so ist, wie du sagst, wie kann dann ne Limo ne E-FIN vom Kombi haben?

  • Selbst wenn es so ist, wie du sagst, wie kann dann ne Limo ne E-FIN vom Kombi haben?


    Das habe ich nie gesagt. Ich habe von meiner Limousine gesprochen; diese hat eine neue Karosse, welche von Hand, bzw. aus einzelnen Blechen zu DDR-Zeiten zusammengeschweisst worden ist. Diese Karosse hat keine E-Nummer, sondern wieder die alte FIN bekommen und die alten Pappen. Da der Wagen kurz nach der Maueröffnung abgemeldet und von mir erst letztes Jahr wieder in Betrieb genommen wurde, ist dieser Umbau schon zu DDR-Zeiten geschehen und wurde im Original-Brief vermerkt.


    Mein P50 wurde Anfang der 80er auch schonmal gemacht und anschließend zweifarbig lackiert - auch dies ist im DDR-Brief vermerkt und letzteres sogar handschriftlich eingetragen worden.


    Wie sich das genau mit den Zuteilungen der FINs und E-Nummern verhält, musst Du hier die Cracks im Forum fragen. Dazu fehlt mir ehrlichgesagt die Kenntnis.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris79 ()

  • Hmm. Naja, so wichtig ist das ja nicht für mich, aber über so manche Kuriosität stößt man ja im Laufe der Zeit, in der man sich mit Trabis beschäftigt. Und manche Dinge wirken erstmal komisch. Andererseits, wurde damals alles verarbeitet, was man bekommen konnte, wie in deinem Fall z.B. eine aus Teilen zusammengeschweißte Karosse.

  • Legal nur mit Umbaugenemigung (Forst/Landwirtschaftsbetrieb) und Werks-E-FIN. Dann auch so in den DDR-Papieren eingetragen.


    Wäre nicht unmöglich, aber äußerst unwahrscheinlich.

    Wenn ich einen See seh, brauch ich kein Meer mehr. :winker:

  • Zur Wende ist das schon passiert, daß ein Kübel ohne Papiere fix die Fahrgestellnummer und die Papiere einer Limo oder eines Kombi bekamen. da hat es keinen interessiert und kontrolliert hat das auch keiner mehr. Da standen neuwertige Trabant für einen Kasten Bier an der Tanke auf Halde. ich hatte 1990 etliche Neukarossen B 1000, Wartburg 353, Skoda S 100 und Trabant auf meinem Platz stehen, die ich mehr oder weniger verschenkt hatte.
    Zu DDR - Zeiten war der Umbau Kombi - Limo oder Limo - Kombi oder Kombi/Limo - Kübel verboten. Der einzige erlaubte Umbau war, wenn man einen Kübel erhalten hatte (nur über das Amt für Materialreserven (Vermittlungskontor)), dann mußte (!) man innerhalb eines Jahres auf Limousine oder Kombi umbauen. Weil keine Armeefahrzeuge in Privathand sein durften. Deshalb gab es ja zum Beispiel auch Wehrmachtskübel mit F 9 - oder Wartburg 311 - Karossen.

  • Oh, was für ein Wirrwarr. :D
    Aber irgendwie musste das ja dokumentieren werden, als zur Wendezeit irgendeine Fin in irgendein Auto rein kam, sonst hätte es doch Probleme gegeben, wenn man heute noch mit sowas rumfahren würde.

  • was denkst Du, wie oft ich schon Autos hatte, wo die Fahrgestellnummern gewechselt waren. Ich hatte ja mal eine Autoverwertung. Nicht nur Trabant. Die Krönung war mal ein wartburg 311 der sage und schreibe 5 (!) Rahmennummern hatte.

  • @ jürgen


    Das Umbauverbot von Limo - Kombi u. umgekehrt gab es aber nicht generell bzw.wurde unterschiedlich
    gehandhabt.
    Ich habe z.B. eine Murmel zum 601 Kombi umgebaut.
    Das ging allerdings nur in Etappen.
    Ich durfte den 500`er Motor erst im zweiten Anlauf durch einen vom 601 ersetzen.


    Der Umbau auf Kübel war ja schon durch die gegen Null tendierende Verfügbarkeit von
    Kübelkarossen in Privathand nahezu unmöglich.


    In meinem Heimatort gab es etwa Mitte der 1980´er Jahre nur einen Kübel in Privathand.
    Wie der da herangekommen war ? ?(

  • Bis Anfang der achtziger ging es sogar ganz offiziell, einen P 50 in einen P 601 umzubauen. Mein Vater hat 1976 einen Trabant P 50/1 Limousine Baujahr 1960 in einen P 601 Universal umgebaut. Im Januar Antrag beim Rat des Kreises gestellt, im März Genehmigung bekommen und bis Dezember mußte man fertig sein (die Genehmigung galt nur bis 31.12., egal, wann erteilt) und beim VPKA zur Abnahme vorfahren. Der Brief wurde handschriftlich(!) geändert und die neuen Angaben auf Seite 9 eingetragen. Wir haben damals vom 500 er nur die Nummernschilder gebraucht. Der Rest blieb stehen und kam 1977 mit Papieren eines Totalschaden - P 50 / 2 wieder auf die Straße. Das war das erste Auto, welches ich öffentlich fahren durfte.
    Aber es gab auch die Variante, daß eine neue 601 er Karosse den Fahrschemel des P 50 erhielt und behielt. So ein Auto hab ich im Kundenkreis. P 601 Limo mit 500 ccm und unsynchronisiertem Getriebe. Frecherweise (mit Zustimmung des Besitzers) hab ich mir alle Unterlagen dazu kopiert.
    Allerdings, wenn man einen kannte, der einen kannte, der wieder einen kannte . . . Der Umbau Wartburg 353 in Wartburg 1.3 war nicht statthaft, aber 1989 hat es der VEB Kraftverkehr Annaberg trotzdem geschafft.
    Wenn diese ganze Geschichte jemanden interessiert, dazu hab ich mich in den Fahrzeuglexika etwas ausgelassen und bei weiteren Fragen kann ich gern helfen, soweit ich es kann.

  • So war es !


    Auch der Umbau des Wartburg 311 auf das neue Fahrgestell war so ein Akt,der nur mit
    Vitamin B klappte.

  • Unfassbar, was so "getrieben" wurde, um ein Auto am Leben zu halten.
    Heute kann man dabei nur noch kopfschüttelnd drüber lachen. Aber finde es immer wieder hoch interessant, wie damals alles gehandhabt wurde. Teile wurden untereinander getauscht, Reparaturen konnten nur durchgeführt werden, wenn es Teile gab..... Heute unvorstellbar. :D

  • Man mußte halt jemanden kenne, der einen kennt, der wieder einen kennt und ann noch ein Telefon hatte . . .

  • Die verschlungenen Wege des "Organisierens" hat Hermann Kant in seiner Erzählung "Der dritte Nagel" ganz schön dargestellt. Dumm dran waren Leute, die Berufe hatten, mit denen man in der Schattenwirtschaft nichts anfangen konnte. Wie z.B. Kants literarischer Buchhalter Farßmann. Und woran lag es? Daran, daß die Währung in einer Nicht-Marktwirtschaft nicht bzw. niemals allein Geld ist.

  • Moin ich möcht nicht extra ein neues Tehma aufmachen,deshalb schreibe ich mal hier rein.
    Ich habe eine Karosse bekommen mit einer komischen Fin,ist das Original.