Trabant Baujahr 90 zerfressen vom Rost und zerfressen meine Illussionen

  • Hallo liebe Community!
    Ich bin hier neu und muß mich erstmal zurecht finden. Ich hoffe das ich meinen Thread einigermaßen richtig eingeordnet habe, wenn nicht seit so gut und verzeiht mir. Nun zum eigentlichen Problem. Nach gut 11Jahren Trabiabstinenz reifte in mir der Wunsch doch wieder einen Zwickauer zu Besitzen. Jetzt nicht mehr als Alltagswagen, so wie damals zu Zeiten wo der Führerschein noch frisch war und der Trabant noch als Wergwerfartikel gesehen wurde. Leider hab auch ich damals so gedacht. War ein Trabi in einem Zustand wo der TÜV den Anschaffungspreis eines Ersatztrabis überstieg, wurde ein neuer angeschafft. Das war natürlich keine Dauerlösung und ich habe so doch einige Trabis verschlissen. Steinigt mich dafür nicht, es war in den 90zigern so üblich und ich war bei weitem nicht der Einzigste der es so gemacht hat.
    Nun ist man etwas älter und die Sichteweisen zu bestimmten Dingen haben sich geändert. So wie die Trabis in die Jahre kamen, verschwanden sie auch für Nichttrabifahrer doch sichtbar aus dem Straßenbild. Nun würde ich mir gern einen Trabant kaufen der als Zweitwagen bei schönem Wetter betrieben werden soll. Nach 11 Jahren ohne Trabi hab ich sicher nicht mehr jede Einstellung vom Vergaser im Kopf, aber dem Autoschrauben bin ich treu geblieben. Trabantspezifische Kenntnisse muß ich aber wieder auffrischen, was ja kein Problem ist da ja das Projekt Trabant auch keinerlei Zeitdruck hat.
    Dieser Tage erhielt ich überraschend ein Angebot für einen Trabant 601, Baujahr 3/90. Bin frohen Mutes zur Besichtigung, um dann umso unsafter auf dem Boden der verrosteten Tatsachen zu landen. Meine Frage an euch wäre: sind alle Trabis mittlerweile in so schlechtem Zustand? Sind also Schweißarbeiten grundsätzlich vorauszusetzen wenn man einen Trabi erwirbt? Meine damaligen Trabis waren alle um die Baujahre 88 - 90 und ich hab diese Karosseriemäßig in guter Erinnerung, allerdings waren die damals ja fast noch junge Gebrauchte.
    Kann man an einem gewißen Durchrostungsgrad festmachen ob es sich noch lohnt den Trabi zu erhalten? Der besichtigte Trabi hatte einen Dom wo ich durchfassen konnte, Rost sichtbar an Schweller und B-Säule, an der Dachunterkante rundum (besonders oberhalb der Heckscheibe), am Heckblech (besonders in den Ecken), an den kleinen Blechen wo die vordere Stoßstange angeschraubt ist, links neben dem Tank zur Stirnwand hin und sicher noch an einigen anderen Stellen die ich so nicht einsehen konnte. Radkastenkanten fühlten sich dafür allerdings fest an. Lohnt sich so ein Auto wenigstens als Teilespender? Was ist preislich angemessen?


    Zu den Daten: Baujahr 3/90, in Ungarn auf dem Güterbahnhof gestrandet, nach Zwickau zurückgeführt, vor dem Verkauf gabs angeblich noch eine Hohlraumkonservierung, einfachste Ausstattung (keine Ausstellfenster, kein Innenhimmel, keine Zusatzbeleuchtung), aktuell 101000 km, ob der Motor läuft weiß ich nicht da die Batterie runter war.


    Danke euch schon mal für eure Meinung zu dem Trabi :)


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    9 Mal editiert, zuletzt von schrotty47 ()

  • Es gibt natürlich auch noch gute 90`er die unrestauriert sind und dies auch nicht nötig haben,kenne da einige Top-Autos.Aber ich denk mal die letzten Baujahre haben in den meisten Fällen kaum/keine Pflege mehr erhalten da fast alle nen Westauto wollten und das Auto runter gewirtschaftet/irgendwo abgestellt haben.Hatte selber schon mehrere ab Bj. 88 die in einen richtig miserablen Zustand waren.


    Ob sich nen Aufbau lohnt ist schlecht zu sagen da jeder ne andere ansichtsweise hat,das selbe ist beim Preis so.


    Mach auch grad nen 90`er flott für den hab ich z.B. 300€ bezahlt


    Viel Spaß und gutes gelingen

  • Erstmal herzlich Willkommen im Pappenforum. :winker:


    sind alle Trabis mittlerweile in so schlechtem Zustand?


    Nein - aber von den letzten Baujahre doch einige. Jahrgänge 1988-1990 ohne Rost zu finden ist möglich, aber mit Glück verbunden


    Sind also Schweißarbeiten grundsätzlich vorauszusetzen wenn man einen Trabi erwirbt?


    Sehr häufig, ja.


    Nun muß ich aber auch sagen, daß DER Trabant hier ganz besonders schlecht ist. Das wird ein riesiges Projekt - ungefähr wie dieses.
    Geh ruhig davon aus, daß Du in das Auto 4000-5000€ investieren wirst, bevor es wieder in ordentlichem, fahrbereitem Zustand ist. Für dieses Geld bekommst Du schon einen sehr guten Trabant beim gewerblichen Händler - und mit etwas Suche findet sich sowas auch für weniger Geld von privat. Zwischen 1500 und 2500€ gibt es gute Fahrzeuge mit neuer HU usw. Bei denen muß man dann meistens nur nochmal in eine wirklich gute Hohlraumkonservierung (keine Spraydosen) investieren, dann hat man dauerhaft rostfreie Freude dran.


    Daß dieses Auto hier hohlraumkonserviert sein soll, halte ich für ein Gerücht - wer weiß was der Verkäufer darunter verstand. Mehr als ein Teilespender wird das hier wohl eher nicht sein - und mehr als 100€ würde ich für das Auto auch nicht anlegen. Wenn die Pappen 'runter sind, erlebst Du Dein blaues Wunder.
    Wenn Du aus Freude am Schrauben einen Trabant von Grund auf machen willst: kaufen und schrittweise neu aufbauen. Wenn Du einen willst, der gleich fährt und in ordentlichem Zustand ist: weiter suchen und zu den o.a. Preisen wirst Du etwas Gutes finden.Vielleicht hier: www.mobile.de, www.kleinanzeigen.ebay.de, www.omoma.de


    Für Suche und Kauf sei auch dieses Mal meine Kaufberatung empfohlen: www.trabant-original.de


  • Daß dieses Auto hier hohlraumkonserviert sein soll, halte ich für ein Gerücht - wer weiß was der Verkäufer darunter verstand.


    Hab auch hier im Ort mal ne Karosse abgeholt "der ist konserviert, geschweißt, gespachtelt, muss nurnoch Lack drauf"... Haben wir dann zerlegt, einige Teile hab ich eingelagert und das Meiste wurde Altmetall. Ich steh nicht so auf zugeschweißte Heckblechmulden mit Bauschaum dahinter, mit TEER ausgegossene Übergänge Bodenblech - Kotflügel und gespachtelte Schweller...


    Ist immer Ansichtssache, wenn wer sagt, er hätte was gemacht. Das bessere Auto ist in nicht wenigen Fällen das optisch schlechtere, wo noch niemand dranrumgepfuscht hat.
    Führ dir Delis Kaufberatung zu Gemüte und such nicht Krampfhaft. Eventuell wen zur Besichtigung mitnehmen der Ahnung hat, dann passt das :thumbup:


    Grüße,
    Toni

    „Die Zensur ist das lebendige Zeugnis der Großen, dass sie nur verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren können.“

    (Johann Nestroy)


  • Na ob der tatsächlich soo schlecht ist?
    So ziemlich die gleichen Stellen hab ich vor ein paar Wochen erst an einer Karosse gemacht, das waren aber alles sehr örtlich begrenzte Sachen, der Rest war überdurchschnittlich gut.

  • Tja - aber wirklich herausfinden wird/kann er das erst, wenn er ihn zerlegt. Und dann ist es bereits zu spät, denn dann hat er schon gekauft - im Zweifel zu schlechtes Material für zuviel Geld. ;)


    Und mal ehrlich - Dome schweißen als Einsteigeraufgabe für jemanden, der sich nach Jahren mal wieder einen Trabant kaufen möchte und derzeit nicht wirklich im Stoff steht? ;)

  • Danke schon mal für das Feedback. Um ehrlich zu sein, Schweißen wollte ich nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Eine Karosse die das nicht nötig hat ist mir da doch lieber (auf lange Sicht wirds sich wohl an kaum einem Oldie vermeiden lassen). Das Problem ist ja nicht nur das Schweißen selber, vielmehr müßte ich alle verrosteten Teile da haben. Ausgangssituation ist aber in der Tat so das von meinem ehemaligen riesigen Teilebestand kein einzigstes mehr da ist. Mitte der 90er Jahre begann meine aktive Trabi-Zeit, da hab ich auch etliche geschlachtet. Schlachter waren allesamt in dem Zustand wie der jetzt von mir zum Kauf auserspähte. Wie solche Exemplare hinter den Kunststoffteilen aussehen habe ich nur allzugut in Erinnerung und es es gibt so manches Bild aus der Zeit wo ich das Grauen festgehalten habe. Nur waren die Autos damals noch sehr häufig und man hatte die Wahl in welchem Zustand man einen kauft. Nur heute sind ja insgesamt sehr viel weniger "Pappen" vorhanden und von daher war meine Frage ob er sich nun schon wieder lohnt einen Trabi in dem Zustand zu retten. Mit den erwähnten 100€ als Teilespender könnte ich Leben, denke da wäre selbst im schlimmsten Fall ein kostenneutraler Abschluß möglich. Noch ein kurzes Wort zu der Hohlraumkonservierung. Das Auto war für Ungarn vorgesehen und stand mit etlichen anderen verteilt auf mehreren Wagons irgendwo in Ungarn auf einem Güterbahnhof. Irgendwann wurden die Autos zurückgeholt. Vor dem Verkauf im Werk Zwickau wurden sie dort hohlraumkonserviert. In wie fern das qualitativ gut war sei dahingestellt. Ich vermute das die Konservierung ein Ein- und Zugeständnis an die schlechte Qualität der um 1990 gebauten Autos war. Das ein Werksangehöriger mit der Hohlraumspritzpistole motivierter war als seine Kollegen am Fließband kann ich mir nicht vorstellen, die Moral war doch wohl im gesamten eher schlecht. Der jetzige Besitzer hat das Auto 1990 im Werk gekauft, schon für harte, aber im Verhältnis wenige, DM. Sicher ist die Karosse und der Allgemeinzustand nicht der Beste, aber immerhin ist das Auto bis 2008 gefahren, sprich 18 Jahre Nutzungsdauer mit einem Neuwagen der weniger wie 3000 DM kam. Finde ich eine beachtliche Leistung, zumal wenn man bedenkt für was für Autos die allermeisten Leute in der Zeit wesentlich mehr Geld ausgeben haben, die dann aber deutlich schneller wieder verkauft wurden. So schön die Historie von dem Wagen ist, für einen Kauf / Aufbau muß ich mich an die harten (rostigen) Fakten halten und da bin momentan am Zweifeln ob es da das richtige Auto für mich ist.

  • Das bessere Auto ist in nicht wenigen Fällen das optisch schlechtere, wo noch niemand dranrumgepfuscht hat.

    Genau DAS finde ich sehr richtig! Autos können optisch gut dastehen, aber WENN es mal gemacht wird,
    dann schüttelt man nur den Kopf wenn man sieht, was da schon gebastelt wurde. Dann lieber etwas mehr Rost!

  • Also meiner ist auch Baujahr 88. Ich kenn in nicht ganz so schlimm die Stellen an den Türen und vorn an der Stoßstange. Ansonsten gibt's bei meinem auch rosttechnisch nix zu beklagen... Stand halt laut Vorbesitzer immer trocken. Dafür ist meiner halt Technisch eine kleine, rollende Katastrophe :rolleyes:


    Wenn ich so viel Anfängerglück hatte, was den Rost angeht, dann funktioniert das auch sonst :)

    Blond jelockte Kellnerin zerrt ma in ihre Kneipe rin
    Eene Molle, een Korn und dann wieda von vorn
    :2Kumpels:

  • Ich hab noch dunkel in Erinnerung das 100.000 km beim Trabantmotor so eine magische Zahl was Verschleiß angeht. Lohnt es sich einen Motor mit 101.000 km hinzulegen? Gleiche Frage gilt auch für Getriebe, Antriebswellen usw.

  • Ehrlich gesagt, würde ich keinen großen Wert auf Tachostände beim Pappmann legen.


    Dies gilt speziell für Motor/Getriebe.


    Insofern....

  • Wenn man den nötigen Platz hat würde ich es behalten,kann man immer mal bebrauchen zumal du es regenerieren kannst

  • Als Reserve für den Ernstfall, würd ich keinen gebrauchten Motor einfach so mehr hinlegen. Ich habe ne Ecke da liegen Gebrauchtmotoren, die aber ganz sicher so nie eingebaut werden. Ich zerlege alles und entscheide dann gleich, was bleibt, was überholt werden kann und was nahtlos in die Tonne muß.
    Ich habe im letzten Jahr um die 30 Motoren zerlegt. Davon waren fast genau 10% in einem Zustand, das man sie nach intensiver Reinigung und mit neuen Dichtungen wieder zusammenbauen kann, um damit noch eine Weile zu fahren.


    Heute einen Gebrauchtmotor zu finden, den man gleich einbauen kann und bei dem die Kilometerangabe des Verkäufers stimmt, ist eher ein Glücks- oder Sonderfall. Schon garnicht auf ebay oder bei den Kleinanzeigen. Da findet man in der Regel nur ausgelutschten Schrott oder irgendwelche Keller- oder Scheunenleichen.

  • Die 101.000 km stimmen schon, kenne den Verkäufer länger wie er den Trabi hat und an der Stelle vertraue ich auch. Ich wollte eigentlich nur wissen welchen Verschleiß ich bei der Laufleistung an Motor und Getriebe erwarten kann. Vielleicht kann ja noch jemand dazu etwas sagen. Interessant wäre sicher auch wie aktuell im Schnitt brauchbarer Ersatz gehandelt wird.

  • Hast du den Beitrag drüber gelesen?


    Brauchbarer (gebrauchter) Ersatz gibt es beinahe nicht.


    Für einen gebrauchten Motor ohne Anbauteile, der beim Durchdrehen mit der Hand keine Nebengeräusche macht 50€ Pfandpreis, aller höchstens.



    Für angebliche 101Tkm gelaufen, nen feuchten Handschlag und n 6er Träger.

  • 50€ Pfand reichen nicht mehr.
    Mit 100Tkm hat´s der Motor hinter sich, sprich Kurbelwelle ist wahrscheinlich nicht mehr regenerierungsfähig, Zylinder, Kolben, Drehschieber usw. komplett verschlissen. Der einzig brauchbare Ersatz ist regeneriert und kostet halt Geld. Denke so Richtung 600+€ ;).

  • Hast du den Beitrag drüber gelesen?


    Brauchbarer (gebrauchter) Ersatz gibt es beinahe nicht.


    Für einen gebrauchten Motor ohne Anbauteile, der beim Durchdrehen mit der Hand keine Nebengeräusche macht 50€ Pfandpreis, aller höchstens.

    Ich wollte nicht wissen ob und wieviel brauchbaren Ersatz es gibt, sondern was er kostet! ;)


    @alle: Leider habe ich die Frage nicht verständlich genug gestellt. Ich möchte einen Motor kaufen der noch läuft ohne Nebengeräusche. WIEVIEL kostet sowas? Preise für defekte oder pfeifende Motoren interessieren mich aus verständlichen Gründen nicht!


    @nochmal alle: was ist mit dem genannten Wort "Pfandpreis" gemeint? Hab ich so noch nirgends in Autoforen gelesen, außer bei Teilen wo man bei Neukauf ein Altteil abgibt. Aber Fabrikneue Motoren schließe ich jetzt mal aus das es die noch gibt. Deshalb wundert mich das Wort "Pfandpreis".

  • Neue (also regenerierte) Motorenteile gibt es nur noch mit Altteil-Abgabe. Und das hat seinen guten Grund - denn all diese Teile werden nicht mehr neu gefertigt, sondern nur noch über Regenerierung bereitgestellt. Für eine regenerierte Kurbelwelle braucht man aber 3 alte...deshalb sollte man keinesfalls Altteile wegwerfen, egal wie schlecht sie sind. Die bekannten Händler und Regenerierungsbetriebe kaufen sowas mittlerweile gern auf.


    Ich habe meinen kompletten Bestand an Alt-Kurbelwellen, Zylindergarnituren und Kurbelgehäusen voriges Jahr z.B. an www.trabantersatzteile.de (André Friedrich) verkauft. Eine Alt-Welle habe ich behalten, die ich abgebe wenn ich eine neue brauche - ansonsten nützen die Teile allen etwas, wenn sie dem Regenerierungsprogramm zugeführt werden. Wenn sie bei mir in der Garage liegen, nützen sie hingegen niemandem etwas. Auch mir nicht.


    Der Pfandpreis für einen gebrauchten Komplettmotor liegt derzeit bei 50€.