Nur triste, langweilige Farben ab Werk, kennt jemand den Grund?

  • Hallo,


    ich frage mich, warum die Trabis, gerade in den letzten Baujahren, nur in so langweiligen und tristen Farben ausgeliefert wurden, und, wenn man sich das heutige Angebot anschaut, die allermeisten scheinbar in Papyrus.


    Rot gab es beim 601 wohl nur (kurz) als Farbe fürs Dach, und die einzige leuchtende Farbe (Caprigrün) nur bis ca. Mitte der Achtziger.


    Was war der Grund dafür?


    Das es keine Metallic-Lacke wegen des höheren Aufwands gab, kann ich ja noch nachvollziehen, aber bei den Uni-Lacken wundert es mich schon.


    War Rot teurer (hat ja auch bei VW etc. Aufpreis gekostet), oder fehlten Rohstoffe dafür, oder war das der damalige (verordnete) Zeitgeist?



    Gruß


    Falk

    Der Fuhrpark:





    • Trabant 601 S Universal, MJ 89, 69000 km, Papyrusweiß, regenerierter Motor, nach 17 Jahren Standzeit 2009 reaktiviert
    • Simson Schwalbe KR 51/2, MJ 82, 24000 km, saharabraun mit Heldrungen-Anhänger MWH/M2
    • Land Rover Defender 110 ex-MoD, MJ 90
  • Es wurden Pastelltöne verwendet, da man diese besser vor/während der Auslieferung ausbessern (nachspritzen) konnte, falls es zu einem Lackschaden kam (ich vermute, das kam oft vor).
    Rot gab`s schon, Motorräder, Mopeds, Wartburg usw.
    Es war also weniger dem Zeitgeist entsprungen.
    (PS: es gibt keine tristen Trabantfarben X( ) ;)

  • Wenn man bedenkt, wie die Moral in der DDR allein schon durch schöne strahlende Farben an Häusern und Autos gehoben hätte werden können...

  • Vielleicht liegts erstens daran, dass sich der Trabi auch in, wie Du sagst, langweiligen Farben eigentlich ganz gut verkauft hat und zweitens der Lifestyle- Faktor noch nicht so ausgeprägt war.


    Ich fand meine Moral trotzdem nicht sooo schlecht. ;)

  • in irgendner reportage über de pappe wurde bezüglich der farbwahl eben genau der grund genannt, den hecki oben beschrieb.

  • Richtig.
    Der relativ hohe Grauanteil in den Trabant-Farben hatte seinen Grund in der zerklüfteten baulichen Anlage des Werkes. Die Karossen wurden frisch lackiert per Gabelstapler und LKW in andere Werkteile transportiert (Horch / Werk 1 [Rohbau, Beplankung, Lackierung] und Audi / Werk 2 [Endmontage] liegen etwa 1km auseinander, das spätere Werk 3 (hinterm heutigen Arbeitsamt in Zwickau) nochmal 500m weiter.
    Dabei gab es häufiger Schrammen und Blessuren am neuen Lack. Grau ist wohl durch die relativ großen Farbpigmente einfacher nachzubessern. So hat's Dr. Werner Reichelt jedenfalls mal erklärt.


    Bunte Farben konnte die DDR-Lackindustrie jedenfalls auch und hat sie sogar reichlich in alle Welt exportiert.


    Und es gab aj durchaus auch relativ knallige Farben beim Trabant: Persichorange, Kristallblau, Caprigrün, besonders auch Panamagrün. Aber die Masse war's nicht. Und die Papyrusschwemme der 80er Jahre hatte wohl mehr damit zu tun, daß Farbpigmente als solches knapp waren bzw. keine Valutamittel dafür zur verfügung standen. Denn Papyrus kommt ja quasi ohne Pignmente aus. :lach:

  • Ein Grund für die überwiegend pastelltöne war auch das Nichtvorhandensein entsprechender Pigmente für die Herstellung der Farben.
    Diese (vor allem für kräftige Farben) mussten gegen Devisen importiert werden. Und da der Automobilbau weit hinter den Schwermaschinen- allgemeinen Maschinenbau, sowie andere Gewinnbringende Industriezweige zurückgestellt war, wurden für solchen Firlefanz wie bunte Farben kein Geld ausgegeben.


    Das gleiche gilt auch für alle anderen Farben. Wie eben Fassadenfarben.... Ich selbst komme aus dem Druckmaschinenbau und arbeitete im Kundendienst in den Druckereien. Für die Herstellung der Tageszeitungen wurde schon lange auf den Farbanteil verzichtet. Ich glaube mich zu erinnern, dass die LVZ rot, die Magdeburger Volksstimme, Volkswacht Gera blau und auch ND, Junge Welt rot bis in die 70er Jahre einsetzte. Nur zu Feiertagen, wie dem 1.Mai z.B. wurde überhaupt eine Zweitfarbe zum Kontrast und Hervorheben eingesetzt.

    Wenn irgendein Teil in einer Maschine falsch eingebaut werden kann, so wird sich immer jemand finden, der dies auch tut.
    - 5. Murphysches Gesetz -

  • Mir hat mal jemand erzählt, dass auch speziell Rottöne schwer herzustellen, bzw. es schwer war an benötigte Pigmente zu kommen. So soll es angeblich Zeiten gegeben haben, wo ein Wartburg in rot mit einem Aufpreis belegt war, nur der Farbe wegen. Und wenn man mal so überlegt ist da auch was dran. So wirklich viele IFA-Fahrzeuge in Rot gibt es nicht. Vornehmlich Zweiräder fallen mir da ein und die meisten Trabants und Wartis in rot gingen sicherlich in den Export. Ich glaube man war auch erst relativ spät fähig (mit den vorhandenen Mitteln) ordentliche rote Lacke selbst herzustellen. Wenn ich so an die die Rottöne bei Simson denke... Wer hat noch nen Star, der oft der Witterung/Sonneneinstrahlung ausgesetzt war und noch immer einen tadellosen original Rotton aufweist? Ich wette keiner

    Fuhrpark: P601L Bj.'87 - P601K Bj.'87 - MZ ES 150 Bj.'67 - MZ ES 250 Bj.'59 - MZ ES 250/1 Bj.'64 - MZ ETZ 250 Bj.'87 - Jawa 356 "175" Bj.'56 - KR51/2L Bj.'86 - SR 4-4 Bj.'74 und Jöhstadt TS 8-8 Bj.'78

  • Ich muss mal sagen, dass es keine langweiligen Trabantfarben (außer das potthässliche Togaweiss) gibt. Diese Pastellfarben (blau, grün, gelb, auch papyrus) passen zum Trabant perfekt.
    Auch ein anderer Aspekt war wichtig: Die Beplankung aus Duroplast ist im Gegensatz zu Blech immer leicht wellig. Ohne aufwändige Arbeiten sind daher Farben mit Tiefenglanz am Trabant nicht guten Gewissens einsetzbar. Sieht man sehr gut an schwarz oder dunkelmetallic lackierten Farzeugen. Eine einzige Buckelpiste. Sieht einfach verboten aus!
    Weiterhin deckt weiss sehr gut, sieht man auch an der Lackdicke, welche bei weiss geringer ist als bei dunklen (tlw. Zweischicht) Farben. Daher wurden beim 1.1 auch so viele mit Togaweiss verunstaltet. War einfach billiger ... denke ich...


    Transportwege: Limousine: Rohbau Werk I (ehem. Horch), dann mit LKW ca. 1 km ins Werk III (Beplankung, Lackierung) und danach ca. 1 km ins Werk II (ehem. Audi) zur Endmontage. Umladung zwischendurch alles mit Gapelstapler.
    Uni + Kübel: Unterbau im Werk I, dann ca. 15 km nach Meerane (ehem. Hornig) dort Restrohbau, Beplankung, Lack und Teilmontage (Scheiben etc.) dann zurück ca. 15 km ins Werk II zur Endmontage. Daher hatte Sachsenring auch das längste Band der Welt!

  • ein etwas älterer arbeitskollege von mir arbeitete früher in den ferien in der sachsenring-lackierei. er sagte, dass die arbeitsbedingungen einfach katastrophal (laut, dreckig, giftig usw.) waren.
    nach dem feierabend der ganzen ferien"arbeiter" aber sie dann einige autos in eigener farbwahl selbst per hand lackiert. thomas spritzte eine limo in "knallrot" :)
    die dinger waren (nach seinen angaben) sehr sehr begehrt u waren meist schnell vom werksgelände verschwunden......


    allerdings gestaltete sich die konversation mit ihm als nicht gerade einfach angesichts seines dialekts :grinser:


    und irgendwie schwer zu glauben, aber warum nich?

  • schade das nicht ein so ein Fahrzeug übrig geblieben ist.

    je mehr man weiß, desto weniger weiß man nicht!

  • Also abgesehen von dem Papyrusweiss finde ich auch das die Farben nicht langweilig sind. Warum es so war wurde auch schon hier erwähnt, eben wegen der Transporte innerhalb des Werkes und eben wegen den fehlenden nötigen Pigmenten, grad bei rot.
    Finde es auch schade das die alle “verschwunden“ sind.
    Aber was ist wenn man heut die Autos anschaut. M.E. gibts nur drei gefühlte Farben, nämlich Schwarz, Silber und Weiss. Das finde ich trist und langweilig!!!
    Vielleicht frage ich meinen Onkel mal zum Thema, er war in der Lackiererei bei Sachsenring beschäftigt. ;)

  • Stimmt - die inflationäre Verwendung von Silbermetallic, das heutzutage ja wirklich auf jeden Handwagen gespritzt wird, macht das Straßenbild mehr als einseitig. Farbenfrohe Lackierungen fallen direkt auf, heutzutage.


    Am meisten fetzt dieses potthäßliche Silbermetallic ja in Verbindung mit weißer Winterlandschaft, grau bedecktem Himmel und natürlich mit ausgeschaltetem Licht. Da sieht man die Kisten einfach nicht.

  • Ich hatte letzte Nacht meine erste Schicht.
    Silber, Schwarz, Grau, Weiß und ab und zu mal eine Roter.
    Wenn das keine langweiligen Farben sind.


    sag ich doch. ;)


    Ich gebe Dir absolut recht Zottel, früher waren die Farben schöner, egal ob ost oder west. Aber da waren auch grundsätzlich die Autos schöner und auch passender für schöne und vielleicht mehrere Farben.
    Heut geht das garnich, stell man sich doch mal ein modernes Auto im Zweifarbenlook vor.
    Da gibts wohl kaum ein Modell wo das was aussehen würde. ;)

  • Este... den Skoda Fabia gibts auch in 2-Farben Lackierung... z.B. schwarz mit weißem Dach...ich finde das hat was...und wie trabipaule schon geschrieben hat..beim Lupo hab ich es auch schon gesehen...ich find das gar nicht schlecht, dass sich die Automobilindustrie wieder was traut mit dem andersfarbenen Dach..meine Meinung
    Gruß Frösi

    Die Frösi... war das nicht ne Kinder- bzw Jugendzeitschift in der DDR mit lustigen Bastelbögen drin?? :top:
    Anklam 2016: 3.Platz in der Kategorie "Trabant Original Baujahr 79-84"
    und 4. Platz "Trabant 1.1 original"
    stirnfett.de