Sächsische Regionen- Unterschiede

  • Liebe Freunde,
    wie im Bundesland Bayern, zu welchem auch zwangsweise das 1806 zwangs-annektierte Franken gehört, gibt es auch in Sachsen anscheinend genügend regionale Differenzen, wie mir scheint...
    Sowohl mein vogtländischer Partner als auch alle sonstigen Sachsen wollen unter keinen Umständen "Erzgebirgler" sein, mit Ausnahme der Arzgebirgler selbst natürlich, die sind stolz darauf.
    Nun, mir fehlt die Logik und der geschichtliche Zusammenhang ein bißchen; zwischen Bayern und Franken ist es belegt, daß das Frankenland dem eigentlich etwas plumpen Bajuwarenvolk unterworfen wurde;
    dadurch mag man sich nicht besonders, und dann gibt es noch das spezielle Volk der Oberpfälzer, die in sich noch gespalten sind.
    Wie läuft der "interne Rassismus" in Sachsen, wo verlaufen da die Grenzen? Warum will keiner einem falschen Stamm zugeordnet werden, wo verlaufen die Grenzen zum Thüringer.....
    In meinem Bundesland Franken weiß ich, wo Franken endet, aber in Sachsen sind die Landkreisgrenzen in 1990 wohl eher etwas willkürlich gewählt worden.....

  • Ich habe mit den Südbezirklern nicht sooo viel am Hut - alles südlich von Schwaan ist hier (fast) Erzgebirge.... :D


    Aber generell bestehe ich auf die Recknitz-Trebel-Friedensgrenze..... :D

  • Ich seh da keinen Unterschied. Sachsen ist Sachsen und Sachsen sind eh die Größten. :thumbup:
    Nur zwischen Sachsen und Sachsen-Anhaltern wirds speziell....

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Als Zugereister Erzgebirges-Bewohner (der Wert darauf legt, das seine Heimatstadt Karl-Max-Stadt NICHT Erzgebirge ist), habe ich festgestellt, daß es gehörige Ressentiments zwischen Erzgebirgern (nur Auswärtige sagen ErzgebirgLer) und Vogtländern gibt.


    Warum? Keine Ahnung.


    Ich sehe nur, daß ein zänkisches Bergvolk das andere nicht leiden mag. Gleiche Pole stoße sich ab - es gibt zwar einen meßbaren Mentalitätsunterschied (Vogtländer sind die Fischköppe Sachsens - stundenlang schweigsam, nicht Miff und nicht Maff - vielleicht liegt es daran) - aber die Leute im Erzgebirge haben ja selber auch 'nen Treffer.


    Ich bin z.B. nach wie vor völlig verdattert darüber, wieviel religiösen Fundamentalismus es hier oben im Erzgebirge gibt. Vorwiegend unterm Deckmantel der evangelischen Kirche, aber auch ganz massiv unter Neuapostolischer und Lorenzianischer Herrschaft - es ist wirklich irre.
    30km weiter redet darüber kein Mensch - hier wirste zum Aussatz der Gemeinschaft, wenn jemand meint, Du seist moralisch nicht ganz einwandfrei.


    Ich bin mit Frau de facto aus einem kompletten Familienverbund 'rausgeflogen, weil ihre Verwandtschaft den "Ehebruch" mit ihrem Ex nicht verknusen konnte. Da kamen Sprüche wie "Wir beten dafür, daß die alte Liebe wiederkehrt und die neue vergeht." und so weiter...von 30jährigen Familienmüttern genauso wie von Omas...


    Nach Aussage meiner eingeborenen Ehefrau hat sich das auch während der DDR-Zeit gehalten. Schuldirektoren im Sonntagsgottesdienst müssen wohl ganz normale Erscheinungen gewesen sein...
    Nunja - kurz und gut:
    Obwohl ich am Fuß des Erzgebirges geboren und aufgewachsen bin, werd ich mit dem Menschenschlag hier 400m weiter oben oben auch nicht wirklich warm.


    Es gibt aber auch eine Sprachbarriere - der Dialekt hier oben hat mit dem Sächsischen nicht viel zu tun - sondern hat viel mehr Fränkisches als man meint. Logisch - schließlich wurde der Miriquidiwald zuförderst von fränkischen Aussiedlern besiedelt.
    Und vermutlich liegt mehr an der Sprache als man denkt. Und da ich nunmal Sächsisch mit Chemnitzer Einschlag spreche, werde ich sofort als Auswärtiger erkannt.


    Die anderen sächsischen Lokalfärbungen im Dialekt sind zwar ebenfalls meßbar - aber lokale Feindschaften sind da eher unbekannt, wenngleich man in den 3 Städten auch gern mal übereinander die Nasen rümpft.

  • Gewisser Unterschiede und Eigenarten - das sogenannte Lokalkolorit - auch bei Menschen im gleichen Bundesland sind ja völlig normal, oft historisch bedingt und meines Erachtens auch schön (zumindest wenn in der Summe das "Bekenntnis" zu Heimat vorhanden ist). Von den Eigenheiten der verschiedenen Gegenden in Sachsen gibt es ja aber auch sehr viele, das sehe ich als in Sachsen tätiger Dienstreisender immer wieder deutlich, und spreche oft auch darüber mit den Leuten. So fühlen sich z. B. die Menschen in Görlitz und einem Großteil der Nord-Ost-Oberlausitz mit Recht natürlich nicht als Sachsen, sondern vielmehr als Schlesier, woran auch das sächsische Intermezzo zwischen 163x bis 1815 und die Zeit von 1945 bis jetzt wenig geändert hat.
    Mit dem Vogtland verhält es sich ähnlich, es gehört historisch auch eher zu Franken als zu Sachsen. In Altenburg überdenkt man angeblich schon über den Anschluss ans Sachsenland nach, was historisch gesehen natürlich auch "richtig" wäre.


    Die Erzgebirger verkörpern aus der Sicht eines Dresdners die größte Heimatverbundenheit und das höchste Maß an Traditionswahrung. Und während Leipzig für das bürgerliche Selbstbewustsein steht, ist Chemnitz als ehemals "deutsches Manchester" immer noch der Inbegriff für sächsische Industrietradition, so wie die Sächsische Schweiz wohl für alle Zeit die Sehnsuchtslandschaft der Romantiker bleibt und Dresden (und Umgebung) das Zentrum der sächsischen Kulturlandschaft ist.


    In Sachsen unterscheidet man wohl allein 8 "richtige" Regionaldialekte. Immer wieder amüsiere ich mich mit meinen Gesprächspartnern über diese Sprachvielfalt, als Dresdner werde ich z. B. immer am "NU" (für "Ja") erkannt, was in dieser inflationären Art nur hier gebraucht wird. In bierseeliger Runde mit Freunden aus Radeberg wird immer wieder gescherzt, ob den nun Radeberg ein Vorort von Dresden sei, oder ob´s doch andersherum ist. Wenn ich Freunde aus Leipzig treffe, halte ich ihnen mit Freude vor, das Dresden mittlerweile mehr Einwohner hat als Leipzig...


    Das schönste aber am Schluß! Der ERZ-ler regt sich vielleicht über manchen DD-ler auf, der über die Gebirgsstraßen mit 45 km/h schleicht, so wie der DD-ler sich aufregt, wenn der "Dörfler" aus BZ, MEI oder PIR in der "Großstadt" das Gaspedal nicht findet. Spätestens aber wenn der Sachse sich wo anders mit seinesgleichen trifft, ist es damit nach meiner Erfahrung jedoch schlagartig vorbei! Wie oft habe ich das schon auf Dienst - und noch mehr auf Urlaubsfahrten mit Freude festgestellt! Egal ob auf Rastplätzen in BW oder in MV, auf der Messe in Düsseldorf oder an der Steilküste von Rügen. Dann gibt es nicht mehr den Leipziger, den Zittauer, den Gebirgler oder den Dresdner, dann gibt es nur noch Sachsen, die die Wege des Schicksals "fern" ihrer Heimat zusammenführt! Ich erinnere mich da an so vieler schöner Begegnung mit Sachsen im "Ausland"...


    PS.: Viele Fehler sind mit der Wiedervereinigung gemacht wurden, aber ein Verdienst ist unbestreitbar, nämlich die Wiederherstellung der deutschen Länder in den Grenzen des politisch Möglichen (bei allem fürchterlichen Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern, z. B. im Bezug auf die Bildungspolitik).

    Trabant.... man gönnt sich ja sonst nichts!

  • Der Unterschied zu Thüringen ist auch recht fließend... zwischen den Leuten hier (Kreis GC, jetzt Z) und im Altenburger Land gibts kaum Unterschiede... kein Wunder, dass die eigentlich auch zu Sachsen gehören wollten. Naja und die Gebirgler verstehen wir hier sprachlich auch nicht wirklich...

  • Ich habe nichts gegen Anhaltiner oder die Bewohner anderer Bundesländer. Ich gebe nur die Meinungen wieder, die mir hier besonders häufig auffallen. Außerdem seh ich das ganze nicht als so ernst an ;-).

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Da ja auch nach Thüringen gefragt wurde: Bei uns ist das ganz einfach, zumindest aus Jenenser Sicht ;)


    Da gibt es das östliche Ostthüringen welches um Gera herum beginnt und eigentlich schon Sachsen sein könnte (wie ja auch schon mehrfach erwähnt wurde), dann gibt es um Jena herum den SHK - mit Menschen die komplett anders ticken als der gemeine Jenenser.
    Weiter westlich kommt Weimar, die Kulturhauptstadt. Noch weiter westlich kommt Vieselbach (EF), welches ja eigentlich garnicht zu Thüringen gehört . Dann kommt die Region am Fuße der Wartburg, mit ein wenig Gegend drumrum. Im Norden das Thüringer Becken mit seinen langweiligen Ebenen die eigentlich auch ein weißer Fleck auf der Landkarte sein könnten.
    Im Süden der Wald. Alles was sich auf der anderen Seite des Waldes befindet kann nicht recht im Kopf zugeordnet werden, da ja eigentlich am Rennsteig Schluss ist. Aber es gibt sie wohl, die dunkle Seite des Waldes - mit all den Schluchtenjodlern und den Leuten die wohl noch Hunde essen sollen.
    Achso, dann gibt es ja noch das katholische Eichsfeld. Auch wenn man eigentlich nichts mit Religionen zu tun hat - man betont, dass es dort wohl ganz anders sein muss. Andere Menschen, andere Feiertage.
    Und direkt im Süden Jenas: Das lokale Erholungsgebiet Thüringer Schiefergebirge mit dem thüringer Meer.


    Tut mir jetzt bitte einen Gefallen: Nehmt das nicht zu ernst! ;)

  • Der Unterschied zu Thüringen ist auch recht fließend... zwischen den Leuten hier (Kreis GC, jetzt Z) und im Altenburger Land gibts kaum Unterschiede... kein Wunder, dass die eigentlich auch zu Sachsen gehören wollten. Naja und die Gebirgler verstehen wir hier sprachlich auch nicht wirklich...



    Der Grund liegt ja auch etwas in der Geschichte - Im Gegensatz zur PREUßISCHEN Provinz Sachsen



    [Blockierte Grafik: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/75/Kurkreis.jpg]

    Früher ging's uns gut heute geht's uns besser,besser wär's es gäng uns wieder gut.

  • Gabi aus ( Karl-Marx-Stadt) Chemnitz distanziert sich deutlich vom Erzgebirge, gleichenfalls unsere Vogtländer.
    Was ist da nun wirklich so schlimm an den erzgebirgischen Zeitgenossen???
    Behauptungen, wie , die würden gerade mit Gesteinsbrocken zwischen den Zähnen, notdürftig im Lendenschurz bekleidet, gerade mal begeistert auf schwarzen Gummis rollende Fahrzeuge abenteuerlich bestaunen, halte ich für übertrieben,
    halt genauso, wie wir mit unseren Gastarbeitern aus der Oberpfalz umgehen......

  • ... und wir mit unsern Sklaven aus Franken :lach::lach::lach::lach::lach::lach::lach::lach:


    Dafür gibts doch Kolonien... - oder warum turnen die Briten heute noch in Indien rum??? :freude:


    Au wei, ich glaub, jetzt geht der gute Geschmack über den Jordan...


    Prost Fritz! :prost: und :2Kumpels: - Du weißt, wie's gemeint ist... :zwinkerer::winker:

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • ja ja, Michi,
    bloß anderstherum!!!
    Wir in Franken haben High-Tech-Ersatzteile,
    (Zündspulen, ???),
    die´s in Oberbayern noch nicht gibt :) :) :) :2Kumpels:

  • Franken und Bayern sind wirklich zwei Völker. Nehmt Gerhard Polt und Erwin Pelzig – da liegen bereits phonetisch Welten dazwischen…

    … bei den Sachsen muss man schon auf Nuancen achten (Ob Steimle, ob Lange, ob Stumpi, ob Pauls, ob, Böhnke, ob Uhlig, ob Cohrs, ob Hart, usw...).
    Nur an den Rändern (besonders dem südlichen), da lassen sich Unterschied zum "Kernland" feststellen... :)

    "Geradeaus ist frei! ... Nein, das andere 'Geradeaus'!!!"

  • :tkopf:
    Im Süden der Wald. Alles was sich auf der anderen Seite des Waldes befindet kann nicht recht im Kopf zugeordnet werden, da ja eigentlich am Rennsteig Schluss ist. Aber es gibt sie wohl, die dunkle Seite des Waldes - mit all den Schluchtenjodlern und den Leuten die wohl noch Hunde essen sollen.


    Der Schluchtenjodler von der Südseite des Rennsteiges meint:


    richtig ist,wir hinter dem Berg sind eigendlich keine Thüringer.Schon rein sprachlich gesehen und vorallem kullinarisch.


    Falsch war die Eintauschstrategie unserer amerikanischen Befreier vom Hitlerfaschismus 1945 uns als Pfand für ihren


    Sektor in Berlin herzugeben und den Russen zu überlassen.Die Demakationslinie verschob sich daduch in etwa Rennsteig


    und wir durften somit das DDR-System erleben und erfahren.


    Fakt für mich ist: Nördlich vom Rennsteig ess ich nie ne "thüringer Bratwurst"

  • Also aans mist er eich emol gesogt sei lassn. Ich bi werklich stolz drauf, daß iech e Arzgeberger bi. Un wenn dos emende jemondn net paßt, dr ka danne Text suwesu net lasn.



    Da ich ja nun ein bekennender Erzgebirger bin, bin ich auch stolz darauf.
    Fakt ist auf alle Fälle eines, daß zum Beispiel die "gnädigen Herrschaften" aus Leipzig oder Dresden etwas herablassend auf die Erzgebirger reagieren. Das ist aber geschichtlich begründet und hat seine Ursache darin, daß das Erzgebirge zwar den Reichtum der Residenz Dresden erwirtschaftet hat, aber als das Silber alle war, da waren wir das Armenhaus Sachsens und das sind wir bis zum heutigen Tage. Beinahe nirgendwo anders sind die Löhne so niedrig und so ist es auch kein Wunder, daß die Jugend weg zieht. Die Nasen in der Landesregierung werben ja sogar mit dem Niedriglohnland Erzgebirge. Fakt ist, daß ein Arbeiter im Erzgebirgskreis etwa 60 % von dem verdient, was sein Kollege in Dresden hat.


    Ich will nur mal den Anfangstext aufklären. Also eines müßt Ihr Euch gesagt sein lassen. Ich bin wirklich stolz darauf, daß ich ein Erzgebirger bin. Und wenn das eventuell jemandem nicht paßt, der kann diesen Text sowieso nicht lesen.


    Übrigens, bei uns hat beinahe jeder Ort einen eigenen Dialekt und so weiß man zum Beispiel, ob jemand "Basaltnischl" (Scheibenberger), "Hanghuhn" (Buchholzer), "Mondputzer" (Grumbacher) oder "Suppenländer" (Neudorfer) ist.


    Gruß Jürgen

  • Das mit dem ortstypischen Dialekten ist bei uns hinterm Wald genauso


    Hab beim Lesen deiner Einführung 0-Problem gehabt.Weil,ich hab da


    nette Bekannte,bin da sprachlich top in Form (naja).


    Im Oschte müssermer halt zusammehalte auch bei de Sprach undm Verstehe


    vonde Sprach .In diesem Sinne MFG