Lenkrad schwitzt?

  • So muss man leider sagen, dass viele Trabantfahrer die nötigen Informationen seit Jahren spazieren fahren. Deshalb wundert es mich, dass Niemand früher diese Infos gepostet hat.


    Nun - offenbar trägt diese Information aber nicht jedes Lenkrad. Ich habe heute meine 2 vorhandenen Lenkräder geprüft - KEINE Herstellerangabe zu finden.


    Das des 70ers ist nach wie vor jungfräulich, das andere im Lager trieft und riecht satt nach Essig. Schade drum...

  • ich kenne das bei meinem 79er kombi war das auch immer so sogar bei längerer standzeit bildete sich ein nasser leich schmieriger film auf dem lenkrad der trotz reinigung immer wieder auftritt also das ist kein witz das ist wirklich so

  • Habe heute ein total verschleimtes Lenkrad Baujahr 03/1970 in Händen gehalten und abgewischt. Keinerlei Herstellerangabe - kann aber auch daran liegen, daß das Warenzeichen auf der Nabe an der Rückseite nur noch Schlamm war... :heuli2:


    Meine Beobachtung:
    Die Lenkräder zerfließen besonders dann, wenn sie über lange Zeiträume in schlecht gelüfteten, feuchten und ungeheizten Räumen gelagert wurden. Dazu zählen besonders Garagen mit geschlossenen Fenstern - vorrangig im Winterhalbjahr.


    Bestätigt wird das dadurch, daß das Lenkrad 03/1970 15 Jahre in einer eben solchen Garage im verschlossenen Auto (Türen udn fenster zu, Kofferraum zu) vor sich hinmoderte. Mein gelagertes Lenkrad (Baujahr unbekannt) hing lange Zeit in einer ziemlich feuchten Remise, wo die Luft sich kaum bewegte (trotz geöffneter Fenster).


    Hingegen das Lenkrad meines 08/1970er Kombis:
    Absolut trocken. Das Auto steht seit dem Neuaufbau 2001 IMMER mit offenen Fenstern und Türen in gut durchlüfteten Garagen. Ich habe IMMER das Garagenfenster geöffnet (egal bei welchem Weter, auch im Winter) und es weht immer ein leichter Luftzug durch den Raum.


    Also - lüftet die Garagen und Fahrzeuge so gut Ihr könnt - ganzjährig Fenster auf. Und wenn das Auto länger als ein paar Tage steht, Türen, Fenster, Kofferraum auf - immer!

  • Deluxe

    Dass auf den älteren nicht unbedingt ne Beschriftung vorhanden ist, hab ich schon länger vermutet. Mein 74er Lenkrad ist leider so hinüber, dass man keine Aussage darüber mehr machen kann.
    So gesehen danke für deine Verifizierung. :top:


    (Deshalb hatte ich übrigens in meinem letzten posting „zumindest bei „neueren“ Lenkrädern“ dazu geschrieben :zwinkerer: )

    Ich vermute auf eine Umstellung der Formen in den frühen 80er jahren. Zwecks Klärung werde ich wohl noch mal meine Kontakte bemühen müssen.


    Nun gut…..

    Noch eine Information:
    Die PU Lenkräder wurden nicht in Auma gefertigt sondern im VEB Sprengstoffwerke Schönebeck hergestellt.

    Die Angabe des Werks, dass der Grundkörper keine Rolle spielt ist leider nicht zutreffend.
    Es ist in der Zwischenzeit bewiesen worden, dass Übergangsmetallionen (somit auch Eisenionen) die Zersetzung von Polymeren begünstigen. Da man bei den Versuchen im Werk wohl immer eisenhaltige Grundkörper verwendet hat, haben die dazu angestellten Versuche keine Aussagekraft. Allerdings ist der Einfluss dadurch, im Verhältnis zur hauptsächlichen Zersetzungsreaktion (siehe unten), verschwindend gering.


    Zu den Lenkrädern aus Celluloseacetat:

    Betrachtet man die formale Reaktion der Veresterung:

    ROOH + R’OH -> HOH + ROOR’ (wobei in unserem Fall R = Methlgruppe und R’ = Glucoserest)

    So erkennt man, dass bei der Reaktion Wasser entsteht. Das bedeutet, dass für die Rückreaktion (Esterspaltung) Wasser von entscheidender Bedeutung ist.
    Wenn dieses nicht vorhanden ist, ist eine Rückreaktion nicht möglich.

    Die Temperatur bestimmt dabei in erster Linie die Geschwindigkeit und vor allem die Diffusion. Daher die Empfehlung zum möglichst kühlen und trockenem Lagern.

    Was soll man nun praktisch tun?
    Zuallererst muss man leider sagen, dass ein schon gerissenes oder sogar Zersetzungsprodukte zeigendes Lenkrad (autokatalytische Punkt erreicht) nicht mehr zu retten ist. Aber bei noch intakten Lenkrädern sollte man den Prozess weitestgehend verlangsamen oder sogar stoppen können.
    Eine gute Lüftung ist natürlich die einfachste Methode, entfernt aber nicht vorhandenes Wasser, da man über die Umgebung auch wieder Wasser zuführen kann. Ein Lagern im geschlossenen Auto wirkt natürlich wie ein Brutkasten und ist umso mehr zu vermeiden.
    Leider verschleiert auch das Lüften den Zustand des Lenkrades, da entstehende Essigsäure abgeführt wird. Und wenn erst Essigsäure nach außen wandert, sind die Lenkräder eh verloren.

    Ich denke, dass man noch gute und unauffällige Lenkräder am besten Luftdicht verpackt und ein Trockenmittel hinzufügt, welches vorhandenes Wasser bindet. Am besten das Ganze in eine gasdichte Plastetüte verpacken, in welcher sich Silica Gel oder besser Zeolithe als Trockenmittel befinden. Direkten Kontakt mit dem Lenkrad aber unbedingt vermeiden.

    Im Alltag sollte man zusätzlich höhere Temperaturen des Lenkrades vermeiden.
    Also am besten nicht tagelang in der prallen Sonne stehen lassen.

    Um mal ein Beispiel aus dem Bereich der Lagerung von Celluloseacetat Filmen anzugeben:
    Bei 20 % relativer Luftfeuchte und einer Tempearatur von 20 ° C soll so ein Film über 1000 Jahre, bei 80 % relativer Luftfeuchte und 35 ° C nur 4 Jahre haltbar sein.

    Eine Lackierung der Lenkräder ist wohl weniger sinnvoll, da der Kunststoff auf Lösemittel (im schlimmsten Fall sogar Wasser) empfindlich ist. Eine Pulverbeschichtung ist wegen der hohen erforderlichen Temperaturen nicht zu empfehlen.

    Genaues lässt sich aber vielleicht erst in einigen Jahren sagen, was dann aber wohl übel für die meisten Lenkräder zu spät sein wird.
    Schwierig ist es auch schon deshalb eine Patentantwort zu geben, da die Vorgeschichte vieler Lenkräder wohl unbekannt ist. Nicht das ein Vorbesitzer das Lenkrad alle paar Tage mal feucht abgewischt und danach in der Sonne getrocknet hat. :zwinkerer:

    summ, summ, summ, mein Trabi summt herum :raser:

  • na da bin ich aber froh, das ich ein sportlenkrad drin hab. ein lenkrad das zerfliest Oo das muss nich sein. reicht schon das meins letztens einfach mal so locker gewurden is und gewackelt hat und mir der hupenknopf entgegen kam. sachen gibts... :dududu:

  • Also ich will ja etz nicht wie Mr. Vorsichtig rüber kommen aber ich bin mir sicher das das Zeug was da runtertropft nicht gesund ist. Wer weiß was da für giftige Stoffe drin sind. Habt ihr das mit irgendwelchen Reinigungsmitteln bearbeitet. Ich hat es schon mal das Plastikteile geschmolzen sind als ich sie mit Etikettenentferner gereinigt hab. Die Aufkleber gingen ab... Nur leider mit der Plaste *g* Vielleicht liegts daran.


    Zum Glück hab ich ein 89er da ist das neue Lenkrad drin...


    ...abgesehn davon ist das glaub ich das ekligste was ich je gehört hab. Stellt euch mal vor eure Freundin will mir dem Trabi fahrn und fasst da dran... die denkst sich was weiß ich... :verwirrter:

  • @ Deluxe


    Traurig aber wahr… Du wirst dich aber wohl oder übel damit abfinden müssen. :zwinkerer:


    Viel trauriger finde ich aber, dass die Grundkörper noch verhältnismäßig gut aussehen, zumindest soweit man das auf dem Photo erkennen kann.
    Diese hätte man ohne weiteres Aufarbeiten und neue Lenkräder spritzen können. Wenn es denn noch die Formen gäbe… :traurig:


    @ Ignatz


    Auch wenn ich die hundertprozentig exakte Zusammensetzung des Kunststoffs nicht kenne, möchte ich, wie auch weiter oben geschrieben, diesbezüglich Entwarnung geben. Bei den Zerfallsprodukten handelt es sich in erster Linie um Essigsäure, Glucose und diverse Polysacharide sowie verschiedene Essigsäureester davon. Diese Produkte sind absolut harmlos. Wie ich ebenfalls weiter oben geschrieben habe, wird Celluloseacetat auch als Material für Arzneikapseln verwendet.
    Geringe Gefahr geht von dem verwendeten Weichmacher Triphenylphosphataus. Dieser wandert übrigens zu Beginn des Zersetzungsprozesses an die Oberfläche und bildet dort kleine Bläschen.
    Wer näheres über die Toxizität erfahren möchte, möge sich bitte die unter obigem Link verlinkten Datenblätter anschauen. Allerdings kann man sagen, dass in Schmierfetten, Zweitaktöl und auch Benzin mitunter toxischere Substanzen enthalten sind. Und welcher Trabantfahrer hatte so etwas nicht schon mal an den Fingern. :zwinkerer:
    Weiterhin möchte ich nur zu gerne darauf hinweisen, dass in den Lenkrädern aus Polyurethan auch „Chemie“ drin steckt. Die dort verwendeten Monomere können Krebs und Allergien verursachen. Von den ggf. zugesetzten Additiven mal ganz zu schweigen.
    Die Monomere sollten nach dem vollständigen Aushärten kaum noch vorhanden sein. Allerdings wandern die Additive auch nach Jahren noch nach „draußen“. :zwinkerer:


    Und wenn die Freundin das nicht versteht, dann stimmt wohl die Chemie nicht. :grinser::zwinkerer:

    summ, summ, summ, mein Trabi summt herum :raser:

  • Dass es auch andere Lenkräder betrifft wundert mich nicht. Aber der Link unten und der darin befindliche Verweiß auf die Firma ist schon interessant (Variante C).
    Ich habe erst vor kurzem, ohne es zu wissen, in der Nähe der Firma ein kaputtes schmales gegen ein PU Lenkrad getauscht. Somit hätte ich nebenbei wieder ein gutes Restaurationsobjekt vorrätig. Das was in meiner Garage hängt lässt sich kaum noch Lenkrad nennen.
    Wenn Interesse besteht könnte ich in absehbarer Zeit mal bei dieser Firma vorstellig werden und mit selbigem Lenkrad einen Kostenvoranschlag erfragen.
    Wobei es mich auch interessieren würde was die da und wie die das machen. :grinser::zwinkerer:
    Allerdings lassen der Preis von bis zu 500 Euro in dem unterem Link nichts Gutes erahnen.
    :winker:

    summ, summ, summ, mein Trabi summt herum :raser:

  • An solche Preiskategorien werden wir uns aber über kurz oder lang gewöhnen müssen. Zumindest diejenigen unter uns, die restaurieren und altes wirklich werksoriginal wiederherstellen wollen. So ist es bei vielen anderen Marken schon längst...und der IFA-Bereich zieht langsam nach. Wartet mal ab, was eines Tages Kurbelwelen kosten werden, wenns nix mehr zum Regenerieren gibt und irgendjemand NEUE anfertigt... :zwinkerer:


    SUMM:
    Wäre wirklich mal interessant - aber man sollte vielleicht ein intaktes Exemplar mitnehmen, als Vorbildmodell.


    Das Sachsenringlogo, das auf die Nabe kommt, könnte ich dann mehrfach beisteuern. Original, versteht sich. :top:

  • Meins ist von 1988. Und da tropft nichts, da reißt nichts und schmierig ist es auch nicht. (Noch nicht. :hä: )

  • Richtig, die Billigzeiten sind auch beim Trabser vorbei, das ist aber ein typisches Phänomen aller "Youngtimer": Bis zum Alter von 10 Jahren relativ gepflegt, dann kommt die "Tuning-Total-Umbau-Spoiler-und Fun-Car-Phase", wo jedes Auto am Markt billig ist,oft umgebaut wird, alle Zulieferteilehersteller die Überproduktion von Ersatzteilen panikartig auf den Markt werfen, um die Bestände loszuwerden, bis die Karossen nach Russland oder Afrika exportiert werden, und dann, nach Abverkauf der Teile, wird´s eben teuer.
    Ich hab früher Käfer-Stoßstangen mit Pickeln im Chrom reihenweise weggeschmissen, weil die keiner haben wollte, heutzutage sind pro unverbeultem Exemplar locker 100Eu zu erreichen.
    Unsere Ostkollegen haben P50 und P60 reihenweise zersägt, weil die Dinger niemand haben wollte.
    Einzige Fälle der Selbstausrottung von Fahrzeugen bestand in den Marken Renault, Citroen und Peugeot, Väterchen Rost sorgt da zuverlässig dafür, französischen Müll aus unseren Straßen zu entfernen.
    Positiv an der Sache ist, daß sich "Spreu vom Getreide" trennt, sprich, daß künftig nur noch hochwertige und erhaltenswerte Fahrzeuge unterwegs sein werden, also solche Kandidaten, wie der Neuling, der auch noch mächtig stolz zu sein scheint, mit einem kriminell verkehrsunsicheren Gerät tausende unschuldiger Mitmenschen sinnloserweise zu gefährden, dauerhaft aus der Liste der zugelassenen Fahrzeuge entfallen werden.
    Bedauerlicherweise trifft es aber auch diejenigen, die zwar finanziell schlecht dastehen und damit sich das Fahrzeug einfach nicht leisten können.

  • ...das sieht man auch beim BMW 3er. Während die Bastel- und Heizerbuden beim E30 so langsam aussterben und die Teile mittlerweile teurer werden, sieht man beim E36 massenhaft vergammelte, verbastelte oder schrottreife Mühlen.
    Der 36er der ersten Jahrgänge wird einem fast schon aufgenötigt, während der 30er langsam zum Sammlerobjekt wird, vor allem die VFL und deren Teile.
    Beim Trabant sieht man diesen Weg auch, da nach 17 Jahren die meisten leider verschwunden sind und die letzten runtergewirtschafteten Höhlen werden entweder geschlachtet oder aufwendig wieder reanimiert. Und wer aus'm Osten kennt keine Autowerkstatt, in der nicht Unmengen neuer Trabiteile in den Container flogen, weil sie keiner mehr wollte?


    Aber zum Lenkrad: Ich lege, wenn ich in der Sonne parken muss, ein trockenes Handtuch drüber. Sollte gehen, oder?

  • Hmm, ich habe mittlerweile drei kaputte Lenkräder bzw. deren Innenleben rumfliegen. Wäre doch mal interessant zu erfahren, was eine Nachfertigung auf den alten Lenkradkränzen kosten würde.
    Oder mal andersrum gefragt: Gibt es die Gussformen vielleicht noch irgendwo? Sachsenring hat die Teile doch bestimmt nicht selber gegossen, oder? Und Falls doch: Was ist mit dem Krempel passiert?
    Grüße,
    Freddy

  • der plastegriff der ratsche des ostnusskastens hat alles versaut im nusskasten


    aufgerissen und ausgelaufen :dududu: lagerung dunkel, allerdings immer in tempereraturschwankungen , so wie draussen ebend

    Dieser Beitrag wurde 569 mal editiert, zum letzten Mal von DUOcalle: Heute, 22:24

  • Habe heute beim Umräumen des
    Teilebodens meine beiden alten Lenkräder in der Hand gehabt: die hingen
    beide direkt nebenenander an einem Balken. Während das erste völlig
    "verschwitzt" ist, ist das andere fast völlig trocken.
    "Fast",
    weil genau die kleine Stelle feucht/leicht angelöst ist, wo dieses
    Lenkrad Berührung mit der Styroporplatte der Deckenverkleidung hatte.
    Hier zumindest war also das Abdecken/Berühren schädlich für das
    Lenkrad. [Blockierte Grafik: http://www.trabantforum.de/ubb/frown.gif
    An
    dem "tränenden" Lenkrad werde ich jetzt mal ein paar Mittelchen und Wge
    ausprobieren - vielleicht läßt sich die Sache ja doch ein wenig
    eindämmen... [Blockierte Grafik: http://www.trabantforum.de/ubb/wink.gif]

  • Das sich die schwarzen Lenkräder in wohlgefallen auflösen und davonlaufen trifft auch auf alle W50 und [lexicon]Robur[/lexicon] zu. Für [lexicon]Robur[/lexicon] gibts bisher auch keine alternative, kein Repro, viele fahren deshalb das etwas größere als Repro erhältliche W50-Lenkrad. Ist zwar nich original und fährt sich wie mit Servolenkung aber ohne Lenkrad gehts nunmal nicht.
    Wie schon geschrieben ist der Zerfall nicht aufzuhalten und dieser reicht von Zentimeter großen Rissen bis hin zu flüssigteerähnlicher auslaufenden klebrigen Subtanzen.


    Da hilft auf längere Sicht nur eine Neuauflage!