Trabi gekauft - die ersten Fragen

  • Sicher wurde auch im IFA-Vertrieb noch das Eine oder Andere gefummelt - an das (sehr schön... :top: ) geschilderte Beispiel mit der "Abrüstung" eines S-deluxe mittels "standardisierter" Innenausstattung kann ich allerdings eher schwer glauben - schon weil es wohl preislich zu deutlichen Verwicklungen geführt hätte (S-deluxe = Vollausstattung zu einem entsprechend >vollen< Preis). Und glaub mir - es gab auch damals schon mehr als genug Leute, die sich sehr wohl beschwert haben - auch und gerade, WEIL sie so extrem lange auf ihren Trabi warten mußten. Und dann einen S-deluxe z.B. OHNE Kopfstützen nehmen? - eher unwahrsteinlich... :zwinkerer: Übrigens hieß es mitnichten derartig "friß oder stirb" - nimm das Auto so, oder warte eben nochmal 12 Jahre. Man KONNTE ggf. auch ablehnen. Aber einige Wo ode Monate wären ggf. sicherlich ins Land gegangen vor der Ersatzlieferung. Schon, weil die Herren IFA-Päpste pikiert gewesen wären... :zwinkerer:
    Desweiteren gab es eine Standard-Sonderfall MIT ein paar Extras: Kirchenkombis via Genex! Zunächst nur mit Rollgurten ausgestattet, hatten Spät-80er oft auch noch Kopfstützen
    und sogar eineNnadelfilzablage (unter dem "alte A.brett) an Bord - ab Werk.
    Der 2-stufige Schalter hat ein eloxiertes/brüniertes Gehäuse von etwa 4cm Dmr. und 1,5cm stark.

  • Ich wollte auch nur das Prinzip verdeutlichen. ;)
    Viel mehr wurde sicher im Sonderwunsch-Segment umgefummelt, wo ein Sonderwunsch ein Sonderwunsch blieb - egal was da an Ausstattung drin war.


    Und gerade weil innderhalb der Sonderwunsch-Pakete eine enorm breite Palette an Ausstattung verfügbar war, die einerseits kaum mehr als Standard bot, am anderen Ende aber nahezu vollwertiges de luxe behinhaltete.
    Bestes Beispiel:
    Vaters 87er Universal:
    Eindeutig Sonderwunsch laut Bestellung und Kaufvertrag - einfarbig, diagonalbereift, ohne Radio, ohne Zusatzbeleuchtung, ohne Heckwischer. Mit extra bestellten Kopfstützen, Rollgurten, Heckscheibenheizung und Hutablage. Dennoch Chromstoßstangen und die beste verfügbare Innenauststattung vom S de luxe in Kunstleder. Warum weiß niemand - war eben so und für 14.000,-M wurde das auch mitgenommen.

  • Bei den Chromis könnte man z.B. einen Transportrempler mit Stoßstangentod vermuten. - Da war ggf. das fixe Anschrauben eines Satzes der (damals zumeist problemlos erhältlichen) Chromstangen deutlich einfacher/schneller realisierbar, als es mit normalen incl. Lackierung möglich gewesen wäre. Sonstig reichhaltige Innenausstattung war beim S so selten nicht. ;)

  • Aber offenbar gab es für die Innenausstattung kein wirkliches System.
    Das hing wohl alles mit den Ausstattungspaketen zusammen - aber dahinter sind wir bisher noch nicht gestiegen, denn keiner kennt die wirkliche ausstattungstechnische Auflösung solcher Codierungen wie KS g, V 09 und anderer Paket-Kürzel. Bisher gibts nur Vermutungen und Schlußfolgerungen anhand unverbastelter Fahrzeuge.


    KS g ist z.B. der Sonderwunschkombi ohne Sonderwünsche. g = Grundausstattung? Keine Ahnung...


    Die Pakete wiederum waren offenbar abhängig vom einzelnen Kundensonderwunsch und wurden dementsprechend zugeteilt - ggf. auch mit Mehrausstattung, wenn diese eben gerade zum Paket gehörte.


    Wenn einer z.B. Kopfstützen und Hutablage bestellte, gabs vielleicht automatisch die Gambiten verkleidungen dazu.


    Alles etwas nebulös, bis man mal irgendwann 'was Schriftliches im Archiv findet.

  • @ Deluxe


    Es sollte doch sicher noch ehemalige Mitarbeiter des VEB Sachsenring geben die Aufschlussreiche Details nennen können oder??
    Es ist ja "erst" 20 Jahre her....

  • Eben nicht.


    Die Chefetage (mittlerweile alle weit über 80, manche nahe der 90) weiß nix (mehr) und hat auch damals nix gewußt, weil man im Konsturktionsbüro und im Direktorenzimmer andere Probleme hatte.


    Und der handelsübliche Bandarbeiter hat's entweder vergessen oder sich nie drum geschert. Der hatte seinen Laufzettel auf dem alles stand. Ich hab schon zu oft Achselzucken gesehen, um noch an wissende Mitarbeiter zu glauben. Besser wären schriftliche Unterlagen, wenigstens für die Theorie.

  • Zumal Erinnerungen, wenn sie denn vorhanden sind, schon nach "nur" 20 Jahren meist unbrauchbar sind. Da verblasst sehr schnell so einiges. Wenn ich, diesen Gedanken im Hinterkopf, dann auch noch die Heinis höre, die mir am Telefon eine Kassette ins Ohr drücken, dass sie dies oder jenes zu DDR-Zeiten ja alles konnten und gemacht haben und heute noch wissen und überhaupt deshalb alles viel besser können als alle anderen, dann bin ich doppelt skeptisch...
    Mein Lieblingsargument: "Ich hab' ja früher im Werk gearbeitet!"
    Um die Leutchens nicht in Verlegenheit zu bringen, verkneife ich mir dann meist die Frage nach der genauen Tätigkeit...
    Gruß,
    Freddy

  • Nun kommt Y und will seinen S de luxe abholen. den bekommt er auch - aber mit der Standardinnenausstattung, die eigentlich für X gedacht war. Bevor er sich aber beschwert, nimmt er lieben einen S de luxe mit Standardpolstern, innenverkleidungen und ohne Kpfstützen, denn alternativ bekäme er jetzt gar kein Auto. Und die nächste Bestellung dauert dann wieder 10-12 Jahre.
    Beschwert hat sich fast niemand - jeder war froh, überhaupt ein Auto zu bekommen.

    Naja Moment mal aber ich glaube nicht das Y der eine Bestellung für einen S De Luxe und 10-15Jahre gewartet hat sich dann gefallen ließ, das man ihm
    einen Standard verkauft oder??Doch wohl nur mit entsprechendem Preisnachlaß oder Nachlieferung der Teile.
    Alles andere wäre ja dreister Betrug gewesen was sich wohl kaum einer bieten ließ warum auch??schon gar nicht mehr Ende der 80er wo die Unzufriedenheit immer größer wurde!

    Fuhrpark:
    Trabant 601 Bj1988
    Suzuki Bandit 650 Bj2005



    Öl gehört ins Benzin!

  • Hmpf... :augendreh::hmm:


    Natürlich ist das ein erdachtes Extrembeispiel. Ich wollte nur das Prinzip verdeutlichen, nach dem das ablief. Und wer im IFA-Autohaus gesagt bekam "Sie brauchen das Fahrzeug auch NICHT zu kaufen, dann bekommt's eben der nächste!", der hat alles andere als Revolution gespielt.
    Man muß verstehen, daß innerhalb einer Mangelwirtschaft andere Gesetzmäßigkeiten gelten als in der Überflußwirtschaft. Das ist eben so.


    Mein Großvater hatte z.B. 1987 bei der Lieferbereitschaftserklärung Gletscherblau angegeben, aber dann Papyrus bekommen. Man hat ihm klipp und klar gesagt, daß er das Auto entweder nehmen soll oder es lassen kann.
    Und nun hatte man die Wahl:
    Klappe halten, kaufen, heimfahren und einen Neuwagen besitzen.
    Oder (was natürlich möglich war aber keine Erfolgsgarantie hatte) ohne Auto abmarschieren und den Beschwerdeweg gehen. Das ging, manchmal hat's sogar hingehauen (herrliches und erfolggekröntes Beschwerdebeispiel bei www.trabantserie.de), aber wer wußte das vorher? Immerhin - die beschwerde eines SED-Mitglieds wog anders als die eines kleinen Schuhmachermeisters...und genau letzteres war er. und er wollte ein Auto.

  • Schwiegervater hat vor fast genau 21 Jahren (sein, heute mein 89er hat kommende Wo Geburtstag! :top: ) Ähnliches erlebt. Der bestellte S-deluxe war es zwar, allerdings in delphingrau als Hauptfarbe - also genau die, die er eigentl. NICHT wollte.
    Genommen hat er ihn dann aber doch - weil er a) heiß auf einen Neuwagen war (der Vorgänger war zwar noch top, aber eben schon rund 10 Jahre alt) und weil er b) nicht nochmal einige Wochen warten wollte (was man ihm avisiert hatte).

  • Also ich danke Euch erstmal für Eure aufschlussreichen Antworten! :top: :top: :top:


    Ich habe den Erstbesitzer noch einmal kontaktiert und ihn dazu befragt. Er meinte ausdrücklich zu mir, dass er den Wagen so gekauft und zu Lebzeiten nichts umgebaut hat, ausser eine AHK und eine Blinklichkontrollleuchte für den Anhänger. Die Gurte, meinte er, wären so vom Werk gekommen und er hat sie sich eigentlich nicht extra gewünscht. Er wollte nur einen Kombi haben und so wenig Geld wie möglich ausgeben, alles andere war ihm egal. Nun gut, spekulativ... Doch dann holte er Bilder von dem Wagen raus, die kurz nach dem Kauf geschossen wurden! Und siehe da, auf einem Bild sind eindeutig die Rollgurte zu erkennen ( man sieht den schwarzen Kasten, der den Gurt aufrollt). Also war es wohl wirklich ab Werk so...


    ^^


    Gruß, Alex

  • Wegen dem Schlüssel meld dich mal bei:


    DOBLINA Döblina - Schlüssel für IFA Fahrzeuge. Lausitzer Stanz- Umform- und Heiztechnik. Inh. Carola Heinisch
    Hirtenstraße 15a
    03253 Doberlug - Kirchhain
    Tel 03532 233393 - Fax 03532 233395


    Die machen Schlösser und Schlüssel nach Nummer. Hatte mir mal ein neues Schloss dort bestellt, passend zu meinem vorhandenen Schlüssel. Ist halt praktisch da ich jetzt weiterhin nur einen Schlüssel für Tür und Kofferraum benötige. Denke auch mal das du den Türgriff dort hinschicken kannst und die machen dir nen passenden Schlüssel dafür.

  • Das ist ein guter Tipp, danke.


    Ist das auch die Firma, die die Gurte für hinten hergestellt hat?



    Naja, im Moment will der Kleine nicht mehr.


    Ich wollte ihn in die Garage fahren, und er ist ausgegangen und nicht mehr angesprungen.


    Die Zündkerzen waren naß, also war Sprit da.


    Ich vermute mal, es kommt kein Zündfunke an, hatte aber nicht die Zeit, das zu überprüfen..


    Dabei ist mir aufgefallen, daß eine der (vor kurzem neu eingebauten) Zündkerzen wie ladenneu aussieht, die hat noch keinen Verbrennungsvorgang miterlebt.


    Die andere sieht so aus, wie es sein soll.


    Das erklärt zumindest die suboptimalen Beschleunigungswerte...


    Kann ich jede 12V-Zündspule nehmen, oder braucht der Trabi was Spezielles?



    Gruß


    Falk

    Der Fuhrpark:





    • Trabant 601 S Universal, MJ 89, 69000 km, Papyrusweiß, regenerierter Motor, nach 17 Jahren Standzeit 2009 reaktiviert
    • Simson Schwalbe KR 51/2, MJ 82, 24000 km, saharabraun mit Heldrungen-Anhänger MWH/M2
    • Land Rover Defender 110 ex-MoD, MJ 90
  • Würde nicht sofort die Spulen vermuten... Miss lieber erstmal nach ob die Spulen Saft bekommen und ob das Zündgeschirr läuft ;)

  • Meinen ersten Beitrag hier im Forum muß ich nun noch mal hochholen...
    Nach 5 Jahren habe ich den Trabi verkauft, morgen wird er abgeholt.
    In den fünf Jahren habe ich immerhin über 35000km gefahren, zeitweise jeden Tag 100km zur Arbeit und zurück.
    Vermissen werde ich ihn schon, aber zweimal Nachwuchs, keine Zeit und keine Unterstellmöglichkeit ließen mir keine andere Wahl.
    Jetzt fahre ich als Vernunftauto einen Dacia Dokker...
    Der Trabi kommt in gute Hände, das war mir wichtig.
    Für die zahlreiche Hilfe hier im Forum möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bedanken!

    Der Fuhrpark:





    • Trabant 601 S Universal, MJ 89, 69000 km, Papyrusweiß, regenerierter Motor, nach 17 Jahren Standzeit 2009 reaktiviert
    • Simson Schwalbe KR 51/2, MJ 82, 24000 km, saharabraun mit Heldrungen-Anhänger MWH/M2
    • Land Rover Defender 110 ex-MoD, MJ 90