Bremsflüssigkeit korrekt wechseln

  • Zum Glück muß die KFZ-Haftpflichtversicherung auch in solchen Fällen zahlen, denn sonst würde sie ja nicht Haftpflicht- sondern Haftvielleichtversicherung heißen. Es muß also kein Geschädigter Angst haben, seinen Schaden nicht ersetzt zu bekommen, nur weil der Depp, der ihm reingefahren ist, irgend etwas unbotmäßiges in seine Hydraulik gefüllt hat. Allerdings kann die Versicherung ihren Versicherungsnehmer in Regress nehmen, wenn sie ihm grob vertragswidriges Verhalten nachweisen kann. Wer also "nur mal eben schnell" (und wissend oder zumindest ahnend) ohne Bremse unterwegs ist, wird seiner Versicherung einen selbst verursachten und von der Versicherung regulierten Schaden ggf. ersetzen müssen. Gegebenenfalls. Eventuell. Ist ja auch richtig so. Aber eigentlich muß schon ziemlich viel zusammenkommen, bevor eine Versicherung ihr Geld zurückfordert. Zumindest mir ist bisher aber noch nichts dergleichen untergekommen.


    [trollmode = true]


    Allerdings stellt sich dem denkenden Menschen natürlich auch mal die Frage, ob neuerdings nach jedem wie auch immer gearteten Crash Heerscharen von Sachverständigen der Bremshydraulik (oder einer unsichtbar eingebauten Jawa-CZ-Zündung...) nachkriechen, um ihre Versicherungsnehmer wegen irgendwelcher ABE-Formfehler in Regress nehmen zu können. Meines Wissens ist sowas in Deutschland doch eher unüblich. Um nicht zu schreiben selten. Wenn es das überhaupt schon mal gegeben hat. Eventuell.


    [trollmode = false]


    Aber wer weiß schon, ob die Versicherungen in Sachsen nicht doch anders ticken... :zwinkerer:


    Grüße, Tom

  • Wie gesagt, das ist ein offiziell genannter Grund.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Wasser bei gut gewarteten Bremszylindern eindringt, liegt bei 1:1 000 000, die Möglichkeit, daß dadurch die Bremswirkung beeinträchtigt wird, noch geringer, weil bei der silikonbedingten Schmierung keine Adhäsion an den Metallteilen stattfindet und sich ein "Wasserbläschen" nicht ansetzen kann. Da ist die Verharzungsgefahr bei Glycol wesentlich höher, und die entstehenden Kristalle reißen gerne minimalste Riefen in die Manschetten, was dann letztlich den Garaus bedeutet. (besonders natürlich bei "Standmodellen", wie dem 1960er VW, der alle zwei Jahre fahren muß, um einen neuen Aufkleber hinten abzuholen).
    Freilich war ich anfangs auch skeptisch und habe öfters mal die Flüssigkeit durchgepumpt , auf Verschmutzung oder Ablagerungen kontrolliert, und dann nach Prüfung wieder eingefüllt. Wasser würde man erkennen, würde sich wegen des Schweregehaltes in dem (vorher penibel-steril gereinigten Glas-Entlüftungsgefäß) deutlich absetzen.
    Deshalb ist das Material eigentlich ein "Abfallprodukt" der US-amerikanischen Rüstungsindustrie, die wenig bewegte aber dauerhaft einsatzfähige Fahrzeuge brauchte.
    Sehe gerade, Tom R. war auch da....
    mein HU-Prüfer meint, bei einem Hydraulikausfall der Bremse wird bei gravierenden Unfällen nur dann auf die Bremsflüssigkeit geguckt, wenn es schwerwiegende Folgen gab, und dann vornehmlich auf Flüssigkeitsstand Und Undichtigkeiten am System.
    Die Möglichkeit, die BrFl auf Materialkonsistenz untersuchen zu müssen, sind in 25 Jahren Gutachtertätigkeit noch nicht vorgekommen.
    Und, die Jungs leben von [lexicon]HU[/lexicon] und Gutachten.


    Der inoffizielle Grund: Der KFz-Ersatzteilhandel und der Zentralverband der Kfz´ler hatten energisch dagegen protestiert, daß da eine sichere Einnahmequelle wegbricht, die Arbeitsplätze kosten wird....

    Einmal editiert, zuletzt von Fritz Reichert ()

  • Hi Fritz,


    verstehe ich das richtig, daß DOT5-Bremsflüssigkeit also optimal geeignet wäre, um die komplett erneuerte Bremshydraulik meines P50-Restaurierungsobjekts damit erstzubefüllen? Das Zeug verträgt sich tatsächlich mit den Gummimanschetten in Haupt- und Radbremszylindern und muß dann nicht alle paar Jahre gewechselt werden?


    Grüße, Tom

  • Kleiner Nachtrag zum Versicherungsschutz
    Regresshöhe maximal 10.000 € insgesamt (Obliegenheitsverkletzung vor und nach dem Versicherungsfall), fürn Einzelfall (nur eine Obliegenheitsverletung) maximal 5000€...
    Also selbst im schlimmsten aller schlimmen Fälle wäre man mit der "falschen" Bremsflüssigkeit bei max. 5000€...wenn sie denn einen in Regress nehmen...


    MfG Björn

  • So, nur als kleiner Beitrag zwischendurch:


    Hat alles geklappt, Vorratsbehälter ausgesaugt, Leitungen geleert (Reihenfolge wie vorgegeben), dann neue Suppe nachgekippt und die Leitungen entlüftet.


    Die Bremswirkung is DEUTLICH besser als vorher, jetz sind auch Vollbremsungen wieder problemlos möglich und das Bremspedal is nicht mehr steinhart wie ein Brett. :top:


    Vielen Dank für eure Hilfe! :) :)

  • Also meine Bremsanlage war komplett leer und ich habe etwa 0,5 bis 0,75 liter gebraucht.Mehr aber auf keinen fall. :)

  • Kann man so eigentlich nicht sagen, da man ja beim Entlüften so einiges wieder rauspumpt...
    Generell würd ich aber einfach mal 2L kaufen, dann haste auf jeden Fall genug in der Garage...


    MfG Björn

  • Das kann natürlich sein.Ich habe es ja erst einmal gemacht und bei mir hat es gereicht.
    MfG :thumbup:

  • Im Normalfall sollte auch 1 L reichen, aber dann ist vllt. irgendwas undicht und man merkts nicht gleich o.ä. und am Ende reichts dann wegen 50ml nicht... Murphys Law...
    Deshalb tendiere ich dazu lieber etwas mehr, dann hat man auch gleich noch was da wenn man nach net Weile evtl. nochmal entlüften muss o.ä...


    MfG Björn

  • Hallo,



    in der Regel habe ich für alle meine Autos einen Deckel vom Bremsflüssigkeitsbehälter, den ich mit einem Reifenventil versehen habe.


    Dann wird der Bremsflüssigkeitsbehälter randvoll mit neuer Bremsflüssigkeit gefüllt, und mit einer Fahrradluftpumpe (für Autoventile) 1 bar Druck drauf gegeben.


    Dann kann man in Ruhe unters Auto krabbeln, den Schlauch aufstecken und die Entlüfterschraube öffnen.


    Man muß nur ab und an den Deckel vorsichtig öffnen, Bremsflüssigkeit nachkippen, und dann wieder Druck draufgeben.


    Ist allemal schneller und sicherer als mit Kompressor und Druckminderer.


    Wenn Pedaltreter-Methode, dann immer mit Holzklotz unterm Bremspedal, da es sonst teuer werden kann (ist mir mal bei einem Chrysler Voyager passiert...).


    Mit der Methode hatte ich noch nie Probleme, egal ob mit oder ohne ABS, oder Volvo mit den 2 Entlüfterschrauben pro Sattel, oder auch die Kupplung der Saabs.



    In dem Zusammenhang bräuchte ich noch einen Deckel für den Bremsflüssigkeitsbehälter meines Trabi (EZ 88), hat jemand sowas günstig abzugeben?



    Gruß


    Falk

    Der Fuhrpark:





    • Trabant 601 S Universal, MJ 89, 69000 km, Papyrusweiß, regenerierter Motor, nach 17 Jahren Standzeit 2009 reaktiviert
    • Simson Schwalbe KR 51/2, MJ 82, 24000 km, saharabraun mit Heldrungen-Anhänger MWH/M2
    • Land Rover Defender 110 ex-MoD, MJ 90
  • Wobei es immer noch eine Frage der Philosophie ist, ob mit Über-Druck oder per Pumpen entlüftet werden sollte.
    Vorteile der Überdruckmethode:
    1 die Wahrscheinlichkeit, daß Luft wegen leeren Ausgleichsbehälters nachgezogen wird, ist etwas geringer, weil die Bläschen etwas komprimierter ankommen, da der Druck ja schon vor Öffnen des Entlüfterventiles ansteht.
    2 Ein geübter Entlüfter spart Zeit, eventuell pumpt er etwas weniger frische BrFl durch´s Leitungssystem.
    3 bei einer Akut-Reparatur droht seltener ein HBZ-Schaden.


    Und, dieser oft ins Feld geführte erwähnte Punkt 3, nämlich "Schonung des HBZ" ist eigentlich ein Nachteil.


    hiermit kommen wir zum Vorteil der "Pedal-Durchtritt-Methode":
    Wenn ich das Pedal bis zum Bodenblech trete, kommt man beim HBZ zwangsweise in einen seltenen Bereich, der im Idealfall nie erreicht wird. Sind dort Rostnarben, etc, die nach dem Entlüften einen nicht mehr intakten HBZ entlarven, schimpfen viele auf dieses Verfahren, "mein HBZ wäre nicht verreckt, wenn ich anders entlüftet hätte..."
    Und genau das erreicht die Pedal-bis-Bodenblech-Methode: Krepiert der HBZ hierbei, war er sicherheitstechnisch ohnehin ein zu Erneuerndes Bauteil, überlebt er, ist Sicherheit gewährleistet.
    Begründung: Nehmen wir an, eine Bremsleitung platzt, ein RBZ wird undicht, etc: was passiert? ein Bremskreis fällt aus, der Kolben stößt mechanisch auf den zweiten Kolben, nur etwas vehementer, der zweite Kolben dringt dadurch zwangsmäßig in die rundum kristallin verharzte Sphäre ein, dabei wird an der Manschette vorbei genügend Flüssigkeit gepreßt, und ein Totalversagen der Bremse ist die Folge.
    Zugegebenermaßen wurde bei Renault und den restlichen Franzmännern die druckbetriebene Variante bevorzugt, schließlich waren ja auch die Müll-Zylinder von DBA, Bendix oder Girling nach 30-40.000km Schrott, Wartung aber erst bei 50.000 geplant.
    Jedem verantwortungsbewußten Fahrer empfehle ich die Pump-Methode, zeitintensiv, aber wirksam und sicher!
    Wenn ein HBZ beim Entlüften verreckt, hätte er im Notfall bei einer Bremsung auch versagt.
    Es hat auch einige Zeit gedauert, bis die Druckmethode offiziell anerkannt war. Zum Zeitpunkt meiner Gesellenprüfung galt noch, daß eine Leer-Volltritt-Prüfung zwingend war, vor der Entlüftung bzw. Befüllung b; eben deshalb ist es schleierhaft, wie KFZ-Serviceketten den BrFl Wechsel inclusive Material zu Dumping-Aktionen wie 19,99Eu anbieten können.

  • Auch nicht ganz falsch. ^^


    Ich hab früher immer auch mit der "Pumpmethode" entlüftet: Zweiter Mann am Pedal und ich unterm Auto "Treten - Lösen - Treten -Lösen ... Treten - Halten!" und dann zudrehen. Aber erstens ist eben nicht immer ein zweiter Mann zugegen und zweitens hat die Faulheit dann doch hin und wieder mal dazu geführt, daß der Bremsflüssigkeitsstand zu spät kontrolliert, der Vorratsbehälter deshalb leergepumpt und so sinnigerweise wieder frische Luft ins System gepumpt wurde.


    Seit ich meinen Entlüfter habe brauche ich keinen zweiten Mann mehr, sondern nur noch ein Rad mit etwas Luftdruck. Ist am Auto ja meist in mehrfacher Ausführung vorhanden. Der dem Fahrzeug-Vorratsbehälter vorgeschaltete Eazybleed-Vorratsbehälter fasst reichlich frische Bremsflüssigkeit und wenn der tatsächlich mal leer wird, muß man schon seeehr lange entlüftet haben. Man sieht ja durch die herausgepumpte Menge auch sehr schon, wie viel vorne reingelaufen ist. Beim Fahrzeug-Vorratsbehälter ist aber schwer abzuschätzen, wie viel Flüssigkeit wirklich zur Verfügung steht, weil es sich in der Regel um Zweikammersysteme handelt. Da hab ich mich schon öfter mal vertan und nicht bemerkt, daß eine (meist die hintere) Kammer schon leer war. Ergebnis: Wieder schön Luft reingepumpt... :meckerkop:


    Jedenfalls schwör ich inzwischen auf den Eazymann, denn der macht mir das Leben etwas leichter. Die Arbeit geht leichter, schneller und ohne zweiten Mann. Und Hauptbremszylinder musste ich auch noch nie wegen akutem Entlüftungsschaden erneuern.


    Grüße, Tom

  • Habe jetzt mehrere Threads durchgelesen und diesen hier vorgekramt. Infolge einer komplett neuen Vorderachse mit neuer Bremse stand bei mir auch das Entlüften an. Meine Helferin trat das Pedal mangels Wissen voll durch. Die Bremse ist entlüftet, das Auto bremst auch gut, nur ist der Druckpunkt nun deutlich tiefer und fühlt sich weicher an. Wie alt mein HBZ ist, weiß ich nicht. Woran erkenne ich einen durch zu tiefes Niedertreten beschädigten HBZ? Am Kolben innen sind jedenfalls leichte Ölspuren, die können aber auch von der Pedalerieölung von vor 2 Jahren stammen ...
    Für jeden Tipp bin ich dankbar, nur zerlegen traue ich mich ihn nicht.

  • Wenn Primärmanschetten Deines HBZ beleidigt sein sollten, dann merkt man das durch ein mehr oder weniger lanksames Einsinken des betätigten Pedals bis zur Auslegeware.
    Inkontinenzen der Sekundärmanschette (auf der Betätigungsseite) kann man erkennen, ob Bremsflüssigkeit heraussickert. Stopf mal 2 Stück Zewa rundrum rein, beobachte den Stand im Behälter und wenn dieser absinkt und das Zewa feucht von Bremsflüssigkeit ist, dann den Herrn Mallin kontaktieren.


    Wegen dem jetzt größeren Pedalweg / weicherer Betätigung nach erfolgter Belag- / RBZ-Erneuerung, das ist normal - so lange das Pedal noch ausreichenden Abstand zum Boden hat.
    Die Beläge tragen noch nicht vollständig und die Kolben der neuen RBZ sind sehr wahrscheinlich leichtgängiger als die der alten RBZ's.


    LG

    -> --> 26 Jahre <-- <--

    Bayrischer Trabant Club


    ES GIBT NUR WENIGE DUMME FRAGEN, ABER VERDAMMT VIELE DUMME ANTWORTEN !

  • Danke dir Düsentrieb. Ich werde mal eine Pampers meiner Tochter opfern und beobachten. Das Pedal erreicht jedenfalls nicht den montierten Perserteppich, da bin ich schonmal zuversichtlich, dass es "nur" an der neuen Hardware liegt.