Ich und "meine DDR"

  • Zum Thema Untergang der DDR hier ein Beitrag DDR - Stolz oder Pein deutscher Geschichte?


    Zur persönlichen erfahrung: Als 3-jähriger kriegt man nicht allzuviel mit, aaaber eine meine frühesten Erinnerungen ist, dass ich in der Kinderkrippe rumgeheult hab und mir deshalb eine BANANE angeboten wurde, ich jedoch trotzig ablehnte ^^ Mir schmecken Bananen bis heute nicht. Ansonsten erinnere ich mich noch dunkel an Westpakete wo nur abgeranzte Mädchensachen drin waren (man meinte offenbar, hier gäbe es rein garnichts zum Anziehen zu kaufen) und ich war der festen Überzeugung dass ein "Trabant" ein Trabi mit vielen Aufklebern/Schiebebildern sei. Denn der einzige der in unserem Bekanntenkreis nicht Trabi sondern Trabant sagte, war eben der Fahrer eines Trabi der mit sowas vollgeklebt war :D

    Ansonsten: Kinder hatten in der DDR sicher oft positive Erlebnisse, viele damalige Grundschüler fanden es auch "doof" dass die ganzen kindergerechten Pionieraktivitäten mit der Wende einfach weg waren. Aber es ist wie mit loyalen Erwachsenen. Wer sich nicht offen gegen das System stellte, hatte ein vielleicht teilweise von Versorgungsengpässen beshcränktes, aber weitgehend angenehmes Leben. Das allerdings ist in vielen Diktaturen so. Wer Tretminen gegen seine eigene Zivilbevölkerung verlegt und per Schießbefehl & Co klarmacht dass im Zweifelsfall auch auf wehrlose Zivilisten geschossen wird wenn sie nicht spuren, hat mit Demokratie nichts mehr am Hut. Als Kind kriegt man sowas natürlich nicht mit ...


    P.S. es wird immer gerne damit argumentiert, dass in der BRD auch nicht alles demokratisch gewesen sei. Mag sein, aber es ist und bleibt ein mega-Unterschied ob jemand wegen illegalem Grenzübertritt abgeknallt wird, oder ob ihm von einem BRD-Feldjäger ins Bein geschossen wird, wenn er den Wehrdienst (und Zivildienst) verweigert. Todesopfer sind aus letzterem Szenario jedenfalls nicht bekannt.

    6 Mal editiert, zuletzt von mulchhüpfer ()

  • Ich möchte meinen Beitrag noch mal konkretisieren. Einerseits, damit meine Aussage nicht falsch verstanden wird, andererseits um noch etwas zum Thema beizutragen.


    Ich verabscheue unmenschliches Handeln in jedweder Form. Dazu zählt für mich das schießen auf Menschen - egal ob es Soldaten oder Zivilisten sind - genau wie das Unterlassen von Hilfe wenn Menschen in Not sind. Ich wünsche mir keinesfalls das DDR-Regime zurück. Ich bin froh, heute gewisse Freiheiten genießen zu können, die ich damals nicht gehabt hätte. Es war trotzdem ganz sicher nicht alles schlecht an der DDR und ich hatte dort auch eine sehr glückliche Kindheit, an die ich mich gern zurückerinnere. Aber das Schießen auf Menschen an der Grenze, das systematische Ausspionieren der Bürger und die permanente politische Gehirmwäsche finde ich verachtenswert. Diese Punkte gehören für mich genauso zur DDR wie meine glückliche Kindheit oder der Trabant.



    Der Knackpunkt ist nur, dass wir diese Dinge heute nicht wirklich überwunden haben. Auch unsere heutige westliche Gesellschaft macht sich meiner Meinung nach all dieser Dinge schuldig. Vielleicht schießen wir aktuell gerade nicht auf Menschen an den Grenzen, aber dafür lassen wir sie kurz davor verhungern, erfrieren (ok, heute erfriert vielleicht gerade niemand) oder ertrinken. Für mich ist das ethisch nicht besser. Wenn heute die DDR betrachtet wird, werden die vielen Fehler dieses Landes gern in den Vordergrund gestellt. Das sollte man meiner Meinung nach aber ab und zu auch mal in einen sinnvollen Bezug zur heutigen Gesellschaft tun. Dann relativiert sich so Einiges ganz schnell.


    Gruß, Felix

  • Danke für diesen Beitrag!

    Wenn alle so vernünftig und unaufgeregt denken würden, selbstkritisch, schonungslos und aufrichtig auch über die eigenen Zustände berichtend und nicht nur über fremde, dann hätten wir blitzschnell bessere Zustände in allen Bereichen, wo es heute noch schief läuft. Dann bräuchten wir uns auch keine Gedanken mehr zu machen über Sozialismus, Kapitalismus oder sonst was. Einfach mal die Vernunft und Menschlichkeit entscheiden lassen.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Ok das sehe ich ähnlich. Aber es kommt öfters zu einem Problem: Nur, weil bestimmte Leute negative Seiten der DDR instrumentalisieren, um das Land von vorn bis hinten schlechtzumachen, ist das kein Grund, diese negativen Dinge nicht mehr als Problem zu erwähnen. Ja, heute wird auch noch gespitzelt, teilweise sogar ohne Anlass. Können Menschen durch unfaire Praktiken keine Karriere machen, die es verdient hätten. Werden die Medien plötzlich sehr steif und einseitig, wenn es um brisante Themen wie z.b. den Ukraine-Konflikt geht. Trotzdem haben wir eine relativ freie Presse, können oppositionelle Kräfte in den Bundestag wählen und uns bei Unrecht einen Anwalt nehmen, der auch Chancen hat, etwas zu erreichen. Das sind keine Selbstverständlichkeiten.


    Zum Thema Flüchtlingswelle sage ich nur "Zahltag des Kapitalismus".

  • Ja, richtig. Es gibt viele Dinge die in der DDR wesendlich schlechter waren als heute. Es gibt Dinge die damals anders, aber auch nicht unbedingt schlechter waren. Jedoch kann man garantiert auch viele Dinge aufzählen die damals sogar bedingungslos besser waren. Fangen wir bei den Autos an ... :grinsi:


    Unterm Strich geht es uns heute natürlich besser. Wer das bestreitet, dem ist wohl kaum noch zu helfen. Aber das ist kein Grund Dinge einseitig oder verfärbt darzustellen.


    Gruß, Felix

  • Spitzeln braucht man ja heute kaum noch.......nur noch entsprechende Informationen "einsammeln". Viele machen sich ja von ganz allein transparent.

    Was wir heute im Status Quo haben.......wäre ein Traumzustand für die Staatssicherheit.

    Im Stern war akteull ein Artikel, wo ein Frau über sogenannte Ahnenvorschungsportale den Cousin ( des Täters)eines vor jahrzehnten verübten Mordes ausgemacht hat und damit dem Täter auf die Spur kam. (die operieren über DNA-Abgleich). Kein Einzelfall......

  • Der (un)feine Unterschied: damals wurden gezielt bestimmte Personen ausspioniert, heute flächendeckend und allumfassend quasi jeder. Die weit fortgeschrittene Technik macht's möglich und das wird bekanntlich überreichlich (aus)genutzt. ?

    Entgehen könnte man dem nur, wenn man I-Net, Handy & Co konsequent entsagen und alles nur noch bar bezahlen würde (zumindest, solange letzteres noch möglich bleibt...).

    Aber mit einem derart atypischen Verhalten würde man sich wohl unweigerlich auch schon wieder verdächtig machen, frei nach dem Motto:

    ' Der/die hat bestimmt was zu verbergen'.

    ?

  • Es ist also menschlicher, Menschen vor der Grenze ersaufen zu lassen, als direkt auf sie zu schießen?

    Das war nicht die Frage...und müßte gesondert diskutiert werden. Da es sich dabei aber um eine aktuelle tagespolitische Diskussion handeln würde, gäbe es ggf. einen Konflikt mit dem hier geltenden Regelwerk, das politische Diskussionen verbietet. Es gibt Dinge, die sind nicht mal schnell erklärt. Und wenn sich ein ganzer Kontinent aufmacht, um einen sehr viel kleineren anderen Kontinent zu besiedeln, der seinerseits schon sehr, sehr dicht besiedelt ist, dann wird das Ganze völlig ideologiefrei eines Tages an rein physikalische Grenzen stoßen - ob man das will oder nicht, spielt dabei keinerlei Rolle. Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein...das aber nur am Rande.


    Was mich stört ist die mangelnde Objektivität der historischen Betrachtung, wenn jemand davon schreibt, es seien "wehrlose Menschen abgeknallt" worden.

    Das klingt ja gerade so, als seien die Leute vom bösen Regime gegen ihren Willen auf schießwütige Grenzer gehetzt worden, einfach nur damit die etwas zum "Abknallen" hatten. Wie bei einer Treibjagd oder so.


    Die historische Wahrheit ist aber nunmal eine andere.

    Zum einen wußte jeder, daß dort geschossen wird. Und wer auf diese Weise über den Zaun wollte (und zwar egal in welcher Richtung), dem war durchaus klar daß es ein Risiko gibt.

    Zum anderen gab es eine damals geltende Gesetzeslage, die jeglichen Grenzdurchbruch unter Strafe stellte - ebenfalls in beide Richtungen.


    Man kann (und hat ja auch ausgiebig) darüber diskutieren, ob eine solche Gesetzeslage mit dem heutigen Verständnis von Freiheit, der Menschenrechtskonvention, dem Humanismus oder womit auch immer vereinbar ist. Und es herrscht sicher weitgehend Einigkeit darüber, daß es auf Dauer keine Lösung sein kann, die Menschen in ihrem Land einzusperren.

    Aber einfach "wehrlose Menschen abknallen" ist dann doch einerseits zu kurz gegriffen und andererseits doch recht tendenziös im Sinne derer, die sich heute als Sieger fühlen, die Medien beherrschen und somit nunmal die Geschichte in ihrem Sinne schreiben.

  • Die historische Wahrheit ist aber nunmal eine andere.

    Zum einen wußte jeder, daß dort geschossen wird. Und wer auf diese Weise über den Zaun wollte (und zwar egal in welcher Richtung), dem war durchaus klar daß es ein Risiko gibt.

    Zum anderen gab es eine damals geltende Gesetzeslage, die jeglichen Grenzdurchbruch unter Strafe stellte - ebenfalls in beide Richtungen.


    Das kann man sicher so betrachten, wer aber offenen Auges damals, wie heute, die Anlagen betrachtet, erkennt schnell, dass es nur um die "Begrenzung des Flüchtlingsstromes" in Richtung Bundesrepublik ging. Die andere Richtung war durchlässig für die, die das vor hatten, an den Übergangsstellen.

  • >"Und wenn sich ein ganzer Kontinent aufmacht, ..."


    Mir fehlen dir Worte ...



    Stimmt - eigentlich sinds 1,5....

  • Angst vor was? Dem Heer, der uns überrennenden pösen, pösen, schrumpfkopfbastelnden schwarzen Männer?

    Den Milliarden und Abermilliarden halsabschneidenden, vergewaltigenden und kindermordenden Extremmuslimisten?


    Mir machen aufpeitschende Stimmungsmacher, wie Trump, Gauland, Seehofer, Weidel, Söder, Kurz, Salvini usw. mehr Sorgen!

    Herr gib Regen und Sonnenschein, für Reuß - Greiz, Schleiz und Lobenstein,
    und woll'n die annern auch was haam, so soll'n 'se es dir selber saa'n!

  • Auch wenn das nicht gern gehört wird - aber es ist nicht entweder - oder sondern sowie - als auch.


    Und ein Teil der Bevölkerung neigt dazu, die Dinge zu fokusieren, die als besonders schlecht oder besonders gut wahrgenommen werden - leider ist die Realität grün - rot mit Schattierungen.


    Blöd ist nur das a: viele lieber Farbe hätten oder b: gern klar schwarz-weiß. Ist aber beides nicht lieferbar - da ist dann Gehirn gefragt. Manch einer kann gar nichts erkennen, weil er vielleicht nicht möchte - oder rot-grün-Schwäche hat.

  • passend dazu ....



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