Ich und "meine DDR"

Zitat von Papa_Bär

mir fällt beim besten Willen nix, aber auch garnix ein, was man Tolles hätte übernehmen können

Und genau das ist so traurig und erschreckend am Verhältnis zwischen Ost und West:
20 Jahre nach dem Mauerfall schämt sich der "gemeine Wessi" immer noch nicht, derart unqualifizierte, von keinerlei Sachkenntnis getrübte Aussagen laut und vernehmbar unters Volk zu werfen. In meinen Augen disqualifiziert man sich damit in höchstem Maße selbst...
Wie Leute, die die [lexicon]DDR[/lexicon] nie erlebt haben, solche massivst unsachlichen Urteile fällen können ohne sich auch nur im Mindesten zu fragen, ob ihre Kompetenz dazu ausreicht, bleibt mir wahrscheinlich für immer ein Rätsel...

Aber genau dieses Verhaltensmuster ist einer der Gründe, warum eben NICHT zusammengewachsen ist, was angeblich zusammengehört:
17 Millionen Bürger der Deutschen Demokratischen Republik sahen sich ab 1989/90 plötzlich einem riesigen Heer von westdeutschen "Besatzern" ausgeliefert, die genau SO an die Sache herangingen. 17 Millionen DDR-Biographien wurden und werden mit solchen Äußerungen für wertlos erklärt, Millionen von Lebensläufen, Millionen fleißiger Hände, Milliardenwerte Aufbauleistung nach dem Kriege - das alles erhält den "Wertlos"-Stempel von Leuten, die nicht ansatzweise wissen worüber und über wen sie da urteilen. Weil sie zum Teil bis heute noch nie auf ehemaligem DDR-Gebiet waren, weil sie es nicht anders gelernt haben und weil sie es vor allem jahrzehntelang nicht wissen wollten. Weil alles nach Schema WEST beurteilt wird, anstatt nach den Hintergründen zu fragen.
Ein Beispiel: Während man im Westen dank Marshallplan das Wirtschaftswunder als große Leistung der Deutschen feierte, demontierten die Sowjets im Osten noch immer alles, was nicht niet- und nagelfest war und verschleppten es in die UdSSR. Trotzdem wurde bei uns wieder eine Industrieproduktion geschaffen, trotzdem wurden die Trümmer beräumt und sind neue Städte aus Ruinen auferstanden, sozusagen.

Zum besseren Verständnis:
In den Zwickauer Automobilwerken waren die Hallen Ende der 40er Jahre LEER! Und zwar so leer, daß sogar die Installationen entfernt waren. Kilometerweise Kabel, Lichtschalter - bis zur letzten Schraube war alles in die SU verbracht worden. Dennoch hat man es ab 1949 geschafft, wieder eine PKW-Serienproduktion ins Leben zu rufen, an deren Ende immerhin 3 Millionen Trabant standen. Mag ja sein, daß dieses Auto nicht die Krone abendländischer Automobilbaukunst darstellt, mag sein daß seine produktionsmethoden dem Weltstand hinterherhingen - na und? Aber man hat aus NICHTS sehr viel Brauchbares gemacht. Ohne Hilfe von außen, aus eigener Kraft, mit Fleiß und Überlebenswillen.

Für mich ist der Wiederaufbau in der [lexicon]DDR[/lexicon] nach wie vor die größere von beiden deutschen Aufbauleistungen. Nicht, weil hier das Paradies vom Himmel fiel, sondern weil die Voraussetzungen tausendfach schlechter waren als im Westen und das Land TROTZDEM wieder aus dem Schutt erwachsen ist.

So etwas wie Papa Bär's Aussage beleidigt nicht das System, sondern die Menschen, die in diesem System gearbeitet, gelebt, geliebt, geweint und gelacht haben. Und genau deshalb kann ich derartige Sätze nur brüsk zurückweisen.

Deluxe
Ich glaube du missverstehst meine Aussage....
Mir gehts dabei weniger um das, was die Menschen dort geleistet habe... dessen bin ich mir bewusst und davor hab ich auch größten Respekt...
Mir gehts um das System an sich und da gab es weder Einrichtungen noch Systeme die ich für übernehmeswert halte...
Weder das Schulsystem noch die Kinderbetreuung oder sonstwas... ich find einfach nichts... das hat auch nichts mit den Leuten, die in dem System gelebt haben, zu tun... Die mag ich ja^^
Und deshalb nochmals die Bitte um Beispiele, vllt. findet sich ja doch noch was, von dem ich noch nichts weiß und das erstrebenswert wäre...

MfG Björn

De luxe hat völlig Recht!
Der Preßstoff des Trabant wäre im Westen nie entwickelt worden, weil dort ja Blech da war. Wir mußten aus Scheiße Bonbons machen. Auch das ganze SERO - System, auf das der Westen mitleidig herab schaute, war mehr oder weniger aus der Not geboren. Hat aber funktioniert. Mir ging letztens wieder mal der Hut hoch, als so ein schlipstragender,dummer Wessi von 24 Jahren (unsere lieb gewordenen Kollegen aus dem Westteil Deutschlands mögen mir diese Bezeichnung verzeihen aber für solch einen Ignoranten finde ich keine bessere Bezeichnung) zu mir (51) sagte, er mußte uns im Osten ja erst das Arbeiten beibringen. Da hat nicht viel gefehlt und ich hätte ihm den Clip mit dem Handy am Ohr mit samt dem Ohr ins nicht vorhandene Gehirn gedrückt. Generell, mit ist es scheißegal, wo einer her kommt, was er/sie von Beruf ist und was er für eine Weltanschauung hat, Hauptsache, er/sie wollen mich nicht zu ihrer Religion oder so zwingen und lassen mich so leben, wie ich will! Wer Hilfe braucht, der bekommt sie und wenn ich Hilfe brauche, dann bitte ich darum. So wurde ich erzogen. Außerdem wurde uns in der Pionierorganisation eingebläut, daß alle Menschen gleich sind. (jedenfalls von Hinten) Wir wurden dazu erzogen, anderen zu helfen und in der Ellenbogengesellschaft bin ich noch nicht angekommen.
Gruß Jürgen

Nuja, bei ersterem bin ich eigentlich froh, dass es das heute nicht mehr gibt und finds ne unendlich traurige Entwicklung, dass sowas leider wohl wieder eingeführt wird...
Nur meine ganz persönliche Ansicht... ich will niemand verurteilen, aber Kinder unter 3 gehörn zu ihren Eltern und nicht schon mit wenigen Monaten in ne Krippe (ne Freundin arbeitet in ner solchen Einrichtung), wie egsagt, nur meine bescheidene Meinung...

Freizeitangebote, Kultur...ok... wobei da heute auch genug staatliche Gelder fließen und ich da nicht wirklich dafür bin (zufällig war der Bereich einer meiner Hauptstudienthemen), also auch das ist imho kein wirklich erstrebenswerter Zustand... Is für mich eher römische Politik im Sinne von Brot und Spiele... (lediglich die fin. Unterstützung der Hochkultur (Opern, Theater) halte ich in nem Land wie Deutschland für vertretbar)

MfG Björn

//Edit
Für Familien gibts z.B. in BW auch kostenlose Kontingente bzgl. Kultur und Freizeit...

Zitat von Papa_Bär

Nuja, bei ersterem bin ich eigentlich froh, dass es das heute nicht mehr gibt und finds ne unendlich traurige Entwicklung, dass sowas leider wohl wieder eingeführt wird...
Nur meine ganz persönliche Ansicht... ich will niemand verurteilen, aber Kinder unter 3 gehörn zu ihren Eltern und nicht schon mit wenigen Monaten in ne Krippe (ne Freundin arbeitet in ner solchen Einrichtung), wie egsagt, nur meine bescheidene Meinung...

Freizeitangebote, Kultur...ok... wobei da heute auch genug staatliche Gelder fließen und ich da nicht wirklich dafür bin (zufällig war der Bereich einer meiner Hauptstudienthemen), also auch das ist imho kein wirklich erstrebenswerter Zustand... Is für mich eher römische Politik im Sinne von Brot und Spiele... (lediglich die fin. Unterstützung der Hochkultur (Opern, Theater) halte ich in nem Land wie Deutschland für vertretbar)

MfG Björn

//Edit
Für Familien gibts z.B. in BW auch kostenlose Kontingente bzgl. Kultur und Freizeit...

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du lebst im falschem bundesland

schade das die kindererzeihung nicht überall so schön ist wie hier im osten, es gibt nichts besseres wie nen kind im kindergarten/krippe
es gibt im westen betreungsangebote, die kosten 300 €/monat und da darf das kind erst um 9 gebracht werden und mu0ß vorm essen wieder abgeholt werden, was soll der quatsch?

wie schafft das eine arbeitende familie ?

was das kind dort lernt mit seinen artgenossen ,kann keine mutter/vater zu hause schaffen

unser kind muß seit seinem 11 lebensmonat in die kita und wir habens bis heute nicht bereut, echt wahnsinn was die dort mit den kindern alles machen, und das zum günstigen kurs

Nimms mir nicht übel, aber dann schraubt eure Ansprüche runter, dann klappts auch mitn zuhause bleiben...
Ich verdien sicher keine Unsummen, habe 2 Kinder, die große fast 4 und im Kindi und die kleine ist erst 18 Monate alt und meine Frau bleibt daheim! Ohne staatliche Hilfe (abgesehn vom Kindergeld, das aber ja alle bekommen^^)
Uns ist es das wert und wir müssen eben in vielerlei Hinsich dafür zurückstecken... aber wir tuns gerne, für unsre Kinder...

Ob Krippe usw. dem Kind schadet oder es gar fördert... da gehn die Meinungen zu weit auseinander denke, deshalb äußere ich mich dazu lieber nicht... gehört hier auch nicht her

MfG Björn

thema Kindergarten: geschadet hats niemand. ich finde es gut, auch für die kiddies. Heutzutage muss man aber erstmal nen platz bekommen, auch wenn beide eltern voll arbeiten gehen und man sich schon 6 Jahre im elternrat des KIGA beschäftigt hat.

ansprüche runterschrauben ? bei nem frisösen gehalt von 650 € im monat bei 40 stunden ? der is gut ,
ich bin zwar im öffentlichen dienst (ost) aber wenn ich sehe was meine kollegen im westen bekommen die reden wie du

was ist denn schlimm wenn das kind schon mit einem jahr zur betreung geht, erklärs mir doch bitte,

bzw was ist besser wenns 3 jahre zu hause bleibt? lernt es dort talkshows gewissenhaft zu schauen im vormittagsprogramm bei rtl ?

das leben fängt immer an der wurzel an, aber wenn da schon die sache anfängt zu scheitern,

Ach ja... diese kleinen süßen verzogenen Kinder über 3..... individuell getrimmt bis ins perfekt gefönte Haar, immer einen kecken Spruch auf den Lippen für die Erzieher, flankiert von Eltern, die häufig den Kindern jegliche Eigenverantwortung abnehmen bis es zu spät ist, diese zu erlernen. Meist leider gruppenunfähig bis ins Mark......

(Häufig) genervt von einer Mutter, die entweder: a: vorher schon nix konnte oder b: mit Andickung sofort auf "Blagenaufzuchtprogramm" umgeschaltet hat, jegliche familienwirtschaftliche Überlegungen über Bord wirft, um mit dem ungestörten Nestbau beginnen zu können.
(Um dann festzustellen, dass einem meist (da der Mann ja schafffen geht, um die natürlich nicht allzuhohen Bedürfnisse der Familie zu befriedigen) ruckzuck die Decke auf den Kopf fällt weil man es sich ja so ausgerechnet nicht vorgestellt hat.
Oder alternativ von der Kindesaufzucht klar überfordert ist...... auch sowas will gelernt sein....

Was weiß ein Papa Bär von meinen Bedürfnissen und meinen Möglichkeiten zurückzustecken? Ist das jetzt schon das allgemiene neoliberale Gebabbel oder nur einfach westlich gefärbte Arroganz? Lege er doch einfach mal Zahlen auf den Tisch.... vielleicht ist ja auch dort noch Sparpotential....... Ich (wir) helfen gerne..... ich verstehe von sowas ein bischen.

Achtung: Der obige Text enthält Elemente wie Ironie, Sarkasmus oder Zynismus. Sollte sich ggf. eine oder mehrere Personen in diesem Text wiederfinden könnte es nicht bloß Zufall sondern Absicht sein.

PS: mir persönlich fehlt jetzt noch dieser kleine sozialpädagogische Schlenker, das die Kindergärten im Osten der "hohen" Nazi-Quote Schuld sind.

Um das ganze abzurunden bitte ich malo um 5 klare feine Dinge, die diese jetzige (ach so geschmeidige) Gesellschaftsform so klar überlegen machen. Wir können im Nachgang auch gern drüber diskutieren. Ich kann die eine oder andere Sache in Relation setzen. Ein mehr oder minder geborerner Wessi kann sich die damaligen Lebensumstände meist nicht mal virtuell vorstellen. Häufi hat es immer so diesen Beigeschmack als erzähle ein Blinder gerade was über Farben.......