Hallo Forum,
nach jahrelanger Abstinenz melde ich mich mal wieder mit einem Schadensfall,
der vermeidbar gewesen wäre.
Es steht der TÜV-Termin vor der Tür, die Zündung auf Zylinder 1 zickt,
und ich denke - mmh, wird wohl die Zündspule sein.
Bestell' ich mir mal neue. Ah - die alten gibt es nicht mehr, oh fein, da gibt es
ja welche von Bosch bei verschiedenen Händlern, dann kann ich die ja nehmen,
die scheinen ok zu sein, bieten ja viele als Alternative an. Frisch aus Brasilien.
Wenn Du eine MBZA verbaut hast: tu es nicht!
Ich habe meinen Endstufentransitor damit gegrillt.
Verschnupft habe ich mich an Postkugel gewendet, der dann folgende Antwort gab-
und weil ich finde, dass die Erläuterung so ausführlich ist und es schade wäre,
dass sie in meiner Postbox versauert, habe ich mir mal erlaubt, die Antwort
in Auszügen zu veröffentlichen:
Kann ich die Funktion der Zündspulen durch Durchmessen mit einem Multimeter bestimmen?
Ja, das geht. Zwischen Klemme 15 und Klemme 1 (die beiden aeusseren Anschluesse) sollte ein Widerstandswert von ca. 3,5-4,0 Ohm zu messen sein. Dieser Wert variert ein wenig zwischen kalten und warmen Spulen und ist zudem abhaengig vom verwendeten Zuendspulentyp. Bei EBZA und MBZA darf dieser Wert nicht unter 3,5 Ohm liegen (die von Dir verlinkten Spulen besitzen nur 3 Ohm und sind weder fuer die EBZA noch fuer die MBZA geeignet.
Als zweites sollte noch der Widerstandswert zwischen Klemme 1 und Klemme 4 (der Zuendkabelanschluss) geprueft werden. Dieser liegt bei intakten Spulen zwischen 7-8 KOhm. Was Du damit nicht heraus bekommst, sind Hochspannungsueberschlaege, z.B. wg. gerissener Verschlusskappen. Aber da hilft eine pingelige Sichtkontrolle.
Gibt es dem widersprechende Erfahrungen mit den neu gekauften Zündspulen?
Ja, wie schon geschrieben, sind die verlinkten Zuendspulen nicht geeignet.
Rechnen wir mal: Die TO3-Gehaeuse des EBZA-Steuerteiles haben einen Waermeuebergangswiderstand von min. 50K/W, dass bedeutet, bei einem Watt Verlustleistung im Transistor erwaermt sich die Sperrschicht um 50 Kelvin. Der Spannungsfall im Transistor betraegt typisch 0,8V. Bei Ladeschlussspannung der Lichtmaschine 14,2V-0,8V und einem Primaerwiderstand der Bosch-Zuendspulen von 3 Ohm ergibt sich ein Primaerstrom von rd. 4,5A. 4,5A * 0,8V ergibt eine Verlustleistung von 3,6 Watt. Der Schliesswinkel betraegt 180 Grad, d.h. man muss die Verlustleistung noch halbieren. Somit haben wir 1,8 Watt * 50 Kelvin = 90 Kelvin Erwaermung der Sperrschicht im Betrieb. Dazu muss man die Umgebungstemperatur im Gehaeuse rechnen, welche gern mal 40 Grad (die Waerme kann nicht so gut weg) betraegt. Damit erreicht die Sperrschicht 130 Grad. Das liegt ueber dem Wert der Originaltransistoren (max. 115 Grad C) und nur noch knapp unter dem Wert, welche Ersatztypen kurzzeitig lt. Datenblatt aushalten (150 Grad). Zudem vertragt das FR4-Material der Leiterplatten ebenfalls nur kurzzeitig rd. 135. Es kommt jetzt ein wenig auf die Serienstreuung an, ob und wie lange das ganze gut geht. Die Zuendspulen erwaermen sich auch und der Strom laesst nach, waehrend der Spannungsfall am Transistor ebenfalls sinkt. Aber die Sache ist und bleibt "auf Kante gestrickt". Wenn Du die Rechung mit den Trabantserienzuendspulen durchfuehrst (3,8 Ohm Primaerwiderstand), kommst Du auf 110 Grad Celsius, also auch das ist schon recht grenzwertig, verringert sich aber im Betrieb durch die Erwaermung der Spulen auf ca. 90 Grad. Auch nicht wirklich schoen, wenn man die Alterung des Halbleitermaterials im Auge behaelt, aber es geht so...
Kann ich noch einen weiteren Kühlkörper draufschrauben?
Das ist nicht notwendig, sofern die richtigen Zuendspulen benutzt werden.